Costa Rica

Costa Rica ist bekannt für «Natur- und Erlebnisurlaub» und ein äusserst beliebtes Reiseziel, vor allem für Touristen aus Europa und den USA. Es gilt gemeinhin als sehr sicher, mit wunderschönen Stränden und einer Vielzahl von Nationalpärken, Wasserfällen sowie einer riesigen Biodiversität an Flora und Fauna. Der «Pura Vida Lifestyle» ist mittlerweile weltweit bekannt und passt gut zur Ferienlaune. Er basiert auf dem von Locals häufig genutzten Ausdruck, der vieles bedeutenden kann, aber mehrheitlich die Entspanntheit und Positivität der Ticos unterstreichen soll.

Costa Rica ist somit ein Traumziel für den «etwas abenteuerlustigen» Westler – gerne auch 70+, der noch nie zuvor in Südamerika war. Gekleidet ganz ala Galapagos-Manier im beigen Ganzkörper-Tarnanzug (natürlich mit Safari-Hemd, Reisverschluss-abnehmbaren Hosen, Feldstecher und «Explorer-Schlaphut»), der zwar kein Wort Spanisch spricht, dafür viele Dollar-Nötli in seinem klausicheren Portemonnaie um den Hals schwingen hat (die er auch zu Hauf brauchen wird, später dazu mehr).

Zynismus beiseite… Das Marketing-Team der Costa-ricanischen Reisebehörde hat offensichtlich in den letzten Jahren einen hammermässigen Job gemacht. Tourismus wurde der wichtigste ökonomische Sektor in diesem Land, rund 25% der arbeitenden Bevölkerung stehen im Zusammenhang mit Tourismus. Vom Hörensagen her ahnten wir, dass sich unser Trip durch Costa Rica etwas anders (also touristischer) gestalten könnte wie unsere bisherige Reise. Aber ich war vor 15 Jahren bereits einmal in Costa Rica, dazumal mit EF, am Rande eines verschlafenen Dorfes und ich war begeistert vom lokalen Lifestyle. Es war alles noch ziemlich «rustikal» soweit ich es in Erinnerung hatte, viele Ticos und wenige Hotels und Restaurants. Was kann sich also schon gross verändert haben in dieser Zeit, dachte ich…?

«Im Nachhinein ist man immer schlauer…» diesen Satz habe ich ein paar Mal gemurmelt während unserer drei Wochen hier – aber alles der Reihe nach…

Monteverde

Unsere erste Station ist in Monteverde – das gleichnamige Dorf zum danebengelegenen Nationalpark bestehend aus einem riesigen Nebelwald. Es ist neben La Fortuna eines der zwei bekanntesten Natur-Gebiete im Norden von Costa Rica und wir dachten, es ist der passende Startpunkt für unseren Reise. Damit waren wir offensichtlich auch nicht die Einzigen…. Mit unserem super organisierten Touri-Büsli sind wir von Liberia in unser kleines AirBnB am Dorfrand chauffiert worden, vorbei an unzähligen Hotels, Hostels und Restaurants. Die Unterkunft war sehr basic, aber wir hatten unser Budget sicherheitshalber schon mal reduziert, im Wissen um die noch kommenden hohen Gebühren für Parkeintritte und Touren. Wir zahlten trotzdem noch einen saftigen Preis für diese Sch***-Hütte, als wir von irgendwelchen Viechern in unserem Bett in der Nacht gebissen/gestochen worden sind, sodass wir nur noch flüchten konnten und die Unterkunft wechseln mussten. Notabene unsere erste derartige Erfahrung während drei Weltreisen, die Stiche jucken nach fast 2 Monaten immer noch… Meegagruuusig ja sorry ich weiss – soviel zum ersten «im Nachhinein ist man immer schlauer»…

Aber nun zum Nebelwald! Wie der Name bereits verrät, ist es ein immergrüner Jungle, voller Leben und – wie nicht anders zu erwarten – nasskalt 😉Die Hauptattraktionen sind Hängebrücken und Ziplines, wo man aus verschiedenen Perspektiven die mystische Natur bewundern kann. Haben wir natürlich gemacht – zusammen mit ca. 1000 anderen Touristen – aber schön wars trotzdem.

 Den Bogen (respektive das Budget) haben wir dann etwas überspannt mit dem «Oso Perezoso Refuge». Das Nationaltier von Costa Rica mussten wir natürlich sehen, und da es eher scheu ist haben wir eine Auffangstation besucht, um die Tiere aus der Nähe zu beobachten. 40 USD pro Nase für 15 Minuten ein Tier in Zeitlupe zu beobachten, fanden wir dann doch eher happig…

Den «Real Deal» fanden wir dann schon eher in der Bird-Watcher-Tour, die sich Beat gewünscht hat. In Gedanken ganz bei unserem Familienmitglied aka Vögeli-Fründ Roli, konnten wir diese Gelegenheit natürlich nicht ungenutzt lassen! Die «serious Birders» sind also ein ganz spezielles Völkchen, sie führen sogar weltweite Ranglisten, wer die meisten Vögel in welcher Region gesichtet hat – genannt E-Bird, its a real thing 😊. Als totale Anfängerin fand ich es einfach nur herzig, wie sich Erwachsene mit einer solchen Begeisterung und Hingabe dem Gefieder hoch oben in den Bäumen widmen können. Ich musste schon schmunzeln, als die Gruppe mit ihren teuren Stativen und Ferngläser ganz aufgeregt hin und her gehuscht ist, weil sich offenbar ein Quetzal-Pärchen im Avocado-Baum gezeigt hat. Wir kennen den Mythos um den seltenen Vogel aus Guatemala – als Nationaltier und gleichzeitig heiliger Vogel der Maya. Insofern durften wir auch von diesem «Birder-Must-See» profitieren – jetzt können wir in Ruhe sterben 😉.

Eine kleine Stärkung zwischendurch mit einem traditionellen Casado musste natürlich sein. Das Nationalgericht enthält Reis, Bohnen, Bananen und Huhn – was auch die Grundzutaten für so ziemlich jedes andere Gericht in Costa Rica sind, soviel dazu 😉

 Santa Theresa

Nach so viel Natur (und Silber-Touristen) kam für uns die nächste Station im hippen Surfer-Town an der Pazifik-Küste gerade richtig. Wir haben uns dort zwei Wochen in einem coolen AirBnB einquartiert, damit Beat sich seinem Crypto-Projekt widmen konnte. Ich habe mich in der Zwischenzeit mit dem wunderschönen Strand, Yoga und Tauchen beschäftigt. Am Abend haben wir dann zusammen den grandiosen Sonnenuntergang und das vielseitige Bar- und Foodie-Angebot genossen – also win win win würde ich sagen 😉.

Was uns aber auch hier aufgefallen ist – oder respektive die Abwesenheit davon – ist das lokale Leben. Santa Theresa zieht sich entlang einer staubigen Strasse gesäumt von Hippie-Strandkleider-Shops, stylischen Cafés und ein paar kleineren Supermärkten. Es ist wieder alles nur auf Touristen ausgelegt, man sieht quasi keinen Tico, ausser während ihrer Arbeitszeit als Fahrer, Kellner, Verkäufer etc. Auffallend häufig sind die eigentlichen Besitzer der Restaurants israelischer Herkunft, wir hatten sogar eine Art Synagoge gleich neben unserem Wohnort. Die jüdische Community ist allgemein stark vertreten in Costa Rica, gleich gefolgt von Chinesen, die scheinbar das Monopol auf Mini-Super-Märkte haben und eine grosse Argentinische Diaspora, die mehrheitlich in den Kleiderläden zu arbeiten scheinen. Alles sehr international durchmischt – aber eben sehr wenig Ticos. In mehreren Gesprächen haben wir dann erfahren, dass es für die lokale Bevölkerung aufgrund der explodierenden Preise schlicht unmöglich ist, in den Touristenorten auch zu leben. Das Problem der Gentrifikation haben wir nun schon ein paar Mal angetroffen in Zentralamerika, aber noch nie in einem solchen Ausmass. Seit Covid seien die Preise hoch geblieben, die zusätzliche happige Mehrwertsteuer von 13% treibt die Lebenserhaltungskosten für alle in die Höhe. Während damit scheinbar ein gutes öffentliches Schul- und Gesundheitssystem finanziert wird, hapert es bei der Infrastruktur. Costa Rica ist bekannt für die schlechten Strassen, auch Strom- und Wasserunterbrüche hatten wir in einer Frequenz wie nirgends sonst auf dem Kontinent. Für mich persönlich ist Costa Rica ein Ort der Gegensätze – quasi eine Art «teures Naturpark-Disneyland» für Touristen, von dem aber die lokale Bevölkerung nicht zu profitieren scheint. Wir werden auch überraschend häufig von Ticos gewarnt wegen der mangelnden Sicherheit – was uns ironischerweise in Mexiko nie passiert ist… Das hat mich doch eher überrascht, aber wie sagt man so schön; «im Nachhinein….»

San Jose

Bevor wir uns auf den Weg in die Hauptstadt machen, gibt es noch einen Zwischenstopp in Paquera – unser erstes lokales Dörfchen, wo wir auch mit dem öffentlichen Verkehr hinreisen. Dies inklusive der üblichen Annehmlichkeiten wie 1 Stunde aufs Colectivo warten, gefühlte 40 Grad im Bus und Beat musste stehen für eine Stunde, weil überfüllt – aber wir (und unser Budget) wollten es ja so 😉

Neben der Explorer-Lust gibt es eigentlich nur einen Grund, an diesem Ort Zwischenhalt zu machen und nicht gleich wieder die Fähre zu nehmen, welche die Halbinsel Nicoya mit dem Festland verbindet – und zwar die Biolumineszenz. Als grösster Fan aller Meereswunder musste ich das natürlich sehen! Aufgrund einer chemischen Reaktion, die bei der Wasserbewegung in lebenden Organsimen (in diesem Fall Plankton) entsteht, fangen diese an zu leuchten. Was ein interessanter biochemischer Vorgang ist, sieht in der einfach nur magisch aus. Wir waren in der Nacht auf 2-er Kayaks unterwegs und bereits unser Padel zog einen langen Schimmer hinter sich her. Ich konnte es natürlich nicht lassen und bin samt Kleider und Schuhen ins Wasser gesprungen – es war wirklich ein zauberhaftes Erlebnis – also wirklich wie Disney Land 😉  

Unsere Handy-Kameras konnten die Erfahrung leider nicht richtig einfangen. Aber das Beispielbild kommt der Realität ziemlich nahe.
Wieder auf der Fähre zurück von der Halbinsel

San Jose

Die meisten Reiseführer raten ab von einem Besuch in San Jose, weil es nicht viel zu sehen gäbe und die Sicherheit vor allem am Abend je nach Quartier nicht gerade die Beste ist. Wie üblich wollten wir uns aber trotzdem einen eigenen Eindruck verschaffen und haben es nicht bereut! Zugegeben, die Gegend am Busterminal ist wirklich nicht so schön und uns war auch bei Tag schon mulmig – aber nichts was sich nicht mit einer sofortigen Uber-Bestellung lösen lässt 😉

Wir hatten wieder richtig Lust auf Stadt-Feeling nach so viel Strand und Natur (haha ja sorry ich weiss, spoiled brats) und San Jose hat einige coole Quartiere und Museen, die es zu entdecken gibt. Geschweige denn von unzähligen Restaurants und Bars, die wir natürlich inspizieren mussten. Wir machten eine richtig coole Walking Tour, wo wir auch den Markt besuchten. Endlich wieder mal ein typisch Lateinamerikanischer Mercado, wo es wuselt und lebt, wo man von Heilkräutern über Hühner zu Küchenutensilien alles kaufen kann und wir waren wieder umgeben von Locals – ich liebe einfach diese Atmosphäre! Wir fanden San Jose also definitiv eine Reise wert, auch wenn es vielleicht nicht für jeden Geschmack ist.

Nach diesem gelungenen Aufenthalt haben wir aber entschieden, es gut sein zu lassen mit Costa Rica und haben uns gegen einen weiteren Stopp an der Karibik-Küste entschieden. Wir sind also wieder in den Bus gestiegen, dieses Mal Richtung Panama, und Herr Kuster hat so einiges zu dieser Reise zu erzählen im nächsten Beitrag 😉

Nicaragua

Nach der sehr aktiven, bunten und spannenden Zeit in Guatemala stand uns der Sinn wieder Mal nach einem längeren Aufenthalt. Ein Kollege hatte dafür auch bereits den passenden Tipp auf Lager; San Juan del Sur in Nicaragua! Das würde aber heissen, dass wir sicher El Salvador und eventuell auch Honduras auslassen. Hhhmm, schwierige Frage…

El Salvador als das berüchtigtste Land Zentralamerikas in Bezug auf seine Bandenkriminalität (mit Maras wie MS-13 und Barrio 18) und zweifelhaften Auszeichnungen wie «tödlichste Stadt der Welt 2015» stand nicht besonders hoch auf unserer Liste, aber Honduras? Eine kurze Recherche zeigt, dass Honduras nicht gerade mit Must-see’s gesegnet ist, aber die zwei Karibikinseln Utila und Roatán für Martinas Tauchgelüste durchaus von Interesse sein könnten. 😉 Die Strecke von der Hauptstadt Tegucigalpa in den Fährhafen La Ceiba ist mit 400km resp. optimistischen sieben Stunden Busfahrt eher lange. Und sollten wir die letzte Fähre verpassen, spricht das aktuell dort herrschende Emergency Law gegen eine gemütliche Übernachtung… Ok, Nicaragua it is! Wir buchen uns einen Flug mit der Backpacker-Budget-freundlichsten Airline, in diesem Falle TACA (noch nie gehört aber die fliegen, das können wir bezeugen 😂), und siehe da! Wir kommen dank einer Zwischenlandung auf dem Aeropuerto San Óscar Arnulfo Romero y Galdámez doch noch in den Genuss eines (wenn auch sehr kurzen) Aufenthaltes in El Salvador.

Aeropuerto San Óscar Arnulfo Romero y Galdámez in seiner vollen Pracht

Exkurs El Salvador

El Salvador hat mich dann nicht ganz losgelassen, bin ich in den letzten Jahren doch immer wieder über Informationsbrocken gestolpert. Mehrheitlich im Zusammenhang mit den Bitcoin Abenteuern seines jungen und eher exzentrischen Präsidenten Nayib Bukele. Auch die Menschrechtslage ist aufgrund seines sehr harten Durchgreifens gegen die Maras sehr schwierig. Mit 1.8% der Gesamtbevölkerung hat El Salvador eine der höchsten Inhaftierungsraten der Welt, es kommt zu Massenverhaftungen und Personen werden Jahre ohne Gerichtsverfahren festgehalten, etc. etc. Und seit Anfang 2025 werden Kinder in Gefängnisse für Erwachsene gesteckt, was mir doch sehr problematisch erscheint.

ABER, und das war mir nicht bewusst, die Sicherheitslage hat sich extrem verbessert! Aus den 6’700 Mordfällen in 2015 wurden 114 im Jahr 2024. Wow… Das muss bei einer Politik der Repression nicht zwingend der Fall sein, siehe als abschreckendes Beispiel den «War on Drugs» des mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón. In El Salvador jedoch scheint sich die Zivilgesellschaft mithilfe des sehr unzimperlichen Einsatzes der Sicherheitskräfte so etwas wie einen Alltag zurück erkämpft zu haben.

Hätten wir das Land also doch besuchen sollen? Obwohl es für Touristen heute sicher zu sein scheint, ist es immer noch eine sehr verletzte Gesellschaft und das Regime des netten jungen Nayjb auch nicht über alle Zweifel erhaben. Ich überlasse das jedem persönlich, ob diese Mischung für einem stimmt, ich für mich selbst bin mir da nicht sicher.


San Juan del Sur

Nach der Landung in Managua ging es direkt nach San Juan del Sur, diesmal im durch unser Airbnb vorab arrangierten Privattransfer. Man gönnt sich ja sonst nichts als Backpacker… 😇 Die gut zweieinhalbstündige Autofahrt verging wie im Flug. Wir mögen ein, zwei Mal eingenickt sein, waren aber auch bereits seit 04:30 auf den Beinen. Und vielleicht besser bei der Fahrweise unseres 120kg Luis Hamilton. Zwei Dinge sind sofort ins Auge gestochen; die Leute sind hier um einiges ärmer als in Guatemala, den ersten Pferdewagen zum Warentransport haben wir ca. 10min ausserhalb von Managua angetroffen. Und der Plastikmüll ist leider allgegenwärtig, egal ob am Strassenrand, in den Dörfern oder auch am Malecon von Granada.

Das idyllische Fischerdörfchen San Juan del Sur, unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen

Mein Ziel für diese zwei Wochen war, mein Blockchain Projekt so weit wie möglich voranzutreiben. Am Ende sollten funktionierende Smart Contracts stehen und diese auf einer realen Blockchain deployed sein. Spoiler Alert: Das hat geklappt… 💪

Viel wichtiger, wie hat mein Büro / Martina’s Lounge denn ausgesehen? Martina hatte, wie so häufig, ein glückliches Händchen bei der Auswahl unserer Unterkunft bewiesen und diese hatte alles, was es für zwei angenehme Wochen braucht!

Eine super schöne Anlage mit Pool (leider nie gebraucht, sorry Thomy) und in Gehdistanz zum Dorf, Flussquerung mit Fährman inklusive.

Gegen den verschmerzbaren Obulus von 10 NIO (knapp 25 Rappen) konnte man trockenen Fusses übersetzen

Wir haben uns so wohl gefühlt, dass wir fast vergessen haben, nicht zu Hause in der Schweiz zu sein. Oder waren wir vielleicht ein bisschen in der Schweiz?

Bratherdöpfel, Spiegelei und Tagesschau

Meiner Einschätzung nach ist San Juan del Sur eine der bekannteren Tourismusdestinationen von Nicaragua, vor allem bei Surfern ein sehr beliebter Ort. Abseits der Hauptverkehrsachsen hört es dann aber schnell auf mit asphaltiert.

Die Strasse vom Airbnb zur nächstgelegenen Tienda, Regen bringt den extra Spassfaktor

Das kann man natürlich auch zu seinem Vorteil nutzen und mit dem ATV über sandige Pisten brettern!

Der ATV ging überraschend gut, auch bei 60 Km/h (wer es denn wollte) ging noch was!

Der damit zu erreichende Strand Playa Hermosa trägt seinen Namen also zu Recht! Und der Beach Club war einfach nur super, trotz der maximal abgelegenen Lokation. Toll, fünf Sterne.

Allgemein hatte die Umgebung von San Juan del Sur ihren Reiz; sehr hügelig und bewaldet. Und immer ein tolles Windchen, was mir persönlich exzellent gefallen hat. Irgendwie erinnerte mich es an die Pazifikküste von Rivieria Nayarit. Nun gut, ist ja auch Pazifikküste, einfach ein bisschen südlicher.

Und ja, die Sonnenuntergänge laden zu verlängerten Aperos ein 😋
Vor allem, da mit dem Cerveza Artesanal (Craft Beer) eine meiner Leidenschaften einen grossen Sprung gemacht hat, seit wir die Region 2018 das letzte Mal länger bereist haben

Fazit: Ein sehr angenehmer Aufenthalt, um wieder mal zwei Wochen ein bisschen von der Reise zu pausieren und zu «arbeiten». Arbeiten nicht im Sinne bezahlter Arbeit sondern konzentrierter kognitiver Tätigkeit auf ein Ziel ausgerichtet. Das hat mir unglaublich viel Spass gemacht und diese Kombination ist für mich ein prägendes Merkmal dieser dritten längeren Reise.

San Juan del Sur kann man nun nicht gerade als Schönheit bezeichnen aber die Einwohner sind nett, wenn auch etwas zurückhaltend, und trotz eher einfacher Infrastruktur hat das Dörfchen seinen Charme. Einzig der allgegenwärtige Müll ist schade, barfuss am Strand würde ich nicht empfehlen, sogar eine gebrauchte Spritze haben wir im Sand angetroffen.

Granada

Nach der relativen Abgeschiedenheit von San Juan del Sur durfte es wieder ein bisschen mehr Stadt sein. Perfekt, dass mit Granada die «Kulturhauptstadt» in nur zwei Autostunden zu erreichen ist! Ein wunderschönes Kolonialstädtchen, gelegen am grossen Lago Cocibalco.

Aussicht von der Catedral de Nuestra Señora de la Asunción über den Hauptplatz auf die Stadt
Der Malecon ist hübsch und lässt erahnen, wie gross der Lago Cocibalco wirklich ist…

Auch unser Hotel war im Kolonialstil gehalten und unglaublich herzig, können wir uneingeschränkt weiterempfehlen!

Der Hotelname «con Corazón» war Programm und es hat sich der Jugendförderung verschrieben; jeglicher erwirtschafteter Gewinn wird für die Bildung lokaler Jugendlicher verwendet. Wie wir auf der Walking Tour (später dazu mehr) erfahren mussten, ist dies auch dringend nötig. In Nicaragua sind nur die ersten sechs Jahre Grundbildung kostenfrei, die Oberstufe muss von den Familien selbst bezahlt werden. Die dafür nötigen 10 – 20 USD im Monat mögen uns als keine grosse Hürde erscheinen, Nicaragua ist aber das ärmste Land, das ich persönlich jemals bereist habe. Mit einem (kaufkraftbereinigten) BIP pro Kopf von ca. 9’300 USD befindet es sich in der Gemeinschaft von Angola und Djibouti, da kommt es auf jeden Dollar an.

Kaum im Hotelzimmer angekommen, musste meine Reisegenossin einen herben Schreck verkraften; beim Ausziehen ihres Schuhes fiel ein Skorpion heraus! 😱

Ein Abschiedsgruss aus San Juan del Sur?

Bei näherer Betrachtung hat es sich zum Glück als die Haut eines Skorpions herausgestellt. Da muss sich während unserer letzten Nacht in San Juan del Sur jemand ein gemütliches Plätzchen zur Häutung gesucht haben.

Nachdem der Puls wieder auf ein einigermassen gesundes Niveau gesunken war, machten wir uns auf, die Stadt zu entdecken. Und wow, Granada ist wirklich sehr hübsch und lädt zum Schlendern ein!

Die hiesige Prachtstrasse heisst La Calzada und ist der gesellschaftliche Mittelpunkt von Granada

Kirchen sind das kulturelle Hauptexportgut Granadas, hier ein paar besonders schöne Exemplare:

Eines unserer Highlights war (wie so häufig) die Walking Tour, da man nicht nur das Städtchen kennen lernt, sondern, wenn man ein bisschen Glück hat und neugierig ist, auch ganz viel von einem Local über sein Alltagsleben erfahren kann. In Nicaragua gestaltet sich das ein bisschen schwieriger, da es sich nur vordergründig um eine Demokratie handelt. Meine Jugendhelden der Sandinisten haben sich leider korrumpieren lassen, sitzen seit fast 20 Jahren fest im Sattel der Macht und haben Nicaragua zu einer knüppelharten Diktatur umgebaut. Überall gibt es Spitzel und entsprechend ist es nicht weit her mit der freien Rede. Nachdem einem ersten «Abtasten» hat unser Guide aber erstaunlich ehrlich über die Situation gesprochen, wenn auch nur kurz und in sicherer Entfernung zu jeglichen anderen Einheimischen. Die Repression der letzten Jahre war hart, besonders seit den Protesten im Jahre 2018, bei denen schätzungsweise 300 Leute erschossen wurden. Die Wirtschaft stagniert, die Clans rund um Präsident Ortega reissen die wertvollen Unternehmen an sich und die Leute fürchten sich vor den nächsten «Wahlen». Jetzt verstanden wir auch besser, weshalb die Leute zwar freundlich aber ein bisschen distanziert sind. Mit Ausländern zu sprechen sei nicht unbedingt zu empfehlen und politisches auf jeden Fall zu vermeiden. Die Tour war dennoch sehr informativ und wir lernten viel über die Exportgüter Zigarren & Rum. Und der abschliessende Besuch auf dem lokalen Markt brachte uns wieder auf weniger bedrückende Gedanken, denn wer nicht mit einem Grinsen aus dem Tohuwabohu eines zentralamerikanischen Marktes herausläuft, dem ist nicht mehr zu helfen…

Wer findet die Obwaldnerin im Bild?
Ein romantisches Dinner bei Kerzenschein oder Stromausfall? Vielleicht ein bisschen von beidem… Die Locals sind es sich gewohnt und nehmen es mit stoischer Ruhe hin.

Aber auch der Besuch der Museos Convento San Francisco oder die Kayaktour durch die Isletas de Granada waren spannend. Die Inseln sind heute noch mehrheitlich von Einheimischen bewohnt, auch unser Guide ist auf einer solchen aufgewachsen. Als Jugendlicher darf man dann schon mal vierzig Minuten in die Schule rudern. Benzin ist teuer und rudern gesund. 😛 Immer mehr Inseln werden jedoch von Expats gekauft und somit der Community entzogen. Irgendwie schade aber aufgrund der aktuell herrschenden Situation kann ich die Verlockung von ein paar Hunderttausend Dollar gut nachvollziehen…

05:49: noch ein bisschen verschlafen, aber guten Mutes Richtung Bushaltestelle

Die Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica war nicht besonders spektakulär, sicher aber einer der längeren Grenzübertritte unserer Reisegeschichte. Es gab jeweils zwei prall gefüllte Hallen zu durchwarten, einmal Ausreise und einmal Einreise.

Im «Niemandsland» zwischen Nicaragua und Costa Rica. Wir dachten, wir hätten die Hälfte geschafft. Falsch gedacht 😅

Nun gut, auch diese zwei Stunden+ Schlange stehen gingen vorbei, zusammen Warten eint und mit ein bisschen Glück findet man sich in einem interessanten Gespräch wieder. Diesmal mit einem Schweizer Arzt, der Ende der Neunziger Jahre für ein gutes Jahrzehnt an der nicaraguanischen Karibikküste in einer Klinik gearbeitet hat. Null Infrastruktur aber sehr viel Idealismus; eine sehr inspirierende Lebensgeschichte!

Próxima Parada: Costa Rica!