México mi Amor

Nach 3 Monaten Cozumel und einem Monat in Mexico City sind unsere «stationären» Aufenthalte für den Moment abgeschlossen und wir beginnen unsere Reise quer durch Mexico.

Ich kann es gleich schon vorwegnehmen: «Pinche Mexico the amo»! Was für ein wunderbares Land, reich an Kultur und landschaftlicher Vielfalt – die trotzdem alle eines gemeinsam haben: superfreundliche Einwohner mit viel Lebensfreude und immer für einen Schwatz aufgelegt. Natürlich sind wir uns bewusst, dass Mexiko viele politische, soziale und umwelttechnische Probleme hat und wir uns trotz allem «go local mindset» mehrheitlich auf touristischen, sicherheitstechnisch unbedenklichen Pfaden bewegen und somit nur einen Ausschnitt vom mexikanischen Alltag miterleben konnten – aber ich glaube, wir haben aber trotzdem einen guten Eindruck gewonnen und können das Land als Reise- oder Feriendestination wirklich empfehlen. Nun ein paar Details zu unserer Reise durch Mexiko und warum wir so von diesem Land begeistert sind.

Unsere Reiseroute hat uns quer durch Mexiko von Ost nach West geführt, entlang drei verschiedenen Gewässern (Golf von Mexiko, Karibisches Meer und Pazifik) durch die Staaten Yucatan, Quintana Roo, Campeche, Chiapas, Oaxaca, Jalisco und Nayarit.

But First Things First – Suizos en Mexico

Wir haben uns mega gefreut, dass Verwandte und Freunde die Gelegenheit genutzt haben, uns in Mexiko zu besuchen. Denise & Bas (Schwester von Beat und Partner) haben uns noch in Cozumel besucht und wir haben eine erlebnisreiche Woche miteinander verbracht. Beat und ich waren schon ein bisschen stolz, «unsere Insel» vorzeigen zu können und hatten mit Denise & Bas zwei super spontane und «für alles zu haben»-Gäste, um so auch gemeinsam noch neue Orte zu entdecken.

#UnterwegsMitDenNinios

Etwas ganz Besonderes für mich persönlich war, dass ich mit den beiden meinen ersten, offiziellen Einsatz als frischgebackene Instruktorin im Rahmen eines «Discover Scuba» hatte. Wir hatten viel Spass zusammen und die beiden haben das super gemacht – so gut, dass sie gleich darauf noch den Open Water Kurs im Rekordtempo abgeschlossen haben – Gratulation 😊

Ein paar Wochen darauf haben wir Isabelle & Stefan am Flughafen Cancun in Empfang genommen. Die beiden sind langjährige Freunde von uns und wir haben gemeinsam einen kleinen Roadtrip durch die Bundesstaaten Quintana Roo und Yucatan geplant. Gestartet in Puerto Morelos mit ein bisschen Sonne und Strand für die wintergeplagten Schweizer Besucher, gefolgt von ein bisschen Kolonial-Stadt Flair und Maya Ruine in Valladolid und Chichen Itza, gekrönt von einer relaxing Woche in Holbox hatten wir eine super entspannte und coole Zeit zusammen.

#WeLoveRoadTrips

Danke tuuusig an Denise, Bas, Isabelle und Stefan, dass ihr den Weg auf euch genommen habt, mit uns getrunken, gegessen und gefeiert sowie unser «Mexicosplaining» ertragen habt – ihr habt unsere Reise mit besonderen Erinnerungen erweitert.

Exkurs Beat

Es dürfte ein gutes Jahrzehnt her sein, seit ich Hanspeter bei unserem damaligen gemeinsamen Arbeitgeber IBM das letzte Mal gesehen habe. Und siehe da, kaum habe ich auf LinkedIn meine Reiseabsichten kundgetan, flattert auch schon eine Nachricht rein: «Falls du mal in Merida sein solltest, melde dich, LG Hanspeter». Gesagt, getan! Im September wurde ich von Hanspeter und seiner Frau Moni aufs herzlichste in ihrer neuen Bleibe in Merida empfangen. Neue Bleibe? Die zwei sind ausgewandert respektive in die Heimat von Moni zurückgekehrt. Wow, was für ein mutiger Schritt! Mit sehr viel Liebe haben sie ihr neues Zuhause von Grund auf neu aufgebaut; aus einer Ruine wurde ein wunderschönes Haus, ausgebaut nach ihren eigenen Vorstellungen. Wer die Fotos vom vormaligen Zustand gesehen hat, kann sich vorstellen, wie viele Stunden, Schweiss und Herzblut in das Projekt geflossen sind. Und zum Glück konnte sich Moni dank einer Mischung aus mexikanischen Wurzeln und schweizerischer Beharrlichkeit auf den Ämtern durchsetzen. Das Resultat lässt sich mehr als sehen und ich wünsche den Zwei noch viele glückliche Jahre in ihrer Casa Cuatro Vientos!

Der Kolonialstil ist wunderschön erhalten

Gleich gegenüber Hanspeter’s Haus gab es mit La Ruina eine richtig authentische mexikanische Cantina. Logischerweise mit haufenweise Botanas (~Aperohäppchen) zum Bier…. Merida hat einfach Charme. Punkt.

Proxima Parada – Campeche

Ein Golfcart, eine Fähre, drei Stunden Mietauto-Fahrt über gelöcherte Strassen mit Regen, eine kurze Nacht im Cheapo-Hostel in Playa und sieben Stunden Ado-Busfahrt später haben wir es von Holbox endlich nach Campeche geschafft. Dieser Reiseart im Stil von «der Weg ist das Ziel» wird uns auch im restlichen Teil unseres Mexiko-Erlebnisses begleiten. Das Land ist einfach riesig und logistische wie sicherheitstechnische Aspekte machen den einen oder anderen «Travel Day» etwas länger und umständlicher. Wir nehmen es aber mit Humor – es hat uns ja schliesslich niemand gezwungen, mit fast 40 nochmals als Rucksack-Tourist rumzurennen 😊

Campeche an sich ist herzig, ein rausgeputztes Kolonial-Städtchen mit farbigen Häuschen und vielen Amerikanischen Rentnern. Und frischen Scampi. Mit einer beindruckenden Maya Ruine, aber das wars dann auch schon. Man könnte drüber debattieren, ob es die Reise wert war – wir haben es unter «gesamtheitliche Entdeckungen» abgebucht 😉.

Proxima Parada – San Cristobal

Wir haben Back-Packer-Klassiker und Maya-Ruine Palenque bewusst ausgelassen, weil Beat schon mal dort war und es die bereits «etwas längere Reiseroute» nochmals verdoppelt hätte – somit hatten wir auf direktem Weg per Ado-Bus von Campeche nach San Cristobal nur 12 Stunden Busfahrt durch die Nacht… + 2 Stunden Verspätung… Hüstel… jaja, die Reise ist das Ziel usw…

Es «biitzeli frisch» war es, als wir um 10:00 Uhr morgens aus dem Bus gekrochen sind. Die «kulturelle Hauptstadt» von Chiapas heisst mit vollen Namen San Cristobal de Las Casas, liegt auf 2’200 Meter und hat somit knapp 20 Grad Temperaturabfall im Vergleich zu Campeche. Der Unterschied der zwei Städte könnte auch sonst nicht grösser sein. Zwar hat San Cristobal auch einen Stadtteil mit einer sehr schön erhaltenen Kolonial-Architektur, das Bevölkerungsbild ist jedoch ein ganz anderes.

Die Mehrheit der Einwohner in Chiapas setzt sich aus verschiedenen indigenen Maya-Gruppen zusammen, die sich auch über die Sprache (mehrheitlich Tzotzil, aber es gibt unzählige Dialekte) und Kleidung unterscheiden. Für den Aussenstehenden kaum zu unterscheiden, sieht man im Park Frauen und Männern mit verschiedenen Stoffen oder Accessoires, die jeweils die Zugehörigkeit zu einer Maya Gruppe sowie teilweise auch den sozialen Status definieren. Im Textilmuseum haben wir einiges über die kulturelle Bedeutung und Relevanz der traditionellen Wägetechniken gelernt, die in aufwendiger Handbreit auch heute noch gefertigt werden und auf den Märkten verkauft werden.

Hauptmarkt in San Cristobal mit unabhängiger Verwaltung

San Cristobal ist ebenfalls ein Zentrum für den politischen Aktivismus. Der Bundestaat Chiapas ist seit den 60ern geprägt von Unabhängigkeit-Bewegungen, geführt von links-politischen, indigenen Gruppen die für mehr Rechte und Gleichheit kämpfen. Spätestens mit der Zapatisten-Bewegung 1994 wurde die revolutionären Aktivitäten in der Weltpresse bekannt. Bis heute sind gewisse Teile von Chiapas autonom verwaltet und können ihre Regulatorien selber bestimmen. Der Staat Mexico hat keine anerkannte Richtbarkeit, Polizei und Militär sind in dieser Gegend nicht gerne gesehen. Chiapas ist aber auch der ärmste Bundestaat in Mexiko mit fast 30% der Bevölkerung, die in extremer Armut leben. Die gemeinsame Grenze mit Guatemala bringt zusätzliche Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – haben wir in San Cristobal einen besonderen Vibe gespürt. Ein bisschen rebellisch, ein bisschen revolutionär, es hat uns irgendwie an das Baskenland in Spanien erinnert.

Von politischem Aktivismus auf der Walking Tour, über Street Art oder klaren Statements auf den Bierflaschen in der Cerveceria – San Cristobal war ein vielschichtiger Stop auf unserer Reise und hat uns beiden sehr gut gefallen – trotz der Kälte 😉

Proxima Parada: Oaxaca & Puerto Escondido

Ein weiteres, 14-stündiges «Bustürli» später erleiden wir wieder einen Temperatur-Schock, als wir an der Pazifik-Küste vom Bundestaat Oaxaca im Surfer-Hippie-Town Puerto Escondido unseren geliebten Ado-Bus verlassen. Diese Station haben wir bewusst gewählt, um eine 10-tägige «Pause» einzulegen – das Rucksack-Reisen ist ja nicht immer nur entspannend 😉 Unsere Recherche über Puerto Escondido war durchzogen mit 50:50 reviews – die einten liebten diesen Ort, die anderen hassten ihn – also wollten wir es selbst herausfinden. Der Ort (eigentlich eine Stadt mit 30’000 Einwohner, aber für mexikanische Verhältnisse ist das quasi ein besseres kleines Beach-Kaff) erstreckt sich über eine lange Bucht mit einem donnernden Wellengang – und ist somit einer der top Surf-spots in Mexiko. Der Surf-Lifestyle dominiert auch den Alltag – der Vibe ist sehr entspannt, überall laufen halb-nackte, zottelige Surfer-Boys und Girls herum, Locals sowie Touristen (und auffällig viele Europäer, wo anderswo in Mexiko eher Amerikaner überrepräsentiert sind). Stylische Cafés und Bars, Surf-Kurse, Vegan-Bowls und Yoga-Studios finden sich an jeder Ecke – alles ein bisschen versifft, aber cool – halt wie die Surfer 😉. Der Strand ist richtig sauber und schön, auch wenn aufgrund der Wellen nur mit ein bisschen Mut und bis maximal unter die Hüfte «schwimmbar». Und wow, der Sonnenuntergang am Pazifik hat es also in sich. Ich bin ja nicht so die Romantikerin – aber die Skyline am «Atardecer» ist wirklich atemberaubend. Täglich versammelt sich der ganze Ort um diesem Spektakel beizuwohnen und die Stimmung ist wirklich magisch. Falls die Frage noch unbeantwortet blieb – wir gehören zu den 50%, die Puerto Escondido ebenfalls mega cool fanden 😊. Während des Tages haben wir uns die Zeit mit der Erarbeitung unseres «Life Designs» vertrieben – ein spannender Ansatz von zwei Professoren aus Stanford, womit man quasi den zukünftigen Lebensplan anhand der Prinzipien vom Produkt Design entwickelt. Kann man, muss man aber nicht – denken wohl so einige – aber wir wollten die Zeit, Gelegenheit und Musse nutzen, wenn wir schon mal einen so «freien Kopf und baumelnde Seele» haben nach mehreren Monaten Reisen.

Nach dem «Strandurlaub» hüpften wir auch schon wieder in unseren Bus um in die gleichnamige Hauptstadt von Oaxaca zu fahren. Und erneut ändert sich die Szenerie – wir befanden uns wieder in einem hübschen Kolonial-Städtchen . Notabene auch die Geburts-Region von Benito Juarez, ehemaliger, erster indigener (Zapoteco) und sehr populärer Präsident von Mexiko – nach ihm sind bis heute Flughäfen, Strassen und Dörfer in Mexiko benannt. Entsprechend hat die Stadt auch kulturell etwas zu bieten – aber der wahre Zauber von Oaxaca geht durch den Magen 😉 Oaxaca ist DIE Foodie-Destination von Mexiko. Mit unzähligen Michelin-Sterne-Restaurants und Kochschulen versammelt sich die kulinarische Elite von Mexiko an diesem Ort – unter anderem, um das «Signature Dish» der Region zu kreieren: Die Mole. Übersetzt heisst das «Sauce», ist aber weit mehr als das. Verschiedenste Zutaten (Nüsse, Samen, Chillis, Früchte, Cacao, Käfer etc.) und Zubereitungstechniken bringen eine Unzahl von verschiedenen Saucen in allen Farben (gelb, rot, grün, braun, schwarz etc.) und Geschmacksrichtungen mit sich – allen gemein ist, dass sie sehr intensiv im Geschmack sind und somit nicht alle ein Fan davon sind – inklusive mir. Ich wollte es trotzdem genauer wissen und habe einen ganztägigen Kochkurs auf einer Farm gemacht, was wirklich ein interessantes Erlebnis war.

Meine bessere Hälfte hat sich währenddessen auf die eigenen Stärken besinnt und sich eine Mezcal-Tour gegönnt, denn auch die Destillerien sind ein Wahrzeichen von Oaxaca. Um die gefüllten Bäuchlein wieder etwas abzuflachen, haben wir noch eine Wander-Tour durch das Bergland von Oaxaca gemacht, was auf 3000 Meter Höhe atemberaubend war – aus mehreren Gründen 😉.

Proxima Parada : Jalisco und Nayarit

Dieses Mal mit dem Flugzeug, begeben wir uns beim nächsten Abschnitt wortwörtlich auf «neues Terrain». Obwohl dies unser vierter Aufenthalt in Mexiko ist, haben wir es noch nie bis an den westlichsten Punkt geschafft (von Baja California mal abgesehen). Den Tipp für die «Rivieria Nayarit» haben wir von unserem Spanisch-Lehrer in Mexiko City erhalten. Weitgehend für die Europäischen Touristen unbekannt, welche meistens die Ostküste rund um Cancun bereisen, ist Puerto Vallarta quasi das «Mexikanische Florida» für die nördlicheren US-Amerikaner und Kanadier. Ich würde sie zwar eher als «Gringos Jubilados» und «Snowbirds» bezeichnen.. Diese, nennen wir es mal sozio-ökonomische Gruppe, schwappt wie eine «nordische Silberflut» gegen Süden. Im Klartext: Pensionierte Amis, die sich im günstigen Mexiko eine Sommerresidenz gekauft haben, um den kalten Wintern in Wisconsin und Co zu umgehen. Wohl Mittelständer im eigenen Land, sind sie mit ihrem Budget fast schon Könige im Süden. Entsprechend sind Orte wie Puerto Vallarta in Jalisco mit Sea-View Apartments, Senioren-freundlichen Ausflügen, Diner-Schuppen und guten Autobahnen auf diese Zielgruppe ausgerichtet – wir waren altersmässig definitiv unter dem Durchschnitt, mal was anderes 😉 Diese Gentrification ist überall in Mexiko präsent und bringt entsprechende Probleme für die lokale Bevölkerung mit sich – aber das Thema ist komplex und das ist nicht der richtige Platz für diese Diskussion (und ich will mir keinen wüsten Kommentar von meiner guten mexikanischen Freundin einfangen 😉).

Naja – wenig überraschend waren wir vom Vibe dieses Ortes nicht sehr angetan – was wir aber geahnt und deshalb bereits einen Mietwagen reserviert hatten, um schnell und unkompliziert in den Nachbarstaat Nayarit zu kommen, wo mit Sayulita und San Pancho wieder eine chillige Surfer-Atmosphäre auf uns wartete.

Wie bereits in Puerto Escondido hat uns die Mischung aus Beachbar, Chill und Yoga sehr gut gefallen – dieses Mal etwas tropischer, da der Jungle in Nayarit direkt ans Meer stösst und sich so die kleinen Dörfer noch einen Tick mehr abgelegen anfühlen. Sonnenuntergänge auch kitschig schön wie gehabt.

Für mich ging sogar noch ein weiterer Traum in Erfüllung, als wir mit einer Biologin auf einer Tour Buckelwale beobachten durften. Diese anmutigen Riesen schwimmen zwischen Dezember und März südwärts in wärmere Gewässer, um sich zu paaren. Ich habe nur noch vor Freude gequietscht, als eine Gruppe von Männchen direkt neben unserem Boot ihr Balz-Gehabe für das Weibchen starteten – die nach einigen Minuten mit einer riesigen klatschenden Flosse zu verstehen gegeben hat, dass sie mit der aktuellen Auswahl an Herren nicht zufrieden ist und somit neue Anwärter anlocken wollte – einfach fantastisch, die Natur so hautnah miterleben zu dürfen!

Aber auch dieser Abschnitt ging schneller vorbei als gedacht und schon hatten wir einen letzten langen Reisetag vor uns – notabene am 24.12. – um Mexiko Richtung Guatemala zu verlassen. Ich hatte ehrlich gesagt nicht nur ein weinendes Auge am Flughafen in Mexiko City…. Die 6 Monate in Mexiko waren fantastisch, geprägt von vielen tollen Erlebnissen mit Menschen und Natur. Wir haben wohl beide unser Herz an dieses Land verloren und mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht das letzte Mal mexikanischen Boden betreten habe – ich hoffe es zumindest ❤