Malaysia 01.08.2014 – 26.08.2014

Nach 48 Stunden Reise dank unserem Intermezzo mit Malaysian Airlines kommen wir total erschöpft in Kuala Lumpur an. Notabene ohne Hotel und keine Ahnung von der Stadt, da wir ursprünglich zuerst nach Singapur wollten. Seis drum, schlussendlich sind auch wir in einer Absteige in Kuala Lumpur angekommen. Ziemlich angeschlagen verschlafen wir die ersten zwei Tage in der Malaysischen Hauptstadt und müssen uns zuerst einmal zurecht finden. Ab jetzt ist nichts mehr vor gebucht, die nächsten drei Monate hängen von unserer Lust und Laune und vorhandenen (oder eben nicht 🙂 Organisationstalent ab.

Kuala Lumpur – Multikultureller gehts nicht mehr

Ein wenig angeschlagen kriegen wir die Hauptstadt leider nur am Rande mit. Zu einem Sight-Seeing-Türli lassen wir uns doch hinreisen und bekommen einer Eindruck der multikulturellen Metropole. Kuala Lumpur scheint ein Schmelztiegel von Asien zu sein, von Chinesen über Inder und und ein Chrüsimüsi aus Südost-Asien ergibt sich eine unglaubliche Vielfältigkeit der Bewohner. Natürlich hat jede Ethnie einen eigenen Stadtteil, Restaurants und Gotteshäuser, was die Stadt sehr geschäftig und irgendwie nicht greifbar macht. Hinzu kommen viele Touristen aus allen Herren Länder, vor allem auch den arabischen Emiraten, was das ganze noch multikultureller macht. Im Kontrast dazu steht der ultramoderne, westlich angehauchte Stadtteil samt Petronas-Tower. Trotz der kurzen Zeit in KL hat die Stadt sehr interessant für uns gewirkt und scheint symbolisch für die Kultur der Malaien zu sein.

DSCN1187

 

DSCN1193

 

Tioman Island – Welcome to Paradise

Nach einem Monat intensiver Erlebnisse möchten wir nun endlich auch mal an den Strand, Seele baumeln lassen und Fudis im Meer tunken. Man glaubt es kaum, aber auch Reisen kann anstrengend sein 🙂

Dank phänomenalen Geburi-Gschänkli meiner Eltern (nomal danke tuuusiiig an Mami und Papi 🙂 durften wir uns in mega-chic-resort auf der kleinen Paradis-Insel Tioman gönnen. Die sieben-stündige Busfahrt (unser Fahrer aka Louis Hamilton hatte ein Faible für „Kamikaze-Überholen“) und drei Stunden Fähre haben sich echt gelohnt – ich verbudle als erstes meine Fussi im Sand und bin oberhappy. Der Cocktail am Strand und erste Bikini-Abdruck (oder für die Beats unter uns: der erste Sonnenbrand) lassen nicht lange auf sich warten und wir machen uns erholt auf den Weg in den Jungle!

DSCN1215

 

Taman Negara – Jungle Fever oder „iiiiikkkk so gruuuuussssiiiiiiiiigi Viecher“

Tiefen entspannt und wieder fit nach Tioman sind wir übermütig geworden und haben einen vier -tages Trip in den ältesten Jungle der Welt – Taman Negara – im Herzen von Malaysia gebucht. Weil das uns noch nicht genug Grünzeug war, haben wir gleich noch einen weiteren Trip nach Cameron Highlands, dem grössten Teeanbaugebiet von Malaysia dazu gebucht – und dies mit einem local Touroperator.

Nach einem erste-klasse-shitwhole in Kuala Lumpur haben wir uns so richtig auf die freie Natur gefreut und sind in das Büssli gehopst. Also „Büssli“ ist für eine Passagieranzahl von ca. 50 Personen ein wenig untertrieben. Es beschlich uns die erste böse Vorahnung, dass wir wohl nicht mit einer kleinen kuulio-local-organisation reisen, sondern eher ein bisschen Massentourismusluft schnuppern dürfen… Naja, unser Vier-Tages Programm war tatsächlich krass durchorganisiert, samt Antritts-und Abmarschplan für jede Aktivität und akuten Platzmangel auf dem Night-Jungle-Trail – nicht so unser Ding aber es hat sich trotzdem gelohnt! Wir sind mit dem Böötli Fluss-aufwärts gefahren, ein vier-stunden Jungle Trek samt Blutegelinvasion (iiiiiiiiiiiiiiiiiikkkkkkkkkkk) hinter uns gebracht, Night-Safari mit Jeep und gemütlich auf dem Flussbötli-Restaurant malayisches Essen genossen. Einzig die Begegnung mit dem Cola-Dosen-Grossen Urviech („the fly“ – Film schon gesehen?!) in unserem Zimmer hätte ich mir sparen können, aber sonst war’s lustig. *

DSCN1252

DSCN1268

DSCN1279

*Jetzt wissen wir immerhin, wo die Viechli von den Peking-Spiessli so herkommen 🙂

Weiter nach der Touri-Marsch-Programm wurden wir nach Cameron Highlands gefahren – wenn man das so nennen kann. Ein weiterer Cousin von Louis Hamillton (wenn auch ein etwas älteres Exemplar) ist die kurvige Landschaft hinauf geflitzt als obs kein morgen gäbe – was durchaus realistisch ist. Es scheint, als dass es ein paar versteckte Formel-1-Talente in der Petronas Welt gibt.

Die Aussicht auf die Teefelder war der Hammer, der Besuch bei der Teefabrik „BOH“ spannend und der Rest eher lauwarm. Das indische leckere Essen hingegen war hot&spicy und so sind wir weitergedüst in den Norden Malaysias.

DSCN1335

 

 

Peking, 26.07 – 31.07

Peking – oder „einmal Seegurke gedünstet bitte“

DSCN1141

Russland, die Mongolei und drei Wochen Zugfahrt liegen hinter uns, vor uns wartet die Millionen-Hauptstadt Peking. Naja, wir glauben zumindest es ist Peking, denn sehen können wir es nicht. Es stimmt tatsächlich, der Smog in Peking ist von erster Güte, ein Zeichen der rasanten Industrialisierung und nicht vorhandenen Umweltbewusstsein – aber das ist eine andere Geschichte.

DSCN1078

Verschwitze Randnotiz: Juli und August sind die unpassendsten Reisemonate für Peking, da ca. 40 Grad im Schatten und dementsprechend viel Smog….. hüstel…

Unser schmuckes kleines Hotel liegt in einem Hutong-Viertel. Hutongs sind die traditionellen Ziegeldachhäuser mit einem Innenhof, darin wohnt meistens eine mehrköpfige Grossfamilie. Das Viertel hat insgesamt 14 Seitengässli voller Hutongs, die dem Viertel einen altertümlichen Charme verleihen. Diese Gegend hat sich zum In-Viertel von Peking gemausert, mit vielen kleinen Läden und unzähligen Food-Ständen, die von Dim-Sum, zum Hühnrfuss zum Tee und Potenzmittel alles Essbare verkaufen.

DSCN1086

DSCN1089

Die ersten kleinen und grossen Eigenheiten der Chinesen erkennen wir bereits auf dem ersten zwei-stunden Rumgelatsche zum Hotel:

1: Du läufst und läufst und läufst…

Du kriegst KEIN Taxi in Peking, wenn du wie ein Tourist aussiehst, weil: No English – No Have – No understand…

2: Foooootoooo?

Es gibt beinahe keine europäische Touristen. Ich mit meinen blonden Schweisslöckli in der Pekinger Mittagshitze scheine eine Attraktion für sich zu sein. Unzählige Male werden wir von Chinesen auf ein Foto angesprochen. Ausnahmelos alle Chinesen lieben das Peace-Zeichen und haben keine Angst vor Körperkontakt – egal wie verschwitzt du bist…

DSCN1103

3: Die Pekinger U-Bahn ist eine Klasse für sich!
Chinesen sitzen gerne. Immer und überall. Auch in der vollgestopften U-Bahn, auch wenn man dafür ein Omi vom Sitz schuppsen muss. Ach ja, einsteigen tut man übrigens zuerst! Die, die aussteigen wollen, dürfen sich mit panischen Blicken und Rumgefuchtel durch die Menge quetschen, bevor die Türen wieder zu schnellen. Übrigens eine tolle Erfahrung für Klaustrophobische Menschen oder Backpacker…. Das U-Bahn-Netz ist trotzdem 1A: Klima – Sauber – und du kannst dich wirklich nicht verlaufen…nicht einmal ich…

4: Hochkultur?

Kein Wunder wird jedes Handy in China produziert, es ist ein Smartphone-Mekka. Von Kleinkind bis Grosi haben alle ein Smartphone in der Hand und tippen sich die Fingerli wund – und zwar die Ganze Zeit, in der U-Bahn, auf der Strasse, beim Essen. Eine Gruppe lachender Teenies auf der Strasse mit gesenkten Köpfen scheinen sich stundenlang über einen Chat zu unterhalten – so lääääääässss…

5: Hast du schon gegessen?

