Irkutsk & Baikal See

Reise, 15. – 16.07.2014

Von Krasnojarsk nach Irkutsk nahmen wir einen weiteren 18 Stunden-Abschnitt Transsib inkl. Übernachtung in Angriff, der uns nach Irkutsk führen sollte. Da Krasnojarsk (aus meiner Sicht ungerechtfertigterweise) in der Gunst der Touristen nicht besonders weit oben steht, waren die Zugsverbindungen entsprechend lokal ausgerichtet. Während der Zug „Nr. 6“ (Standard Touri Moskau – Ulan Bator) während dieser Strecke drei Stopps einlegt, genehmigte sich unsere temporäre Bleibe 16 Halte.

 

Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien
Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien

 

Wie im letzten Blogpost schon angetönt hatten wir diesmal auch zwei Mitreisende in unserem 2. Klasseabteil. Lange Rede, kurzer Sinn; es war ein bisschen anders resp. russischer als bisher aber komfort-technisch ok und auch spannend. Nur Russisch zu sprechen hätte hier wirklich viel gebracht….

 

Irkutsk, 16. & 20.07.2014

Nach Ankunft im Morgengrauen (07:37 Lokalzeit, 02:37 Moskauer Zeit) wurden wir direkt zu unserer Gastfamilie gebracht, welche ein nettes Apartment in der Innenstadt besitzt. Olga nahm uns herzlich in Empfang, ihren Mann Sergej lernten wir später auch noch kennen. Nachdem das unterdessen gewohnte „Ablade- und Zeugs-sinnlos-im-Raum-Verteilmanöver“ abgeschlossen war, ging es an die Erkundung Irkutsks. Der erste und vielleicht auch spannendste Museumsbesuch war das Haus des Dekabristen S. Trubeckoj, welches sehr anschaulich das Martyrium der mutigen Revolutionäre von 1825 schilderte.

 

Dekabristen Museum
Dekabristen Museum

 

Das am Sonntag besuchte, seit 1782 bestehende und damit älteste Heimatkundemuseum Sibiriens war dagegen ein bisschen spärlich bestückt und der zeitgenössische Teil nur in Russisch beschrieben. Trotzdem war es interessant, die Geschichtsschreibung aus sowjetischer Sicht einfach zu sehen und ein Lenin-Pin ist für mich auch noch herausgesprungen. Das sonstige Irkutsk ist aus meiner Sicht nicht weit von seinem Spitznamen „Paris von Sibirien“ entfernt; die Häuserzeilen sind historisch und es gibt ausnahmsweise sogar vereinzelte Kaffees mit Sitzplätzen draussen!

 

Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes
Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes

 

Ein bisschen touristischer als Perm oder Krasnojarsk ist es schon, unsere Guides haben das mit dem Baikalsee begründet, anscheinend ein Pflichtstopp für die Meisten. Bemerken tut man es spätestens dann, wenn man ein Hacker-Pschorr im bayrischen Biergarten trinkt und dafür umgerechnet 9 CHF zahlt…..

 

Baikal See, 17. – 19.07.2014

Auf dem Weg von Irkutsk an den Baikalsee haben wir das Freilichtmuseum Tal’cy besucht, welches definitiv eines der Highlights dieser Gegend ist. Originalgetreue sibirische Holzarchitektur an ca. 400-jährigen Häusern auf einem riesigen Gelände. Ein ganzes Städtchen inkl. einer Festung „Ilimsk“ und dem Erlöserturm. Es war zwar ein bisschen neblig, das war jedoch nicht weiter schlimm sondern hat für eine interessante Stimmung gesorgt:

 

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Martina hat es so gut gefallen, dass sie gar nicht mehr mitkommen wollte. Erst auf das Versprechen hin, in der Schweiz einmal Ferien in einem Holzbauernhaus zu machen, liess sie sich wieder aus der Holzhütte locken:

 

Wo ist Martina?   :-)
Wo ist Martina? 🙂

 

Unser Ausflug an der Baikalsee bestand aus jeweils einer Übernachtung in Listvjanka und Bolschie Koty. Das Dörfchen Listvjanka ist einigermassen schnell abgehandelt: Eine Strasse direkt am See, Tourifalle, nichts besonderes zu sehen. Auch deshalb landen wir schon am Nachmittag in einer gemütlichen, kleinen Kneipe und bleiben ziemlich lange dort. Daran sind aber nicht nur wir Schuld, sondern auch unsere neuen Freunde von der russischen Mafia, welche dort Geburtstag feierten, unsere bisher höchste Restaurantrechnung in der Luft zerrissen (aka bezahlten) und uns mit allerlei feinen Sachen bewirteten (Omul, Henessey, etc.).

 

Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast
Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast

 

Und fairness-halber muss man erwähnen, trotz Tourifalle, der Blick vom Hotelbalkon auf den Baikalsee entschädigt doch für einiges:

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Der zweite Aufenthalt war in der kleinen Fischer- und Datschasiedlung Bolschie Koty, welches mit dem Tragflügelboot von Irkutsk aus in ca. 1 1/2h zu erreichen ist. Mir persönlich hat das dort ausgelöste Gefühl von Abgeschiedenheit den Atem geraubt. Es ist im grössten Nationalpark entlang des Baikal-Sees gelegen und von nichts als sibirischem Wald umgeben.

 

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Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Baikal-See

 

Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere
Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere

 

Es gibt dort ausser ein paar eher improvisiert wirkenden Datschas wirklich nichts, nicht einmal einen Laden. Einzig diverse zivilisatorische Hinterlassenschaften sind allerorts anzutreffen, was jedoch seinen eigenen Charme hat. Dabei scheint Martina ein richtig gutes Auge für Fotomotive zu entwickeln:

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Wie vorher schon erwähnt, wird der Baikal-See von Reiseführern als auch von lokalen Guides als „Must-see“ klassifiziert. Nachdem wir ihn gesehen haben verstehe ich nun auch wieso. Es ist schwer zu beschreiben, aber den tiefsten See dieser Erde umgibt eine ganz spezielle Atmosphäre, welche durch die ursprüngliche Natur rundherum nur verstärkt wird. Und noch etwas profaner ausgedrückt; er ist sauklar und saukalt:

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Nach drei Tagen im Zeichen des Baikal sind wir wieder in Irkutsk angelangt und spielen eine weitere Partie „Sinnlos-im-Raum-verteiltes-Zeugs-Einsammel und Einpackmanöver“.

Next Stop: Ulan Bator!

3 thoughts on “Irkutsk & Baikal See”

  1. Liebe Martina, Lieber Beat
    Seit Montag arbeite ich nach meinen schönen Urlaub wieder und schaue mit leiser Eifersucht Eure Ferienfotos an. Wow, hört sich wirklich sehr spannend an und ich freue mich, dass ihr wohlauf seid.

    Ich sende Euch von der ganzen Familie liebe Grüsse aus der inzwischen wieder etwas sonnigeren Schweiz und melde mich morgen nochmals. Heute ist es noch zu früh und geheim :-).

    Geniesst den Tag morgen ganz besonders!

    Saluti e baci

    Jeannine, Luca, Michele, Maurizio

  2. 8.8.2014

    Happy, happy, happy Birthday liebs Gottichind!!!!

    Big 🙂 us dä Schwiz und grosses Geburtstagskussi.

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