Cozumel

Epilog

Wie immer (Achtung: Wiederholungstäter am Werk) gab es auch für diese Reise einiges vorzubereiten. Da gibt es mal das ganze Admin-Gedöns; Post-Umleitung, Versicherungen in allen Formen und Farben sowie die obligaten Abklärungen zu Zahlungsmitteln (Gebührenunterschiede Debit- vs. Kreditkarte vs. Bargeldbezug machen auf unser Reisebudget geschätzt einen tiefen vierstelligen Betrag aus…). In Zeiten des Überangebots an Mietwohnungen in der Stadt (not), treibt uns vor allem die Frage um: Haushalt auflösen oder versuchen, die Wohnung unterzuvermieten? Für unsere letzte Reise haben wir die Wohnung gekündigt und unsere Möbel eingelagert. Und uns im Anschluss geschworen, das nie wieder zu machen. Aber einen passenden Untermieter zu finden ist nicht einfach: Es herrscht zwar ein Mangel an Mietwohnungen, aber aufgrund ausgeprägtem Selbstverwirklichungsdrang der verwöhnten Stadtzürcher (Beispiel: siehe uns) jedoch auch ein Überangebot an Untermiete. Aufgrund einer glücklichen Fügung hat sich dann ein sehr nettes Professorenpaar aus Michigan gefunden, welches ihren einjährigen Forschungsaufenthalt bei uns verbringen wird. Danke Schicksal! Jetzt nur noch «kurz» die ganze Wohnung ausgeräumt, Abschlussreinigung und Übergabe…

Irgendwo da muss es doch sein!

Erschöpft von den ganzen administrativen Belangen haben wir uns dafür die Planung der Reiseroute erspart. Drei Monate Cozumel sind fix gebucht, danach lassen wir uns von uns selbst überraschen!

Bienvenidos a Cozumel

Was für ein Start! Noch in unserer ruhigen, so beschützten Schweiz erreichte uns die Nachricht, dass ungefähr an unserem Anreisedatum ein Wirbelsturm auf Cozumel treffen könnte. Wirbelsturm, auch bekannt als Hurricane, was ist das? Und schon ging das Werweisen los; soll man dennoch auf die Insel übersetzen, wie lange wären die Fährverbindungen unterbrochen? Oder den Sturm doch lieber auf dem Festland aussitzen? Nach einigen Abklärungen zu diesem uns in der Praxis unbekannten Phänomen und einem Austausch mit Elisabeth, unserer Vermieterin auf Cozumel, entschieden wir uns, es zu riskieren. Der Hurricane war zwar in der höchsten Stufe, Stufe 5, kategorisiert, aber es bestand die berechtigte Hoffnung, dass er sich bis zur Insel auf Stufe 2 oder 3 abschwächen würde.


Einschub Anreise

Die Anreise verlief soweit ereignis- wenn auch nicht ganz so reibungslos, wie wir es mit unserem bisherigen Reiseglück (2014 & 2018) gewohnt waren. Da Cozumel von Zürich aus nicht in einem Tag zu erreichen ist, durften wir vor der Überfahrt in Playa del Carmen nächtigen, was sich leider schwieriger gestaltet, wenn der Vermieter der gebuchten Unterkunft nicht auftaucht. Normalerweise kein Beinbruch, nach 21 Stunden Reise würde man sich einfach eine Dusche wünschen. Und auch Martina’s Tauchgepäck (mit dem ungefähren Gegenwert eines Jahreslohnes 🤪) ist leider irgendwo auf der Strecke geblieben, dem dort angetroffenen Chaos nach zu urteilen vermutlich in Frankfurt. Aber! Dafür durften wir zum ersten (und vermutlich auch letzten 😋) Mal in unserem Leben einen Business Class Flug geniessen! Einfach weil es der günstigste One Way-Flug war.

Richtig gesehen, es gibt nur 4 Sitze pro Reihe. Anstatt 20 oder so….

Muss man nicht viel dazu sagen; brandneuer Airbus A330neo, 180 Grad flaches Bett und der Champagner floss in Strömen… Eine absolut passende Einstimmung in unser Backpacking Abenteuer!


Endlich auf der Insel angekommen, ging es dann an die Hurricane Vorbereitungen. Wasser- und Essensvorräte anlegen, den Wassertank auf dem Dach festzurren, die Scheiben mit Klebeband absichern und Mahlzeiten vorkochen (Strom & Gas wird während des Sturms abgestellt).

Und die interessanten Wetterphänomene beobachten; knapp zwei Tage vor dem Sturm «verschwanden» die Wolken und es gab keinen Windhauch mehr zu spüren. Einfach nur blauer Himmel und Stille. Dann ab ca. 12 Stunden vor Eintreffen waren die Ausläufer des Wirbelsturms am Himmel zu sehen und es wurde klar, weshalb er Wirbelsturm genannt wird: Die Wolken bewegten sich sehr schnell und nicht in eine Richtung, sondern eher kreisförmig. Halt in einem Wirbel um das Auge des Sturms, dass sich zu diesem Zeitpunkt aber noch hunderte von Seemeilen entfernt befand. Eindrücklich. Der Sturm selbst traf die Insel um ca. 19 Uhr Ortszeit und damit brach die Nacht an diesem Tag ein bisschen früher an. Der Regen setzte innerhalb von Sekunden ein, von null auf hundert und sofort war man in einer Waschmaschine. Für die nächsten ungefähr zwölf Stunden, in unterschiedlichen Intensitäten. Wie uns vorab erklärt wurde, sind Sturmflut als auch Überschwemmung die gefährlicheren Symptome, als Laie hätte ich eher auf den Wind getippt. Glücklicherweise hat Elisabeth ein sehr stabiles Haus bauen und dieses (siehe Überschwemmung) auf einen rund ein Meter hohen Betonsockel stellen lassen. Entsprechend sind wir sehr glimpflich davongekommen, einzig unsere Haustüre und ein Fenster haben sich als nicht hundertprozentig wasserdicht herausgestellt. Was ich Angesichts der Tatsache, dass sie stundenlang mit dem Wasserdruck eines Feuerwehrschlauches malträtiert wurden, aber nachvollziehen kann. Nichts, was mit Tüchern und Lappen nicht behoben werden könnte… Alles in Allem eine nervenaufreibende Nacht, aber unser Haus und auch Cozumel hat es ohne grössere Schäden überstanden. Der Strom war bereits am Mittag des Folgetags zurück und auch die Ausgangssperre konnte aufgehoben werden. Glücklicherweise hat sich der Sturm wie prognostiziert auf Stufe 3 abgeschwächt und das Auge des Sturms die Insel knapp verfehlt. Unglaublich auch wie detailliert ein solcher Sturm durch das National Hurricane Center der USA verfolgt wird; mit Wettersatelliten, im Meer platzierten Mess-Boien und sogenannten Hurricane Hunter Planes, welche mit Messgeräten in den Sturm fliegen. Wann immer sich ein tropischer Sturm zum Hurricane entwickelt (wie im Falle von Beryl), wird in einen 24 Stunden Betrieb geschaltet und jede Stunde eine aktualisierte Prognose bezüglich seiner Stärke und Bahn erstellt.

So, damit hätten wir die erste Woche bereits abgedeckt. Und ich bin mit meinen Berichten nur noch fünf Wochen im Rückstand… 😛

Schweizer Leistungsdruck-Spässe beiseite; es gefällt uns sehr gut hier, ein bisschen heiss aber sonst genauso wie wir es uns ausgemalt hatten! Im nächsten Bericht gehe ich gerne ein bisschen näher auf das Inselleben ein, vielleicht kann ich sogar mein vielbeschäftigtes Tiinchen für eine Reportage zum Leben als Profesora de Buceo gewinnen!

2 thoughts on “Cozumel”

  1. Danke Martina und Beat für den Bericht und Bilder. Schön, dass es euch gefällt.
    Bin gespannt auf den nächsten Blog.
    LG

  2. Viele Danke für den Super-Bericht – gut Tauch und viele gute Erlebnisse! Herzliche Grüsse Jeannine und Maurizio

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