Heisst in China so viel wie „Gehts dir gut?“. Tatsächlich, es scheint sich alles, aber auch wirklich alles im Leben der Chinesen ums Essen zu drehen. Läuft man durch eine Strasse, hat die Hälfte der Leute einen Snack (Fleischpiessli, Käferspiessli, sonst irgend ein Spiessli) in der Hand von den hunderten lokalen Foodständen. Wir haben uns hinreissen lassen und fleissig mitprobiert, meistens auch mit Erfolg. Was in all den Dim-Sum überhaupt so drin war, wissen wir nicht, aber who cares 🙂

DSCN1092

Die Geisterstrasse, eine x-Kilometer lange „Fressmeile“, wo sich ein Restaurant ans andere reiht, scheint der vollkommene Traum der Chinesen zu sein. Dort suchen wir uns dann auch ein richtiges Restaurant aus, um einmal nicht aus einem Kartöngli irgend ein Gericht mit Stäbli auf der Strasse zu mampfen.

Chic sieht’s aus das Restaurant, voll besetzt mit Chinesen – und uns zwei. Hier ein kleiner Auszug der Karte:

  • 15 verschiedene Varianten einer Seegurke (frittiert, gedünstet, gekocht, garniert, etc.)
  • 10 verschiedene Varianten von Hirn und/oder Zunge und/oder Hoden (Schaf scheint sehr beliebt zu sein)
  • 5 verschiedene Varianten von Füssen (wie immer, die Auswahl der Tiere ist gross…)
  • 1 Sweet&Sour
  • Suppen und Reisgerichte
  • Seafood (in allen Varianten, die schönen und unschönen)
  • 1 Seite „for Foreigners“ –> check 🙂
    Wir haben viel probiert, aber zum Wohle unserer Nerven und Mägen haben wir uns bei den exquisiten Delikatessen (so eine Edel-Seegurke ist übrigens scheiss-teuer!) ein wenig zurück gehalten…

Und was haben wir sonst noch so gemacht, ausser gegessen?

Rumgelaufen! Peking ist unvorstellbar gross und dank der guten U-Bahn-Verbindung und High-Tech-Transa-Schuhwerk kann man im Zick-Zack von traditionellen Hutong zu Riesen-Shopping-Mall zu Königspalast zu Tempelanlage trotten (bei 40 Grad und „kristallklarer“ Luft – selten so wenig geraucht….).

DSCN1117

Einen guten „Überblick“ der Grösse Pekings gibt der Kaiserpalast. Er ist riieeeeesssiiiiiiig und nimmt de gesamten Stadtkern samt Parkanlage, 5 Museen, Fluss und „forbidden City“ in Anspruch. Mussten wir natürlich hin.Mit dem überteuerten Ticket in den Händen wurden wir von den chinesischen Besuchermassen in die ummauerte Anlage geschwemmt, haben uns in den unzähligen Zwischengängen mehrmals verlaufen und sind bei 40 Grad Dim-Sum-mässig im tausend Jahre alten Steingemäuer gedünstet worden! Raus kommt man aus der brennenden Hölle ohne Wasser (sorry, no have…) übriegens nur durch den Palastgarten nach 30 Minuten anstehen – Also rundum eine tolle Erfahrung…

DSCN1099

Man darf nicht sagen, wir hätten nicht daraus gelernt. Am nächsten Tag sind wir zum Tempel der Azurblauen Wolke rausgefahren, der praktischerweise im „shit out of no-where“ am Rande von Peking liegt. Im kühlen Schatten des Waldes, weg vom Smog, ohne tausende Touris, quasi alleine – in Frieden.

DSCN1137

DSCN1155

DSCN1169

Raus aus der Stadt war jedoch ein grösseres Manöver als rein. Lange Geschichte Kurz: 2 stornierte Flüge, 48 Stunden Flughafen, eine indische Meuterei, eine chinesische Flughafenpolizei, eine entnervte Martina und ein übelst erkälteter Beat später sind wir in Kuala Lumpur ausgestiegen (geplant war einmal Singapur als Enddestination, aber das war vor der Bekanntschaft mit Malaysian Airlines).

Mir hat’s trotzdem sehr gefallen, die wuselige Stadt mit ihren sympathischen, ein wenig verwirrten und eigenen Einwohner werde ich gerne nochmals besuchen…vielleicht nicht nochmals im Juli und sicherlich nicht mit Malaysian Airlines!

 

Mongolei – 22.07. – 26.07.2014

Anreise von Irkutsk, Montag, 21.07.2014

DSCN0948

Die Bahnfahrt von Irkutsk wird mir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit (aktueller Ort des Verfassers: Zug UB – Peking) als schlechtester Abschnitt der Transsib in Erinnerung bleiben. Da der Zug hier schon um 07:50 Richtung Mongolei startet, hat der super straff organisierte Tour Operator Baikalkomplex den Transfer auf 06:30 angesetzt, Konsequenz: Wecker klingelt um 05:10. Aufgrund der damit einhergehenden Müdigkeit verschlafe ich den landschaftlich ansprechenden Abschnitt entlang der (angeblich) wilden Selenga. Alles halb so schlimm aber auf die darauf folgende Erfahrung des lebendig gedünstet werden hätte ich verzichten können. Dank fehlender Klimaanlage in der 2ten Klasse kombiniert mit einer ausgefallener Lüftung pendelt sich die Abteilstemperatur im vollbesetzten Zug bei knapp unter 40 Grad ein. Das die darauffolgende Grenzkontrolle über fünf Stunden dauert und das bei geschlossenen Türen & Rauchverbot vermag unsere Stimmung nicht sonderlich aufzuhellen. Nun ja, überlebt ist überlebt und irgendwann nach Mitternacht setzt sich der Zug endlich wieder in Bewegung, Zeit um verschwitzt und erschöpft weg zu dösen.

Ulan Baatar aka Ubee, Dienstag, 22.07.2014

Das von Tsolmon Travel betriebene Serviced Appartment im Stadtzentrum von UB entschädigt für die Strapazen der vergangenen Nacht und nach einer Dusche mit anschliessendem vier stündigem Power-Napping fühlt man sich neugeboren. Die nächsten Tage begleitet uns Munkhuu, eine Ausnahmeerscheinung von Mongole inkl. Master in deutschen Sprachwissenschaften und gelegentlichen Einsätzen für das Bundesamt für Migration.

Munkhuuuuu

Er präsentiert uns eine sehr ausgewogene Sicht auf die „alte“ und „neue“ Mongolei und zeigt auch die Spannungsfelder auf. Den gemütlichen Stadtrundgang wertet er mit extrem vielen wissenswerten Fakten auf und der Besuch in einem der wenigen nicht in den 1920er Jahren (Beginn Sozialistische Herrschaft) zerstörten buddhistischen Klöster beeindruckt. Die in den 1990er Jahren wieder aufgebaute Statue einer Gottheit tut dies durch ihre schiere Grösse:

DSCN0964

Im umfangreichen und liebevoll gestalteten Nationalmuseum der Geschichte bekommen wir eine kurze aber trotzdem mehrstündige Auffrischung in mongolischer Geschichte. Interessant war zu sehen in welchen Punkten die Mongolen die Geschichte ihres Landstriches anders sehen als es die Türken tun, deren Standpunkt wir vor ein paar Jahren im Muzee Askari in Istanbul vermittelt bekamen.

 

Terelj Nationalpark, Mittwoch / Donnerstag

Einfach wow….. Eine beeindruckende Mischung aus mongolischer Steppe und Granitbergen, auch „mongolische Schweiz“ genannt (Passend dazu der aktuelle Nummer 1 Hit in der Mongolei, Jodeln Mongol Style, http://youtu.be/WKFT6Wx47-Q). Unser Ger*-Camp war abgelegen von den anderen Touristen-Camps und hatte keinen Strom dafür Kerzen. Aber die Kulisse hat jeglichen vermeintlich fehlenden Komfort wettgemacht und das Beste war, wir waren die einzigen Gäste!

DSCN0999

 

DSCN1032

DSCN1024

[Hinweis Tiinchen: Man stellt es sich romantisch vor. Nur zur Info, in der Jurte hatte man eine Temperaturwahl zwischen 0 (ohne Feuer) und 40 Grad (mit Feuer)…. Nicht die optimale Betriebstemperatur für Tiinchen.]

