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Vietnam, 21.09.2104 – 18.10.2014

Wieder in Bangkok angekommen, gönnen wir uns eine Nacht im ultra-shabby-Flughafenhotel, damit wir um 4 Uhr wieder an den Flughafen Richtung Hanoi tingeln können. Es ist unsere Premiere mit Air Asia und wir denken uns „Pah, um vier uhr morgens am Sonntag isch eeeh nüt los am Flughafe, voll isi….“ Tja, wir kleinen Schweizer haben keine Vorstellung von Bangkoks Ausmass. Im Flughafen wuselt, drängelt und stresst es kaum weniger als zur Rush-Hour an Bangkoks beliebtester Kreuzung. Trotz zwei Stunden Vorlaufzeit konnten wir noch knapp ins Flugzeug hechten. Seis drum, unser Abenteuer geht in die nächste Etappe: Vietnam!

Wer übrigens denkt, Bangkok sei wuselig und habe viel Verkehr, war noch nie in Hanoi! First lesson learned, als ich beim ersten Schritt aus dem Flughafen beinahe von einem Töffli mit 18 Kartons gestappelter Eier überfahren werde, wir alle 10 Meter von quirlligen Marktfraueli etwas angedreht bekommen und über die hunderten „Kinderzimmer-Stühli“ stolpern, auf der die minder grossgewachsenen Erwachsenen ihr selbstgebrautes Bier für umgerechnet 10 Rappen schlürfen. Wir sagen nur: We love it – sofern wir nicht über den Haufen gekarrt werden…:)

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Und was haben wir sonst noch gelernt?

Berücksichtigt man die Geschichte von Vietnam (es wurden notabene mehr Bomben im Vietnamkrieg über diesem Land abgeworfen, als über sämtlichen Ländern im zweiten Weltkrieg) wo erst seit knapp 30 Jahren Frieden herrscht, ist es bereits wieder unglaublich entwickelt. Es hat eine relativ gute touristische Infrastruktur erhalten, kleine Boutiquehotels zu fairen Preisen schiessen in Hanoi nur so aus dem Boden.

Zur Geschichtsaufarbeitung des Kriegs-geplagten Landes bieten sich viele Museen in Hanoi an, die zum Teil sehr gut gestaltet sind. Nicht zu vergessen hierbei ist aber, dass Vietnam nach wie vor ein kommunistisches Land ist, welches es mit der neutralen Berichterstattung und Pressefreiheit nicht allzu genau nimmt. Trotzdem, steht man einmal vor all diesen Bildern aus über hundert Jahren Kriegsgeschichte, bekommt man eine leise Ahnung davon, was diese Menschen hier erdulden mussten.

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Also schöner Kontrast dazu, steht die freundliche, sehr offene und vor allem sehr junge Bevölkerung. Über zwei Drittel der Vietnamesen (ca. 72 Millionen) sind unter 30, die Hälfte davon sogar unter 15 Jahren! Wir glauben, überall nur junge Mütter mit quietschenden, super süssen Babies zu sehen, Schulkinder die von jungen Eltern abgeholt werden und vereinzelte ultra-runzlige, im Lotus-Sitz höckelnde 90-jährige mit zahnlosem Lächeln, die man am liebsten umarmen würde. Diese Menschen prägen das Stadtbild enorm und lassen alles sehr dynamisch wirken. Nirgendwo sonst kamen wir bisher mit so vielen Locals in Kontakt. Es scheint, den jungen Menschen dürstet es nach Umbruch, auch die ärmsten Familien versuchen ihre Kinder in die Universitäten zu schicken. Der Knüller waren drei super-scheue Studenten, die uns fragten, ob sie sich ein bisschen mit uns unterhalten dürfen – um ihr Englisch zu verbessern 🙂 Die Vietnamesen sind erstaunlich offen und wir hatten Abend lange Unterhaltungen, wo sie uns Einblick in ihr Leben und das neue, aber scheinbar noch sehr verbesserungswürdige Vietnam gaben.

Eines der wenigen Must-Sees unserer Reise mussten wir natürlich abhaken, die Halong-Bucht. Eines der sieben Natur-Wunder durften wir nicht vorbeiziehen lassen und haben uns eine ultra-fancy drei-tägige Cruise auf einem hübschen Schiffli gegönnt, samt „onlyseafood-overkill“, wir haben noch nie so viel gegessen 🙂 Schön wars sicher, nach zwei Tagen ist dann aber auch mal gut mit ultra-kitsch-mega-romantisch Sonnenuntergang 🙂

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Miammiiii stuffed crääb
Miammiiii stuffed crääb

 

Inhalt der leckeren vietnamesischen Frühlingsrolle
Inhalt der leckeren vietnamesischen Frühlingsrolle

 

Hue & Hoi An

Mit dem Nachtzug gehts weiter nach Hue. Die Stadt liegt an der ehemaligen Grenze zu Nord- und Südvietnam, in der dazumal demilitarisierten Zone. Die Stadt an sich ist hübsch, aber überschaubar. In der Vergangenheit war Hue ein schlimmer Kriegsschauplatz, da die Stadt strategische Wichtigkeit für beide Seiten hatte. Daher ist auch eines der grössten Tunnelsysteme der Vietkong in der Nähe gelegen. Über 350 Menschen lebten während mehrere Jahre in diesem kilometerlangen Tunnelstadt bis zu 30 Meter unter der Erde. Gemeinsam mit einem Veteranen aus der südvietnamesischen Armee konnten wir das dunkle Gemäuer besichtigen. Es ist unvorstellbar eng, die Luft stickig und so dunkel, dass man ohne Lampe nicht die Hand vor den Augen sieht. Kaum vorstellbar, dass hier Familien gelebt und sogar 17 Kinder in diesen Tunneln geboren wurden.

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Unser Guide Mr. Trung vor einem der unzähligen Eingängen..
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Brücke über den Grenzfluss
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Denkmal für die wartenden Frauen auf Ihre Männer und Söhne, die aus dem Krieg zurückkehren sollten..

Mit dem „Sleeping- Bus“ und einem gratis-klaustrophobischen Anfall dazu geht es weiter nach Hoi An, einer ultrasüssen kleinen Stadt in der Nähe von Da Nang, weiter südlich in Vietnam. Wir konnten stundenlang mit unseren Schotter-Schrott-Velos (Bremse – sorry, no have…) durch die Stadt tingeln und die Szenerie beobachten. Super lecker essen kann man dort übrigens auch. Die Vietnamesische Küche ist meilenweit von der Schärfe und Gewürzvielfalt von Thailändischem Essen entfernt, aber durchaus abwechslungsreich 🙂

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Kitesurfing in Mui Ne

Nach einer weiteren „spassigen“ Nacht im Zug, diesmal aber mit einem witzigen israelischen schwulen Pärchen, kommen wir an in Mui Ne. Das touristische Dörfchen am Strand ist auf zwei Dinge konzentriert: Russische Touristen und Kite Surfing. Für letzteres sind auch wir dorthin gekommen. Nach langem Quengeln meinerseits hat sich Beat dazu bereit erklärt, sich mit mir in den Wind zu stellen und versuchen, nicht zu ersaufen beim ersten Kite-Versuch…:) Naja, ersoffen sind wir nicht, aber das liegt nicht an unseren Kiting-Können – der Wind war schlicht und einfach nicht da…. unser ultra-gechillter Kite-Lehrer Oli aus Deutschland nahm’s locker, wie scheinbar alles in seinem Leben seit 9 Jahren als Instruktor. „Erst mal eine Rauchen“ – war das Motto. Trotzdem haben wir es ein, zwei Mal aufs Wasser geschafft und Oli hat uns mitgenommen auf seine abendlichen Fressabenteuer in der „Ziege“ und dem „Krokodil“ (gar nicht erst fragen….) und hat uns die Kiter-Comunity in Mui Ne vorgestellt.

Für den Mini-Kite hat der Wind gereicht...
Für den Mini-Kite hat der Wind gereicht…
Mangels Wind habe ichs dann mal mit Wake-Boarden versucht, wir wollen nicht weiter erläutern, wie das geendet hat. So ca. 2 Liter feinifeini-Salzwasser habe ich aber sicher geschlürft…
Die Währung ist übrigens der Hit, Beat hält ca. 20’000’000 Dong in der Hand…:) Genug für ca. 20 Millionaires-Parties

 

Ho-Chi-Minh City und Phu Quoc

Wir reisen weiter nach Saigon und treffen dort Alex und sein Gspändli Lucy. Wer Alex kennt, kann erahnen wie feucht-fröhlich die Nächte in Saigon wurden. Zum Ausspannen sind wir zur beliebten Ferieninsel in Südvietnam geflogen und haben nochmals ordentlich die Fussi in den Sand gesteckt und im chilligen Resort – Bungalow gepfüst. Nächste Station ist Kambodscha, das mit Abstand ursprünglichste und wenigsten entwickelte Land auf unsere Reise, wir sind gespannt…!

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Thailand 26.08.2014 – 21.09.2014

Koh Samui, 26.08. – 27.08.14

Nach gelungenem resp. überlebten Flug mit der ATM-72 (http://en.wikipedia.org/wiki/ATR_72) sind wir zu einem Kurzaufenthalt in Koh Samui gelandet. Fairnesshalber muss aber erwähnt werden, dass es am Flug der Fireflyz Airline nicht das geringste auszusetzen gab; der Zeitplan wurde eingehalten, das Boarding war unkompliziert und die Cabin Crew ausserordentlich freundlich. Einzig das Gefühl beim Landen ist in einer solch eher kleinen Maschine ziemlich anders als bei einem Jet, nicht schlechter aber anders…. Koh Samui als auch Koh Pha Ngan haben es aufgrund unserer Prioritäten (aka ein bisschen weg vom allgemeinen Trubel) nicht in die engere Auswahl geschafft. Um keinen Stress zu haben, verbrachten wir vor dem Fährentrip nach Koh Tao trotzdem eine Nacht auf dort und wurden mit einem Upgrade in die Suite überrascht, netter erster Eindruck:

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Und als wir am nächsten Morgen auf die Fähre warteten, konnte man auch erkennen, dass es sich bei dieser Insel um einen durchaus schönen Flecken dieser Erde handelt:

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[Für die ganz kritischen unter Euch, wer am Privatstrand eines der unzähligen Resorts der Insel liegt muss sich natürlich nicht mit Müll herumschlagen.]

Der Transfer ging trotz ziemlich heftigem Wellengang gut und ohne grössere Übelkeit über die Bühne. Es war trotzdem beeindruckend zu sehen, dass auch Wellen, welche vermutlich zu den kleineren dieser Weltmeere gehören, ein Schiff so hin- und herwerfen können, dass man einmal nur Himmel und dann wieder nur Meer sieht. Als ca. nach der Hälfte der Fahrt die Leute auf Koh Pha Ngan ausstiegen, wussten wir, dass es die richtige Entscheidung war diese Insel auszulassen… XD

Koh Tao, 27.08. – 01.09.14

Genug gelästert, lasst uns die wunderschöne und abartig gechillte Insel Koh Tao feiern. Ich bin sonst eher der ruhigere Typ aber wenn es um die Kunst des gediegenen Lebensstils geht, kann ich ins Schwärmen geraten. Und eben genau das, muss man den (mehrheitlich temporären) Bewohner dieser Insel echt lassen. Dort ist alles so unglaublich relaxed und einfach nur toll, dass ich manchmal Angst hatte, mein Herz würde aufhören zu schlagen einfach weil es dort so uuunglaublich gemütlich zu und her geht.

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Ich bin mir nicht sicher, ob mich diese Lebensart auf lange Sicht glücklich machen würde, aber kurz- bis eher mittelfristig ist der dortige Lebensstil einfach 1a……


Exkurs: Ich will auch den ganzen Tag in farbigen Bischi-Hosen rumspringen!

Was alle insgeheim befürchtet haben wurde wahr: wir sind tatsächlich zu den Hippie-Backpackern konvertiert. Ich muss schon sagen, der „ich weiss nicht was ich morgen so mache“ – Lifestyle passt uns ganz gut. Wir hatten in Thailand einen richtigen Hippie-Höhenflug. Zwar noch nicht ganz so hängengeblieben wie die „ehemals“-europäischen Hippsterbärtli-Bathikhösi-Rastazöpfli-Typen, „wos mega gspüühred“ (von denen gibt’s mehr genug, wirklich) aber immerhin. Ich finde es irgendwie ganz toll, so ungeschminkt im schlabberli-look barfuss mit meinem Ingwer-soundso-Fruchtsäftli durch die Strandbar zu hüpfen. Beat hat sich im Night-Market-Wahn sogar zu einem öko-schal und Kautschuk-Armbändli hinreissen lassen..:) Praktisch ist es auch, denn die schweizerische Durchschnitts – „ui so gruussig“-Schmerzgrenze für Nasszellen, Restaurants und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs mussten wir ziemlich schnell deutlich nach oben korrigieren.

Sei’s drum, wir finden’s toll – rasieren uns aber trotzdem noch.. Und versprechen, dass wir nicht mit dem Glöggli am Fuss durch den Zürcher Flughafen schlendern werden 🙂

Beschuldigte möchte Unerkannt bleiben
Beschuldigte möchte Unerkannt bleiben
Gechillt in Chumphooonn
Gechillt in Chumphooonn

 

Bangkok, 02.09.2014 – 08.09.2014

Alleine schon die Anreise nach Bangkok war ein Erlebnis. Als vermeintliche Zugfanatiker haben wir uns entschieden, einmal die thailändische Variante des Nachtzuges auszuprobieren.  Auf eine Nacht in Chumphon, eine Küstenstadt des südlichen Festlandes von Thailand, und siehe da, wir waren die einzigen Touristen. Mit dem lokalen Bus (Bushaltestelle war notabene mit einem blauen Pilon auf einem Parkplatz markiert – super einfach zu finden..) sind wir mit 5 plappernden Marktfraueli an den Strand raus gefahren. Um ein Uhr Mittags haben noch alle in ihren Shops geschlafen, ein mehrfach gegrilltes Gügeli gab’s auch nicht für uns – aber wir haben’s überlebt. Unsere erste Erfahrung mit dem „echten“ Thailand ohne Touristen war trotzdem super. Die Thais sind einfach überfreundlich, lächeln und scheinen allgemein sehr mit ihrem Leben zufrieden.

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Der Nachtzug nach Bangkok war zugegeben „etwas“ holprig. Trotz 1-Klasse-Abteil war teilweise mein einziger Berührungspunkt mit dem Zug mein Kopf auf dem Kissen, der Rest von mir wurde rhythmisch in die Luft gehievt. Sei’s drum, wir sind lebendig und eine Erfahrung reicher in Bangkok angekommen.

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Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was ich von einer der grössten asiatischen Grossstädte erwarten sollte – aber es hat mich echt umgehauen. Es ist laut, wuselig, überall Töffli und Fresstände samt Essensresten auf den Strassen, den grössten Stadtverkehr, den man sich vorstellen kann – Ich finde es super! Ich hätte stundenlang im Kafi sitzen können und das Leben der Thais an mir vorbeiziehen lassen. An Kultur, Tempeln, Shopping und Ausgang mangelt es auch nicht. Wir gingen richtig local und haben in einem Thai Club mit hunderten aufgekratzten, in Minikleidchen gesteckten Thaigirls und Boys Party gemacht, loved it!

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Ayutthaya und Sukkothai, 07.09.2014 – 10.09.2014

In Bangkok haben wir meine liebe Freundin Jo aufgegabelt, die bei EF auch den Fötzel eingereicht hat und sie ist mit uns gemeinsam in den Norden von Thailand gestartet. Mit dem lokalen Zug und Bus sind wir von Stadt zu Megakaff gereist, haben die Bauruinen in Ayuthaya besucht (ehemalige Hauptstadt von Siam) und haben eine supercoole, notabene 45 Kilometer lange Fahrradtour durch Sukkothai, DAS Tempelzentrum von Thailand, abgestrammpelt. Alles wieder mit superfreundlichen Thais, quasi keine Touristen und glücklicherweise fast kein Regen, trotz Regenzeit.

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Chang-Mai 10.09.2014 – 18.09.2014

Weiter Richtung Norden erreichten wir die zweitbeliebteste Reisedestination nach Bangkok, Chang Mai. Hauptstadt von Nordthailand bietet Chang-Mai die „Chill-Out-Version“ von Bangkok. Von einer Stadtmauer umgeben gibt es in Chang Mai unzählige Aktivitätsmöglichkeiten, Märkte, Cafes und Bars, um den Tag zu verplempern. Neben mutigen Fressaktionen, die in Tränen geendet haben (Chang Mai hat bekanntlich die schärfste Küche Thailands), einem entsprechend feurigem Thai-Kochkurs, einem eher unentspannten Thai-Massage-Kurs, dafür umso entspannter Päärchenmassage und stundenlangen rumschlendern in der Stadt, konnten wir uns einen guten Eindruck der nordthailändischen Kultur machen. Um unserer Neugier bezüglich des Buddhismus genüge zu tun, haben wir einen zweitägigen Meditationskurs in einem Tempel besucht. Unter der Leitung eines Mönches der Buddhistischen Universität von Chang Mai, haben wir uns die Basics des Buddhismus erklären lassen und uns im „Still-Sitzen mit eingeschlafenen Beinen“ aka meditieren geübt. Es mag einige überraschen, aber es ist mir tatsächlich gelungen, meinen Kopf vom Monkey-Mind zu befreien und eine wirkliche innere Ruhe in mir zu entdecken. Ebenfalls durften Beat und ich nicht gemeinsam in einem Raum schlafen, vor dem Essen wurden Gebete gesungen und grundsätzlich durfte nicht gesprochen werden. Man glaubt es kaum, aber ich hab’s geschafft nicht zu sprechen 🙂 Beat und ich waren uns einig, dass diese, doch sehr einfach gestalteten zwei Tage unserer Reise, sehr besonders waren.

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Pai, 18.09.2014 – 20.09.2014

Wenn wir schon in Hippie-Stimunng sind, haben wir noch einen drauf gesetzt und sind in das verschlafene Dörfli Pai nahe der burmesischen Grenze gereist. Das vierstündige Reisli hatte übrigens gratis 762 Kurven inklusive….kötzel – so lääss..

Man glaubt es kaum, aber es gibt noch eine Steigerung zur Hippi-Insel Koh Tao – Pai! Im Vergleich dazu hatte es einiges weniger Touristen, dafür waren die Local umso verchillter, der Opium-Handel in dieser Gegend florierte bis vor wenigen Jahren – überraschungüberraschung. Mal wieder Lust auf ein Jungle-Trekking haben wir eine „kleinere“ Tour gebucht, so àla „ein bisschen durch die Reisfelder spatzotelln, alles gerade und gemütlich…. Najaaaaaaaaaaaaaaaaa, defakto sind wir zusammen mit einem israelischen Päärli und einer Machete quer durch den Jungle gestolpert – so etwa 5 Stunden lang 🙂 Wir sind den „alten“ Pfad eines Jungle-Stammes nach gewandert. Tja, seit die lieben Leutli eine Zufahrtsstrasse ins Dorf haben, versuchen nur noch Deppen-Touris über und unter den Stämmen durch den Dschungel zu kraxeln 🙂 Ein entspanntes Bad in der heissen Quelle mitten im Dschungel war also sehr verdient.

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Nach gut einen Monat verlassen wir nun Thailand, mit einer wunderschönen Landschaft, unglaublicher Kultur und den freundlichsten Bewohner, die man sich vorstellen kann. Wir sind echt begeistert von diesem Land, vor allem von den Thais –  und sicherlich nicht das letzte Mal dort gewesen.

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  Exkurs „Homage an Beat aka der Navigator“

 Jaja, ich bin ein unabhängiges Fräulein und kann alles auch alleine, ohne Mann. So der allgemeine Grundtenor. Aber ich muss zugeben, ohne meinen Liebsten, das GPS-auf zwei Beinen, wäre ich schon ungezählte Male verloren gegangen. Ich hätte mich nicht einfach verlaufen, ich hätte wahrscheinlich unbemerkt die Landesgrenze überschritten. Hier ein Dankeschön an Herrn Kuster, der uns unbeirrt mit viel Recherche, Reiseführer-/ Googlemapskonsulation und unglaublichem Elan an die hintersten Ecken und verstecktesten Örtli führt. Die Fehlerquote ist zudem im einstelligen Bereich, obwohl die asiatischen Grossstädte nicht unbedingt ein Wunderwerk an Effizienz darstellen. Im Vergleich dazu, habe ich eiiiiiin einziges Mal das Navigationszepter übernommen und Beat mit 138 Umwegen ins shit-out of no-where in Dante’s Inferno geführt (auf Deutsch: Peking)….. Tja, man muss sich eben ergänzen 🙂

Malaysia by Beat, 15.08. – 26.08.2014

Cameron Highlands, 15.08. – 17.08.14

Ich muss Martina insofern Recht geben, als dass was wir von den Cameron Highlands gesehen haben, nicht übermässig spektakulär war. Ein bisschen mehr als drei Zeilen hat diese Region aber dennoch verdient. Dies aus dem einfachen Grund, dass hier die Geschichte Malaysias und mehr noch, ihre Verknüpfung mit dem Britischen Empire richtiggehend spürbar ist. Auf den ersten Blick ist nichts augenscheinlich anders als im sonstigen Malaysia? Oh doch, es existiert eine unglaubliche Anzahl von alten, z.T. schon ziemlich verlebten Land Rover in allen Variationen!

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Super, so einen muss ich einmal haben…. Aber zurück zur Geschichte; die Briten haben während ihrer indirekten Herrschaft durch die East India Company mehrere Teile offiziell und den Rest des Landes faktisch unter ihrer Herrschaft gehabt. Dabei waren die Cameron Highlands mit ihren nass-kalten 15 Grad Celsius so etwas wie das Heimweh-Gebiet der sonst vom tropischen Klima hitze-gequälten Briten. Es gab (und gibt) wie auch in den restlichen Kolonialgebieten üblich einen British Club, der Teeanbau ist grossflächig angelegt und die Vegetation ist ähnlich unserer; die Palmen sind verschwunden und es gibt wieder Nadelbäume.

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In Kombination mit einem guten Buch aus Zeiten des British Empire (Joseph Conrad, empfehlenswert) konnte ich mich so richtig in diese Zeit zurückversetzen und dies war es auch, was die Cameron Highlands für mich ausgemacht haben. Denn auch ich muss zugeben, dass die heutigen, real existierenden Cameron Highlands aus zwei, drei sehr touristisch geprägten Städtchen bestehen und wenig bis kein Charme besitzen.

 

PS: Die Malaien sind nicht nur bezüglich Land Rover sondern auch sonst absolut autoverrückt! Keine Schrottkarre, die es nicht Wert ist getunt zu werden…. Besonderes Liebhaberobjekt sind die Modelle der Firma Proton, eine Malaiische Institution:

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Proton Saga, Baujahr 90er Jahre, leicht modifiziert

 

Georgetown, Pulau Pinang, 17.08. – 19.08.14

Nach einer weiteren Nahtoderfahrung in einem mittelmässig gewarteten Minibus der Marke „Malaysia-irgendwas“ kamen wir an die Strasse von Malakka und somit in Georgetown an. Georgetown gehörte zu den Eingangs-erwähnten, fünf direkt von den Briten kontrollierten Gebiete und das merkt man auch heute noch. In den kurzen, insgesamt vier Tagen Aufenthalt ist uns die Stadt als sehr quirlig;

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Strasse in der Altstadt

 

Markt mitten auf der Strasse
Markt mitten auf der Strasse

 

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Ladenbesitzer in Little India
Ladenbesitzer in Little India

 

und unglaublich kulturell gemischt in Erinnerung geblieben:

Schreiner chinesischer Abstammung in einer Seitengasse
Schreiner chinesischer Abstammung in einer Seitengasse

 

Alle Ethnien zusammen...
Alle Ethnien zusammen…

 

Dies in ziemlichen Kontrast zum Landesinnern, Taman Negara & Cameron Highlands, aber auch der Ostküste, welche sehr viel homogener muslimisch waren. Chinesische Tempel haben sich mit indischen Essständen, malaiische Markthändler mit chinesischen Buchhändlern abgewechselt. Anscheinend sei Georgetown auch einer der wenigen Orte dieser Welt, an dem Gotteshäuser drei grosser Religionen (Buddhismus, Christentum & Islam) innerhalb eines Strassenzuges versammelt sind. Hinzu kommt das ganze britische Erbe bzgl. Infrastruktur und Architektur, welches Georgetown das Prädikat Unesco Weltkulturerbe eingetragen hat und nicht nur auf dem Papier beeindruckend ist. Man kommt sich schon ein bisschen in die Kolonialzeit zurückversetzt vor, wenn man den repräsentativen Bauten der Lebuh Light oder Lebuh Pantai entlangschlendert. Besonders berühmt ist Penang und damit auch Georgetown für sein Essen. Laut Bernice, unserer Bekanntschaft aus Singapur, sei es sogar normal, für einen Fresstripp ein verlängertes Wochenende dort einzulegen. Martina wollte sich diese Chance natürlich nicht entgehen lassen und deshalb haben wir uns von Nazlina, einer einheimischen Köchin, eine Einführung in die Nyonya Küche geben lassen.

Martina in ihrem Element... ;-)
Martina in ihrem Element… 😉

 

Speziell gedünsteter Reis mit Sambal
Speziell gedünsteter Reis mit Sambal

 

Roti und Curry Dahl
Roti und Curry Dahl

 

Alles in allem hat mir der bunte und sehr lebensfrohe Mix in Georgetown super gefallen, ich würde sogar sagen mein Malaysia Highlight.

 

Pulau Langkawi, 19.08. – 24.08.14

Langkawi liegt ganz im Nordwesten von Malaysia und ist nur eine jedoch die grösste von unzähligen Inseln im gleichnamigen Archipel (dazu später mehr). Von Georgetown aus gelangt man mehr oder minder komfortabel per Fähre dorthin, die Reisezeit hält sich mit ca. 2h in Grenzen und man sieht etwas vom Hafen, mein Papi hätte sich gefreut:

Blick über die Strasse von Malakka ans Festland
Blick über die Strasse von Malakka ans Festland

 

Leider war der Seegang an diesem Morgen ziemlich heftig und in Kombination mit der Konstruktionsweise der Fähre als Speed-Katamaran sorgte dies für eine ziemlich hohe Nachfrage an Kotztütchen. Der hohe Anteil an weiblichen Passagieren welche in Burkas gehüllt waren hatte den unerwarteten Vorteil, dass man selten wirklich sah wenn sich jemand übergeben musste. Nichtsdestotrotz erreichten wir wohlbehalten Pulau Langkawi und checkten nach erster Bekanntschaft mit dem lokalen Taxikartell im sehr hübschen und ruhig gelegenen Langkawi Chantique ein. Ganz in unserer Nähe befand sich der grösste Strand der Insel, Pantai Chenang. Zwar ganz Malaysia-typisch touristisch konsequent entwickelt, aber eine stimmungsvolle Umgebung und Sonnenuntergänge zum dahinschmelzen.

 

Pantai Chenang
Pantai Chenang

 

Der Fakt, dass Langkawi (wie Pulau Tioman auch) eine Zollfreie Insel ist, macht nicht nur Zigaretten & Alkohol sondern auch den Import von Fahrzeugen sehr günstig und so beschlossen wir ein Auto zu mieten, 2 Tage für 90 Franken, fair enough. Aber zuerst machten wir den Archipel als Gäste auf einem Segelkatamaran unsicher, unter fachkundiger Anleitung natürlich, mit Captain Carrel und seiner Schweizer Frau. Der Segeltörn war Klasse, nicht nur war die Szenerie spektakulär, auch ein einsamer Strand stand auf dem Programm:

Vier der tausend Inseln im Archipel Langkawi
Vier der tausend Inseln im Archipel Langkawi

 

No comment....
No comment….

 

Es war für uns beide der erste Kontakt mit Linksverkehr und dementsprechend nervös waren wir vor der ersten Ausfahrt mit unserem kleinen Perodua Myvi. Wie sich aber herausstellte, scheint das Inselleben eine ziemlich beruhigende Wirkung auf die Langkawianer (?) zu haben und die Fahrweise war bis auf die üblichen Ausnahmen sehr gemächlich. Genau richtig für unsere ersten Gehversuche als Commonwealth Drivers, man denke an Australien…. 🙂

 

So ausgerüstet konnten wir z.B. abgelegene Wasserfälle entdecken, was ziemlich lustig geendet hat:

Pools oberhalb des Wasserfalls
Pools oberhalb des Wasserfalls

 

Tiinchen auf Abwegen....
Tiinchen auf Abwegen….

 

Aber auch die Strände der Locals blieben uns nicht länger verwehrt und so hatten wir einen kurzen (da Regenschauer) aber echt netten Nachmittag an einem kleinen Strand im Nordwesten der Insel verbracht.

Einheimische Kinder beim Spielen
Einheimische Kinder beim Spielen

 

Die Atmosphäre auf der Insel war für mich zwar sehr relaxed aber auf eine komische Art auch irgendwie diszipliniert, leicht klinisch. Es ist noch schwer zu beschreiben aber wenn man es mit dem thailändischen Koh Tao vergleicht (was ich unterdessen schon kann, Entschuldigung an den ungeduldigen Teil meiner Leserschaft) ist es schon ein bisschen zu wohlgeordnet, zu wenig quirlig, chaotisch. Das ist natürlich immer nur ein persönlicher Eindruck und wenn man ehrlich ist, wohl auch ein bisschen meine Wunschvorstellung wie es dort sein sollte. Zudem wurde ich die ganze Zeit das Gefühl nicht ganz los, dass der Segen des Petronas-Geldes nicht ganz spurlos an den Malaien vorbeigezogen ist. Aber was liegt es an mir dies zu sagen, der in Sichtweite des auch nicht gerade spärlich sprudelnden Geldbrunnens Paradeplatz wohnt.

 

Alles in allem war die Erfahrung Malaysia sehr eindrücklich für mich, was den Entwicklungsstand des Staates an sich und vor allem auch die Natur angeht! First time in the real jungle, check! Vor uns liegt nun das Abenteuer Thailand, welches wir mit einem Aufenthalt auf Koh Tao starten werden. Aber zuerst kommt einmal ein Flug mit DIESEM Flugzeug vom Penang International (hihi) Airport:

Fireflyz Airlein ise best!
Fireflyz Airlein ise best!

Malaysia 01.08.2014 – 26.08.2014

Nach 48 Stunden Reise dank unserem Intermezzo mit Malaysian Airlines kommen wir total erschöpft in Kuala Lumpur an. Notabene ohne Hotel und keine Ahnung von der Stadt, da wir ursprünglich zuerst nach Singapur wollten. Seis drum, schlussendlich sind auch wir in einer Absteige in Kuala Lumpur angekommen. Ziemlich angeschlagen verschlafen wir die ersten zwei Tage in der Malaysischen Hauptstadt und müssen uns zuerst einmal zurecht finden. Ab jetzt ist nichts mehr vor gebucht, die nächsten drei Monate hängen von unserer Lust und Laune und vorhandenen (oder eben nicht 🙂 Organisationstalent ab.

Kuala Lumpur – Multikultureller gehts nicht mehr

Ein wenig angeschlagen kriegen wir die Hauptstadt leider nur am Rande mit. Zu einem Sight-Seeing-Türli lassen wir uns doch hinreisen und bekommen einer Eindruck der multikulturellen Metropole. Kuala Lumpur scheint ein Schmelztiegel von Asien zu sein, von Chinesen über Inder und und ein Chrüsimüsi aus Südost-Asien ergibt sich eine unglaubliche Vielfältigkeit der Bewohner. Natürlich hat jede Ethnie einen eigenen Stadtteil, Restaurants und Gotteshäuser, was die Stadt sehr geschäftig und irgendwie nicht greifbar macht. Hinzu kommen viele Touristen aus allen Herren Länder, vor allem auch den arabischen Emiraten, was das ganze noch multikultureller macht. Im Kontrast dazu steht der ultramoderne, westlich angehauchte Stadtteil samt Petronas-Tower. Trotz der kurzen Zeit in KL hat die Stadt sehr interessant für uns gewirkt und scheint symbolisch für die Kultur der Malaien zu sein.

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Tioman Island – Welcome to Paradise

Nach einem Monat intensiver Erlebnisse möchten wir nun endlich auch mal an den Strand, Seele baumeln lassen und Fudis im Meer tunken. Man glaubt es kaum, aber auch Reisen kann anstrengend sein 🙂

Dank phänomenalen Geburi-Gschänkli meiner Eltern (nomal danke tuuusiiig an Mami und Papi 🙂 durften wir uns in mega-chic-resort auf der kleinen Paradis-Insel Tioman gönnen. Die sieben-stündige Busfahrt (unser Fahrer aka Louis Hamilton hatte ein Faible für „Kamikaze-Überholen“) und drei Stunden Fähre haben sich echt gelohnt – ich verbudle als erstes meine Fussi im Sand und bin oberhappy. Der Cocktail am Strand und erste Bikini-Abdruck (oder für die Beats unter uns: der erste Sonnenbrand) lassen nicht lange auf sich warten und wir machen uns erholt auf den Weg in den Jungle!

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Taman Negara – Jungle Fever oder „iiiiikkkk so gruuuuussssiiiiiiiiigi Viecher“

Tiefen entspannt und wieder fit nach Tioman sind wir übermütig geworden und haben einen vier -tages Trip in den ältesten Jungle der Welt – Taman Negara – im Herzen von Malaysia gebucht. Weil das uns noch nicht genug Grünzeug war, haben wir gleich noch einen weiteren Trip nach Cameron Highlands, dem grössten Teeanbaugebiet von Malaysia dazu gebucht – und dies mit einem local Touroperator.

Nach einem erste-klasse-shitwhole in Kuala Lumpur haben wir uns so richtig auf die freie Natur gefreut und sind in das Büssli gehopst. Also „Büssli“ ist für eine Passagieranzahl von ca. 50 Personen ein wenig untertrieben. Es beschlich uns die erste böse Vorahnung, dass wir wohl nicht mit einer kleinen kuulio-local-organisation reisen, sondern eher ein bisschen Massentourismusluft schnuppern dürfen… Naja, unser Vier-Tages Programm war tatsächlich krass durchorganisiert, samt Antritts-und Abmarschplan für jede Aktivität und akuten Platzmangel auf dem Night-Jungle-Trail – nicht so unser Ding aber es hat sich trotzdem gelohnt! Wir sind mit dem Böötli Fluss-aufwärts gefahren, ein vier-stunden Jungle Trek samt Blutegelinvasion (iiiiiiiiiiiiiiiiiikkkkkkkkkkk) hinter uns gebracht, Night-Safari mit Jeep und gemütlich auf dem Flussbötli-Restaurant malayisches Essen genossen. Einzig die Begegnung mit dem Cola-Dosen-Grossen Urviech („the fly“ – Film schon gesehen?!) in unserem Zimmer hätte ich mir sparen können, aber sonst war’s lustig. *

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*Jetzt wissen wir immerhin, wo die Viechli von den Peking-Spiessli so herkommen 🙂

Weiter nach der Touri-Marsch-Programm wurden wir nach Cameron Highlands gefahren – wenn man das so nennen kann. Ein weiterer Cousin von Louis Hamillton (wenn auch ein etwas älteres Exemplar) ist die kurvige Landschaft hinauf geflitzt als obs kein morgen gäbe – was durchaus realistisch ist. Es scheint, als dass es ein paar versteckte Formel-1-Talente in der Petronas Welt gibt.

Die Aussicht auf die Teefelder war der Hammer, der Besuch bei der Teefabrik „BOH“ spannend und der Rest eher lauwarm. Das indische leckere Essen hingegen war hot&spicy und so sind wir weitergedüst in den Norden Malaysias.

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Peking, 26.07 – 31.07

Peking – oder „einmal Seegurke gedünstet bitte“

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Russland, die Mongolei und drei Wochen Zugfahrt liegen hinter uns, vor uns wartet die Millionen-Hauptstadt Peking. Naja, wir glauben zumindest es ist Peking, denn sehen können wir es nicht. Es stimmt tatsächlich, der Smog in Peking ist von erster Güte, ein Zeichen der rasanten Industrialisierung und nicht vorhandenen Umweltbewusstsein – aber das ist eine andere Geschichte.

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Verschwitze Randnotiz: Juli und August sind die unpassendsten Reisemonate für Peking, da ca. 40 Grad im Schatten und dementsprechend viel Smog….. hüstel…

Unser schmuckes kleines Hotel liegt in einem Hutong-Viertel. Hutongs sind die traditionellen Ziegeldachhäuser mit einem Innenhof, darin wohnt meistens eine mehrköpfige Grossfamilie. Das Viertel hat insgesamt 14 Seitengässli voller Hutongs, die dem Viertel einen altertümlichen Charme verleihen. Diese Gegend hat sich zum In-Viertel von Peking gemausert, mit vielen kleinen Läden und unzähligen Food-Ständen, die von Dim-Sum, zum Hühnrfuss zum Tee und Potenzmittel alles Essbare verkaufen.

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Die ersten kleinen und grossen Eigenheiten der Chinesen erkennen wir bereits auf dem ersten zwei-stunden Rumgelatsche zum Hotel:

1: Du läufst und läufst und läufst…

Du kriegst KEIN Taxi in Peking, wenn du wie ein Tourist aussiehst, weil: No English – No Have – No understand…

2: Foooootoooo?

Es gibt beinahe keine europäische Touristen. Ich mit meinen blonden Schweisslöckli in der Pekinger Mittagshitze scheine eine Attraktion für sich zu sein. Unzählige Male werden wir von Chinesen auf ein Foto angesprochen. Ausnahmelos alle Chinesen lieben das Peace-Zeichen und haben keine Angst vor Körperkontakt – egal wie verschwitzt du bist…

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3: Die Pekinger U-Bahn ist eine Klasse für sich!
Chinesen sitzen gerne. Immer und überall. Auch in der vollgestopften U-Bahn, auch wenn man dafür ein Omi vom Sitz schuppsen muss. Ach ja, einsteigen tut man übrigens zuerst! Die, die aussteigen wollen, dürfen sich mit panischen Blicken und Rumgefuchtel durch die Menge quetschen, bevor die Türen wieder zu schnellen. Übrigens eine tolle Erfahrung für Klaustrophobische Menschen oder Backpacker…. Das U-Bahn-Netz ist trotzdem 1A: Klima – Sauber – und du kannst dich wirklich nicht verlaufen…nicht einmal ich…

4: Hochkultur?

Kein Wunder wird jedes Handy in China produziert, es ist ein Smartphone-Mekka. Von Kleinkind bis Grosi haben alle ein Smartphone in der Hand und tippen sich die Fingerli wund – und zwar die Ganze Zeit, in der U-Bahn, auf der Strasse, beim Essen. Eine Gruppe lachender Teenies auf der Strasse mit gesenkten Köpfen scheinen sich stundenlang über einen Chat zu unterhalten – so lääääääässss…

5: Hast du schon gegessen?

Heisst in China so viel wie „Gehts dir gut?“. Tatsächlich, es scheint sich alles, aber auch wirklich alles im Leben der Chinesen ums Essen zu drehen. Läuft man durch eine Strasse, hat die Hälfte der Leute einen Snack (Fleischpiessli, Käferspiessli, sonst irgend ein Spiessli) in der Hand von den hunderten lokalen Foodständen. Wir haben uns hinreissen lassen und fleissig mitprobiert, meistens auch mit Erfolg. Was in all den Dim-Sum überhaupt so drin war, wissen wir nicht, aber who cares 🙂

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Die Geisterstrasse, eine x-Kilometer lange „Fressmeile“, wo sich ein Restaurant ans andere reiht, scheint der vollkommene Traum der Chinesen zu sein. Dort suchen wir uns dann auch ein richtiges Restaurant aus, um einmal nicht aus einem Kartöngli irgend ein Gericht mit Stäbli auf der Strasse zu mampfen.

Chic sieht’s aus das Restaurant, voll besetzt mit Chinesen – und uns zwei. Hier ein kleiner Auszug der Karte:

  • 15 verschiedene Varianten einer Seegurke (frittiert, gedünstet, gekocht, garniert, etc.)
  • 10 verschiedene Varianten von Hirn und/oder Zunge und/oder Hoden (Schaf scheint sehr beliebt zu sein)
  • 5 verschiedene Varianten von Füssen (wie immer, die Auswahl der Tiere ist gross…)
  • 1 Sweet&Sour
  • Suppen und Reisgerichte
  • Seafood (in allen Varianten, die schönen und unschönen)
  • 1 Seite „for Foreigners“ –> check 🙂
    Wir haben viel probiert, aber zum Wohle unserer Nerven und Mägen haben wir uns bei den exquisiten Delikatessen (so eine Edel-Seegurke ist übrigens scheiss-teuer!) ein wenig zurück gehalten…

Und was haben wir sonst noch so gemacht, ausser gegessen?

Rumgelaufen! Peking ist unvorstellbar gross und dank der guten U-Bahn-Verbindung und High-Tech-Transa-Schuhwerk kann man im Zick-Zack von traditionellen Hutong zu Riesen-Shopping-Mall zu Königspalast zu Tempelanlage trotten (bei 40 Grad und „kristallklarer“ Luft – selten so wenig geraucht….).

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Einen guten „Überblick“ der Grösse Pekings gibt der Kaiserpalast. Er ist riieeeeesssiiiiiiig und nimmt de gesamten Stadtkern samt Parkanlage, 5 Museen, Fluss und „forbidden City“ in Anspruch. Mussten wir natürlich hin.Mit dem überteuerten Ticket in den Händen wurden wir von den chinesischen Besuchermassen in die ummauerte Anlage geschwemmt, haben uns in den unzähligen Zwischengängen mehrmals verlaufen und sind bei 40 Grad Dim-Sum-mässig im tausend Jahre alten Steingemäuer gedünstet worden! Raus kommt man aus der brennenden Hölle ohne Wasser (sorry, no have…) übriegens nur durch den Palastgarten nach 30 Minuten anstehen – Also rundum eine tolle Erfahrung…

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Man darf nicht sagen, wir hätten nicht daraus gelernt. Am nächsten Tag sind wir zum Tempel der Azurblauen Wolke rausgefahren, der praktischerweise im „shit out of no-where“ am Rande von Peking liegt. Im kühlen Schatten des Waldes, weg vom Smog, ohne tausende Touris, quasi alleine – in Frieden.

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Raus aus der Stadt war jedoch ein grösseres Manöver als rein. Lange Geschichte Kurz: 2 stornierte Flüge, 48 Stunden Flughafen, eine indische Meuterei, eine chinesische Flughafenpolizei, eine entnervte Martina und ein übelst erkälteter Beat später sind wir in Kuala Lumpur ausgestiegen (geplant war einmal Singapur als Enddestination, aber das war vor der Bekanntschaft mit Malaysian Airlines).

Mir hat’s trotzdem sehr gefallen, die wuselige Stadt mit ihren sympathischen, ein wenig verwirrten und eigenen Einwohner werde ich gerne nochmals besuchen…vielleicht nicht nochmals im Juli und sicherlich nicht mit Malaysian Airlines!

 

Mongolei – 22.07. – 26.07.2014

Anreise von Irkutsk, Montag, 21.07.2014

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Die Bahnfahrt von Irkutsk wird mir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit (aktueller Ort des Verfassers: Zug UB – