Dios mio, wo soll ich überhaupt anfangen? Eine der Gründe, warum uns Mexico so gut gefällt, ist die Vielfältigkeit. Kulturell, landschaftlich und eben auch kulinarisch ist das Land unglaublich divers. Essen hat einen enormen Stellenwert und hat viel mit der nationalen und auch regionalen Identifikation zu tun – das ist selbst für eine Italienerin beindruckend 😉.
Auch nach vielen Wochen in Mexiko und einer sehr hohen «Probierfreudigkeit» haben wir immer noch das Gefühl, nur einen Bruchteil der mexikanischen Küche zu kennen. Es passiert fast täglich, dass ich in einem Restaurant die Menu-Karte ansehe und mehrere Sachen nicht kenne. Entweder, weil ich das Gericht tatsächlich nicht kenne, es eine saisonale Angelegenheit ist (war ja klar, zu jeder erdenklichen Festivität gibt es in Mexico natürlich auch noch mehrere spezifische Gerichte, die es nur zu dieser Zeit gibt, wie beispielsweise das «Pan de Muertos»). Oder, um es für die Nicht-Mexikaner noch extra-lustig zu machen, heisst dasselbe Gericht dann auch noch anders pro Region. Oder die Tortilla wird zu Salbutes (weil aufgebläht und nochmals frittiert) oder Panucho (weil gefüllt mit Bohnen) oder Tostada (weil alt und hart, wird daher frittiert serviert) usw.
Herzstück von fast jedem Gericht ist logischerweise der «Maiz». Er ist nicht nur einfach ein Lieferant für Kohlenhydrate, auch hier steckt wieder mehr dahinter. Es gibt über 63 Maissorten in Mexiko, unterschiedlich in Form und Farbe (gelb, blau, ja sogar rosa). Der durchschnittliche Mexikaner verputzt 335 Kilo Mais pro Jahr, mehrheitlich in Form von Tortillas in verschiedenen Formen und Farben, als Elotes (am Stück) oder als Tamales (Maispüree im Bananenblatt gedämpft) und und und… Nach dem Glauben der Maya wurde der erste Mensch von den Göttern sogar aus Mais geformt – nachdem die vorhergehenden Versuche aus Holz und anderen Materialen gescheitert sind 😉.

National-Gericht in den Landesfarben

Neben Mais gehört zu einem typischen mexikanischen Essen natürlich noch irgendeine Form von Protein. Da sind die bekannten Frijoles (Bohnen), meistens in Form eines Pürees, das quasi zu allem dazu gegessen wird. Und dann ist ja noch das Fleisch – und zwar so ziemlich jedes Fleisch von fast jedem Viech – und nicht nur «Filet-Style» wie bei uns, die Mexikaner essen ALLE TEILE des Tiers. Die Auswahl beschränkt sich auch nicht nur auf Vierbeiner – Insekten stehen ebenfalls auf dem Speiseplan, vor allem «Chapulines», also Grashüpfer, die als frittierte Snacks zum Apero angeboten werden. Alles wird verzehrt, auch noch heute und unabhängig von der, sagen wir mal «Klassenzugehörigkeit». Das ist einerseits sicher gut so, denn es ist die nachhaltigste Form des Fleischverzehres (wenn man das überhaupt so nennen kann). Andererseits ist es zumindest für mich sehr gewöhnungsbedürftig, respektive meine sonstige Experimentierfreudigkeit stösst bei Hirn, Füssen oder Käfern echt an die Grenze. Naja, ich will nicht urteilen, ist wohl einfach nichts für mich… Aber der Fleischkonsum ist wirklich sehr hoch und für Vegetarier hat die sonstige mexikanische Vielfältigkeit leider schnell ein Ende, wenn man nicht in einer Grossstadt wie Mexico City lebt, wo man sehr gute, internationale Küche an jeder Ecke findet.


Beat isst hier jeweils Pozole, eine traditionelle Suppe mit Maiz.
Achtung, nicht zu verwechseln mit Pancita, diese Version enthält Kuh-Magen….
Salat wie wir es kennen gibt es kaum in der traditionellen mexikanischen Küche – und wenn, dann in Form von geschmacklosem Eisbergsalat als Dekoration. Tomaten (die roten, sowie die noch nicht reifen, grüne Form der Tomatillos) werden als Salsa Verde/Roja zu vielen Gerichten gereicht. Sonst gibt es noch ein paar andere Gemüse wie Zwiebeln, Kürbis oder Zucchini, aber damit hat es sich dann bald. Und dann sind da natürlich noch die «Chile» – hier ist die Küche wieder nicht an Vielfältigkeit zu übertreffen, wie beim Maiz sind es über 60 verschiedene Sorten. Und die meisten = «pica mucho»… Man erhält meistens eine Reihe von Schälchen mit Püree-artigen Saucen zu jedem Gericht, mit dem gringo-freundlichen Hinweis vom Kellner bei welchen man Vorsicht walten lassen soll. Monsieur nimmt die Warnung häufig nicht so ernst, was auch schon mal zum Schweissausbruch führen kann 😉

Sopa de Lima & Cochinita Pibil

…IDEAL…gegen einen Kater 😉
Unsere Essens-Abenteuer-Lust haben wir auch auf den verschiedenen Märkten und Strassenständen ausgelebt. Ab und zu auch im Rahmen einer geführten Tour mit jeweils wirklich tollen Guides, die uns mit viel Begeisterung über die Herkunft der Gerichte erzählen. Ein wahres Gaumen-Fest also.


Noch vor uns liegt Oaxaca, ein Staat am Pazifik mit gleichnamiger Hauptstadt, deren Küche fast schon als «Food-Capital» bezeichnet wird mit der höchsten Dichte an Michelin-Restaurants in Mexico. Besonders bekannt ist «Mole», eine Art Sauce oder Marinade, die aus unzähligen Zutaten besteht, darunter auch Schokolade. Es gibt zigg Ausführungen, wir werden uns hoffentlich bald die Originalrezepte probieren können.


Bier mit Limetten und – je nach Bar – eine Mischung aus verschiedenen Chili-Saucen und anderen Gewürzen. «Abgerundet» mit einer klebrigen Süssen Masse am Rand des Glases.
Es lohnt sich also auch definitiv, von diesem leckeren Essen fett zu werden 😊 Was übrigens auch passiert – gefühlt haben wir haben nach drei Monaten Cozumel von «sportlich braungebrannt» innerhalb eines Monats CDMX in «bleich und gorditos» gewechselt…😉 Aber Spass beiseite – das ist tatsächlich ein Problem in Mexiko. Denn die Nation hat die USA als Nr.1 im Bereich Fettleibigkeit überholt. Bereits im Kindesalter ist Übergewicht ein Problem und die Regierung versucht mit verschiedenen Aktionen diesem Negativ-Trend entgegenzuwirken, leider mit wenig Erfolg. Denn wie oben erwähnt, hat Essen historisch und kulturell so einen wichtigen Stellenwert bei den Mexikanern, dass ein Umdenken hier wirklich schwer ist. Es ist uns aber völlig bewusst, dass wir in diesem Blog nur einen Bruchteil der mexikanischen Küche und regionaler Kultur abgedeckt haben – daher müssen wir wohl oder übel weiter probieren 😉