Nach diesem tiefem Durchatmen in der mongolischen Weite ging es zurück nach UB. Auf dem Weg zurück besuchten wir die Ruinen eines ehemaligen, damals sehr grossen Klosters. Auch dieses fiel den „Erneuerungsarbeiten“ des nach der Sowjetunion zweitältesten sozialistischen Landes, der mongolischen Volksrepublik, R.I.P., zum Opfer. Es war dennoch ein eigenartiges Gefühl durch die weitläufigen Ruinen zu wandeln und sich darin den geschäftigen Tagesablauf vorzustellen, welcher sicherlich durch die buddhistische Lehre geprägt und so gar nichts mit unserem westlichem Alltag zu tun hatte.

DSCN1036

Am Abend besuchten wir ein Folklorekonzert. Ein kurzes Naserümpfen sei erlaubt aber ich muss sagen, die Vorstellung war überraschend gut und das Niveau der Künstler (soweit von mir beurteilbar) sehr hoch.

 

Zugfahrt, UB – Peking, Ankunft Freitag 26.07.2014

Am darauffolgenden Tag startete unsere vorerst letzte Zugfahrt, diesmal mit dem Transmongolischen Express. Der mongolische Teil der Strecke war zwar sehr (und damit meine ich SEHR) unspektakulär, aber ich denke, die Weite der dortigen Steppe lässt sich auf diese Weite sehr gut erfassen.

DSCN1057

Am Grenzübergang liessen sich die mongolischen Zöllner in etwa gleich viel Zeit wie bei der Einreise, diesmal hatten wir in unserem klimatisierten Erstklasse-2er-Abteil jedoch wenig zu klagen. Auf chinesischer Seite kam dann die interessante Erfahrung eines „Live-Achsen-Wechsels“ für den Zugwaggon hinzu, um uns für die chinesische Spurbreite fit zu machen. Das China ein Land der Extreme sein wird, konnten wir schon während des folgenden Vormittags abschätzen. Der Tag begann mit einer atemberaubenden Kulisse durch malerische Bergtäler.

DSCN1071

Auch auf diesen Fotos ist der Smog von Peking schon ansatzweise zu erkennen. In seiner vollen Pracht sieht er dann in etwa so aus. Man beachte, dass Peking ein paar Einwohner hat und eigentlich mehrere Häuserzeilen hintereinander zu sehen sein sollten:

DSCN1078

Unseren Abenteuern in Peking ist dann der nächste Blogpost gewidmet. Bis dahin, Zàijiàn!

 

*Wird anscheinend nur in Kasachstan Jurte genannt, war das erste auf das wir von Munkhuu hingewiesen wurden… 😉

Irkutsk & Baikal See

Reise, 15. – 16.07.2014

Von Krasnojarsk nach Irkutsk nahmen wir einen weiteren 18 Stunden-Abschnitt Transsib inkl. Übernachtung in Angriff, der uns nach Irkutsk führen sollte. Da Krasnojarsk (aus meiner Sicht ungerechtfertigterweise) in der Gunst der Touristen nicht besonders weit oben steht, waren die Zugsverbindungen entsprechend lokal ausgerichtet. Während der Zug „Nr. 6“ (Standard Touri Moskau – Ulan Bator) während dieser Strecke drei Stopps einlegt, genehmigte sich unsere temporäre Bleibe 16 Halte.

 

Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien
Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien

 

Wie im letzten Blogpost schon angetönt hatten wir diesmal auch zwei Mitreisende in unserem 2. Klasseabteil. Lange Rede, kurzer Sinn; es war ein bisschen anders resp. russischer als bisher aber komfort-technisch ok und auch spannend. Nur Russisch zu sprechen hätte hier wirklich viel gebracht….

 

Irkutsk, 16. & 20.07.2014

Nach Ankunft im Morgengrauen (07:37 Lokalzeit, 02:37 Moskauer Zeit) wurden wir direkt zu unserer Gastfamilie gebracht, welche ein nettes Apartment in der Innenstadt besitzt. Olga nahm uns herzlich in Empfang, ihren Mann Sergej lernten wir später auch noch kennen. Nachdem das unterdessen gewohnte „Ablade- und Zeugs-sinnlos-im-Raum-Verteilmanöver“ abgeschlossen war, ging es an die Erkundung Irkutsks. Der erste und vielleicht auch spannendste Museumsbesuch war das Haus des Dekabristen S. Trubeckoj, welches sehr anschaulich das Martyrium der mutigen Revolutionäre von 1825 schilderte.

 

Dekabristen Museum
Dekabristen Museum

 

Das am Sonntag besuchte, seit 1782 bestehende und damit älteste Heimatkundemuseum Sibiriens war dagegen ein bisschen spärlich bestückt und der zeitgenössische Teil nur in Russisch beschrieben. Trotzdem war es interessant, die Geschichtsschreibung aus sowjetischer Sicht einfach zu sehen und ein Lenin-Pin ist für mich auch noch herausgesprungen. Das sonstige Irkutsk ist aus meiner Sicht nicht weit von seinem Spitznamen „Paris von Sibirien“ entfernt; die Häuserzeilen sind historisch und es gibt ausnahmsweise sogar vereinzelte Kaffees mit Sitzplätzen draussen!

 

Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes
Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes

 

Ein bisschen touristischer als Perm oder Krasnojarsk ist es schon, unsere Guides haben das mit dem Baikalsee begründet, anscheinend ein Pflichtstopp für die Meisten. Bemerken tut man es spätestens dann, wenn man ein Hacker-Pschorr im bayrischen Biergarten trinkt und dafür umgerechnet 9 CHF zahlt…..

 

Baikal See, 17. – 19.07.2014

Auf dem Weg von Irkutsk an den Baikalsee haben wir das Freilichtmuseum Tal’cy besucht, welches definitiv eines der Highlights dieser Gegend ist. Originalgetreue sibirische Holzarchitektur an ca. 400-jährigen Häusern auf einem riesigen Gelände. Ein ganzes Städtchen inkl. einer Festung „Ilimsk“ und dem Erlöserturm. Es war zwar ein bisschen neblig, das war jedoch nicht weiter schlimm sondern hat für eine interessante Stimmung gesorgt:

 

DSCN0847

 

Martina hat es so gut gefallen, dass sie gar nicht mehr mitkommen wollte. Erst auf das Versprechen hin, in der Schweiz einmal Ferien in einem Holzbauernhaus zu machen, liess sie sich wieder aus der Holzhütte locken:

 

Wo ist Martina?   :-)
Wo ist Martina? 🙂

 

Unser Ausflug an der Baikalsee bestand aus jeweils einer Übernachtung in Listvjanka und Bolschie Koty. Das Dörfchen Listvjanka ist einigermassen schnell abgehandelt: Eine Strasse direkt am See, Tourifalle, nichts besonderes zu sehen. Auch deshalb landen wir schon am Nachmittag in einer gemütlichen, kleinen Kneipe und bleiben ziemlich lange dort. Daran sind aber nicht nur wir Schuld, sondern auch unsere neuen Freunde von der russischen Mafia, welche dort Geburtstag feierten, unsere bisher höchste Restaurantrechnung in der Luft zerrissen (aka bezahlten) und uns mit allerlei feinen Sachen bewirteten (Omul, Henessey, etc.).

 

Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast
Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast

 

Und fairness-halber muss man erwähnen, trotz Tourifalle, der Blick vom Hotelbalkon auf den Baikalsee entschädigt doch für einiges:

DSCN0870

 

Der zweite Aufenthalt war in der kleinen Fischer- und Datschasiedlung Bolschie Koty, welches mit dem Tragflügelboot von Irkutsk aus in ca. 1 1/2h zu erreichen ist. Mir persönlich hat das dort ausgelöste Gefühl von Abgeschiedenheit den Atem geraubt. Es ist im grössten Nationalpark entlang des Baikal-Sees gelegen und von nichts als sibirischem Wald umgeben.

 

DSCN0920
Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Baikal-See

 

Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere
Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere

 

Es gibt dort ausser ein paar eher improvisiert wirkenden Datschas wirklich nichts, nicht einmal einen Laden. Einzig diverse zivilisatorische Hinterlassenschaften sind allerorts anzutreffen, was jedoch seinen eigenen Charme hat. Dabei scheint Martina ein richtig gutes Auge für Fotomotive zu entwickeln:

DSCN0899

 

Wie vorher schon erwähnt, wird der Baikal-See von Reiseführern als auch von lokalen Guides als „Must-see“ klassifiziert. Nachdem wir ihn gesehen haben verstehe ich nun auch wieso. Es ist schwer zu beschreiben, aber den tiefsten See dieser Erde umgibt eine ganz spezielle Atmosphäre, welche durch die ursprüngliche Natur rundherum nur verstärkt wird. Und noch etwas profaner ausgedrückt; er ist sauklar und saukalt:

DSCN0926

 

Nach drei Tagen im Zeichen des Baikal sind wir wieder in Irkutsk angelangt und spielen eine weitere Partie „Sinnlos-im-Raum-verteiltes-Zeugs-Einsammel und Einpackmanöver“.

Next Stop: Ulan Bator!