Peking, 26.07 – 31.07

Peking – oder „einmal Seegurke gedünstet bitte“

DSCN1141

Russland, die Mongolei und drei Wochen Zugfahrt liegen hinter uns, vor uns wartet die Millionen-Hauptstadt Peking. Naja, wir glauben zumindest es ist Peking, denn sehen können wir es nicht. Es stimmt tatsächlich, der Smog in Peking ist von erster Güte, ein Zeichen der rasanten Industrialisierung und nicht vorhandenen Umweltbewusstsein – aber das ist eine andere Geschichte.

DSCN1078

Verschwitze Randnotiz: Juli und August sind die unpassendsten Reisemonate für Peking, da ca. 40 Grad im Schatten und dementsprechend viel Smog….. hüstel…

Unser schmuckes kleines Hotel liegt in einem Hutong-Viertel. Hutongs sind die traditionellen Ziegeldachhäuser mit einem Innenhof, darin wohnt meistens eine mehrköpfige Grossfamilie. Das Viertel hat insgesamt 14 Seitengässli voller Hutongs, die dem Viertel einen altertümlichen Charme verleihen. Diese Gegend hat sich zum In-Viertel von Peking gemausert, mit vielen kleinen Läden und unzähligen Food-Ständen, die von Dim-Sum, zum Hühnrfuss zum Tee und Potenzmittel alles Essbare verkaufen.

DSCN1086

DSCN1089

Die ersten kleinen und grossen Eigenheiten der Chinesen erkennen wir bereits auf dem ersten zwei-stunden Rumgelatsche zum Hotel:

1: Du läufst und läufst und läufst…

Du kriegst KEIN Taxi in Peking, wenn du wie ein Tourist aussiehst, weil: No English – No Have – No understand…

2: Foooootoooo?

Es gibt beinahe keine europäische Touristen. Ich mit meinen blonden Schweisslöckli in der Pekinger Mittagshitze scheine eine Attraktion für sich zu sein. Unzählige Male werden wir von Chinesen auf ein Foto angesprochen. Ausnahmelos alle Chinesen lieben das Peace-Zeichen und haben keine Angst vor Körperkontakt – egal wie verschwitzt du bist…

DSCN1103

3: Die Pekinger U-Bahn ist eine Klasse für sich!
Chinesen sitzen gerne. Immer und überall. Auch in der vollgestopften U-Bahn, auch wenn man dafür ein Omi vom Sitz schuppsen muss. Ach ja, einsteigen tut man übrigens zuerst! Die, die aussteigen wollen, dürfen sich mit panischen Blicken und Rumgefuchtel durch die Menge quetschen, bevor die Türen wieder zu schnellen. Übrigens eine tolle Erfahrung für Klaustrophobische Menschen oder Backpacker…. Das U-Bahn-Netz ist trotzdem 1A: Klima – Sauber – und du kannst dich wirklich nicht verlaufen…nicht einmal ich…

4: Hochkultur?

Kein Wunder wird jedes Handy in China produziert, es ist ein Smartphone-Mekka. Von Kleinkind bis Grosi haben alle ein Smartphone in der Hand und tippen sich die Fingerli wund – und zwar die Ganze Zeit, in der U-Bahn, auf der Strasse, beim Essen. Eine Gruppe lachender Teenies auf der Strasse mit gesenkten Köpfen scheinen sich stundenlang über einen Chat zu unterhalten – so lääääääässss…

5: Hast du schon gegessen?

Heisst in China so viel wie „Gehts dir gut?“. Tatsächlich, es scheint sich alles, aber auch wirklich alles im Leben der Chinesen ums Essen zu drehen. Läuft man durch eine Strasse, hat die Hälfte der Leute einen Snack (Fleischpiessli, Käferspiessli, sonst irgend ein Spiessli) in der Hand von den hunderten lokalen Foodständen. Wir haben uns hinreissen lassen und fleissig mitprobiert, meistens auch mit Erfolg. Was in all den Dim-Sum überhaupt so drin war, wissen wir nicht, aber who cares 🙂

DSCN1092

Die Geisterstrasse, eine x-Kilometer lange „Fressmeile“, wo sich ein Restaurant ans andere reiht, scheint der vollkommene Traum der Chinesen zu sein. Dort suchen wir uns dann auch ein richtiges Restaurant aus, um einmal nicht aus einem Kartöngli irgend ein Gericht mit Stäbli auf der Strasse zu mampfen.

Chic sieht’s aus das Restaurant, voll besetzt mit Chinesen – und uns zwei. Hier ein kleiner Auszug der Karte:

  • 15 verschiedene Varianten einer Seegurke (frittiert, gedünstet, gekocht, garniert, etc.)
  • 10 verschiedene Varianten von Hirn und/oder Zunge und/oder Hoden (Schaf scheint sehr beliebt zu sein)
  • 5 verschiedene Varianten von Füssen (wie immer, die Auswahl der Tiere ist gross…)
  • 1 Sweet&Sour
  • Suppen und Reisgerichte
  • Seafood (in allen Varianten, die schönen und unschönen)
  • 1 Seite „for Foreigners“ –> check 🙂
    Wir haben viel probiert, aber zum Wohle unserer Nerven und Mägen haben wir uns bei den exquisiten Delikatessen (so eine Edel-Seegurke ist übrigens scheiss-teuer!) ein wenig zurück gehalten…

Und was haben wir sonst noch so gemacht, ausser gegessen?

Rumgelaufen! Peking ist unvorstellbar gross und dank der guten U-Bahn-Verbindung und High-Tech-Transa-Schuhwerk kann man im Zick-Zack von traditionellen Hutong zu Riesen-Shopping-Mall zu Königspalast zu Tempelanlage trotten (bei 40 Grad und „kristallklarer“ Luft – selten so wenig geraucht….).

DSCN1117

Einen guten „Überblick“ der Grösse Pekings gibt der Kaiserpalast. Er ist riieeeeesssiiiiiiig und nimmt de gesamten Stadtkern samt Parkanlage, 5 Museen, Fluss und „forbidden City“ in Anspruch. Mussten wir natürlich hin.Mit dem überteuerten Ticket in den Händen wurden wir von den chinesischen Besuchermassen in die ummauerte Anlage geschwemmt, haben uns in den unzähligen Zwischengängen mehrmals verlaufen und sind bei 40 Grad Dim-Sum-mässig im tausend Jahre alten Steingemäuer gedünstet worden! Raus kommt man aus der brennenden Hölle ohne Wasser (sorry, no have…) übriegens nur durch den Palastgarten nach 30 Minuten anstehen – Also rundum eine tolle Erfahrung…

DSCN1099

Man darf nicht sagen, wir hätten nicht daraus gelernt. Am nächsten Tag sind wir zum Tempel der Azurblauen Wolke rausgefahren, der praktischerweise im „shit out of no-where“ am Rande von Peking liegt. Im kühlen Schatten des Waldes, weg vom Smog, ohne tausende Touris, quasi alleine – in Frieden.

DSCN1137

DSCN1155

DSCN1169

Raus aus der Stadt war jedoch ein grösseres Manöver als rein. Lange Geschichte Kurz: 2 stornierte Flüge, 48 Stunden Flughafen, eine indische Meuterei, eine chinesische Flughafenpolizei, eine entnervte Martina und ein übelst erkälteter Beat später sind wir in Kuala Lumpur ausgestiegen (geplant war einmal Singapur als Enddestination, aber das war vor der Bekanntschaft mit Malaysian Airlines).

Mir hat’s trotzdem sehr gefallen, die wuselige Stadt mit ihren sympathischen, ein wenig verwirrten und eigenen Einwohner werde ich gerne nochmals besuchen…vielleicht nicht nochmals im Juli und sicherlich nicht mit Malaysian Airlines!

 

One thought on “Peking, 26.07 – 31.07”

  1. Kind und dessen Freund belegen,
    sich nicht nur in die Sonne legen,
    mit Bus und Schiff und Flugi auch,
    betrachten sie der Leute Brauch,
    So ziehen sie nun beladen weiter,
    und bleiben wohl immer heiter.

Leave a Reply to moefoe Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *