Belize & Guatemala

«Hey maaann, how you doin –  welcome to Belize maaan»! Ein verzottelter Rastafari, dazu ein Fist-Bump, ein herzliches Lachen und ein Augenzwinkern an die «buitiful Ladi» – das war unser erster Kontakt in Belize und er war beispielhaft für die folgenden Wochen und wie wir die «Belizer» wahrgenommen haben: Immer fröhlich und gutgelaunt, herzlich und gastfreundlich – ab und zu etwas gar zerzaust oder zugekifft und manchmal haben wir auch nicht verstanden, was genau gemeint war – aber lustig war es :-). Ich wusste überhaupt nicht, was ich zu erwarten hatte und meine Vorrecherche zu Belize hat genau soweit gereicht, als dass ich Belize City fälschlicherweise als Hauptstadt bezeichnet hatte…  Sprich, ich wusste absolut nichts über dieses Land und war dafür umso positiver überrascht! In den kommenden Wochen entdeckten wir Belize – die wunderschöne Natur, eine vielfältige Kultur und vor allem, einem unglaublich gechillten Vibe, der alles und jeden in Belize vereinnahmt. «Yo man, just keep on simmering» – zu Deutsch: «bleib einfach leicht köchelnd» oder einfach nur «just relax Darlin» war das Motto und das hat perfekt zu unserem gemeinsamen Reiseauftakt gepasst. Die Menschen haben meine Wahrnehmung zu Belize dominiert und ich kann nur sagen: You better belize it 🙂

Die mangelnde Planung hat uns schlussendlich in einem Zick-Zack Kurs durchs Land geführt, was mit den ausgemusterten Schulbussen aus den USA, welche als öffentliche Nahverkehrsbusse genutzt wurden, aber kein Problem war.

Entlang der vier Hauptverkehrsstrassen brummten die Busse vollgepackt mit Menschen, Tier und allen erdenklichen Haushaltswaren, hinterlegt mit lautstarker Reggae-Musik und staubiger Strassenwindbelüftung in regelmässigen Abständen zu einem Spotpreis quer durchs Land.

Der Hummingbird-Highway ist übrigens einer der schönsten Strecken, die ich je gefahren bin – die Jungle-Kulisse wechselt sich mit herzigen kleinen Häuschen ab, die mit ordentlichen Rasen und Veranda zum Verweilen einladen. Auch das hätte nicht passender sein können für Belize…:-)

Unser erster Stopp war in Hopkins entlang der südlichen Küste von Belize, in der Garifuna-Region. Die Garifuna machen etwa 5% der nur ca. 370’000 Einwohner von Belize aus und sind die Nachfahren der afrikanischen Sklaven, welche 1779 die Karibikküste besiedelten. Entsprechend gehören auch die Trommelkünstler aus Belize meistens dieser Ethnie an.

Ihr Gebiet erstreckt sich entlang der karibischen Küste von Belize bis nach Honduras und Nicaragua und sie haben auch ihre eigene Sprache. In Hopkins haben wir aber zuerst einmal nicht allzu viel davon gesehen – ungleich der Backpacker-Manier und als Erholungskur von PezMaya, haben wir uns in ein luxuriöses Resort mit eigenem Pool auf der Terrasse gegönnt und uns 5 Tage hauptsächlich damit beschäftigt, unsere Cocktailgefüllten Bäuchlein in die Sonne zu strecken und in den «simmering-Modus» zu kommen 🙂

Ich konnte es natürlich nicht lassen und musste meine Flossen montieren – Belize ist ein Tauch-Hotspot gekrönt vom «Blue Hole». Ich habe es immer noch nicht verdaut, dass es mir aus organisatorischen Gründen nicht möglich war, das Atoll zu betauchen – dafür hatte ich aber drei sprichwörtlich atemberaubende Tauchgänge am «Lighthouse Reef» – inklusive einem Heer von Haien, Delfinen und sonstigen Unterwasser-Wundern, die mein Herzli höher schlagen liessen.

Von der einten Leidenschaft zur anderen – für Beat mussten wir natürlich die Schokoladen-Fabrik besuchen, wo noch nach der traditionellen Maya-Art natürliche, feinste dunkle Schokolade hergestellt wird. Wir lernten einiges über den Kakao-Anbau und als Einwohner des vermeintlichen Nr.1 der Qualitäts-Schoggi-Landes, ist es doch noch überraschend zu sehen, wie viel chemische Zusatzstoffe den herkömmlichen Schokoladen zugefügt wird.. Naja seis drum, lecker ist ja beides und wie haben ausgesehen wir Kleinkinder mit Schoggi-Müüli als wir die Farm verlassen haben 🙂

Nach einem Zwischenspiel in Belize City, um mein Tauchgepäck nach Hause zu schicken (wir gehen nicht weiter darauf ein, es war eine sehr blöde und teure Idee…) sind wir schnell wieder aus Belize City geflüchtet – denn diese Stadt taugt wirklich zu gar nichts ausser zum Bus wechseln, bei Dunkelheit rausgehen ist auch nicht so eine gute Idee und überhaupt ist der Vibe, ganz im Gegensatz zum Rest zu Belize, eher furchteinflössend.

Also schnell in den nächsten Bus und ab nach San Ignacio, der ideale Ausgangspunkt für Touren durch den Jungle und unseren 4-Tages Trip nach Tikal in Guatemala. Vom «Cave-Tubing» durch kristallklares Wasser zur Besichtigung von Maya Ruinen haben wir auch wieder die Belizer Gastfreundlichkeit und das leckere kreolische Essen genossen.

Weiter ging es nach Flores und Tikal in Guatemala. Wieder mit den öffentlichen Verkehrsmittel – der Grenzübertritt ging reibungslos, die Fahrt im “Collectivo” war dagegen eher “ruppig”.

Aufstehen um 3:00 Uhr morgens hat sich aber gelohnt, die fast 3000 Jahre alte Machtzentrum der Maya war beindruckend.

Die Maya leben übrigens noch heute im Matriarchat, die weiblichen Götter verkörpern neben Fruchtbarkeit auch Weisheit und Kreativität, die Familientraditionen werden von Frauen weitergegeben und sie sind das Oberhaupt in der Familie – nur so zur als kleines Detail zur Info 🙂

Auch Flores ist ein hübsches Städtchen und wir haben die Abende in lustiger Runde verbracht und wie üblich, im Überfluss gegessen und getrunken

Da ich noch ein wenig mehr von den Garifuna sehen wollte, überredete ich Beat zu einem Stopp in Dangriga – dem angeblichen kulturellen Zentrum der Garifuna. Wie sehr ich das bereuen sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die erste Warnung hätte wohl der Weg vom Busbahnhof zu unserem Hostel sein sollen – ein zerzaustes, nacktes Grossmutti lief uns auf der Strasse entgegen. Zwar wurden wir wie immer herzlich auf der Strasse begrüsst, aber dieses Mal sah irgendwie jeder wie entweder Crack-Dealer oder Crack-Konsument aus. In der Stadt mit 9’000 Einwohnern gab es auch sonst absolut nichts zu sehen – nicht überraschend, dass wir die einzigen Touristen waren. Von den 5 Restaurants waren alle ordentlich heruntergekommen und jedes Haus war vergittert wie aus dem besten Zombie-Thriller.

Dazwischen spielten aber wieder Kinder auf der Strasse und alle waren nett wie immer – unsere Verwirrung war komplett. Nachdem wir uns noch 30 Minuten das mini-Garifuna-Museum angeschaut haben, machten wir uns schnell wieder vom Acker.

Um diesen misslungen Ausflug zu korrigieren und die letzten 4 Tage noch auszunutzen, haben wir uns dann megaspontan doch noch für den Touri-Klassiker in Belize entschieden: Caye Caulker. Eine der vielen kleinen Inseln vor Belize ist vor allem bei Backpackern beliebt – gechilter Vibe, viele kleine Bars und Restaurants, keine Autos und die Insel ist in einer Stunde umrundet. Dort haben wir es uns nochmals gut gehen lassen, coole Leute kennen gelernt und ich muss sogar zugeben, dass ich Schnorcheln zu Unrecht als «langweilig» verspottet habe! Der Tagesausflug war eine echte Biodiversitäts-Party und es hat sich ein langgehegter Wunsch von mir erfüllt: Schwimmen mit einem «Manatee»!!!

Nach einem reibungslosen Transport mit dem Wassertaxi machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. 4 Tage in Panama-City sind geplant, bevor wir unseren mehrtägigen Bootstrip nach Kolumbien antreten. Das «Singapur» von Zentralamerika hat eine Wolkenkratzer-Skyline, die sich sehen lassen kann! Unser kleines Boutique-Hotel in der Altstadt Casco Viejo ist perfekt gelegen, um die Aussicht auf den vielen Dachterrassen-Bars zu geniessen. Auch treffen wir die letzten Vorbereitungen für unseren Segel-Trip. Ich bin ehrlich ein wenig aufgeregt, 5 Tage auf dem Boot im offenen Meer war ich nun doch noch nie – aber wir haben uns sagen lassen, dass die San Blas – Inseln und deren Traumstrände das ganze doch wert sind – wir werden das schon «schaukeln»…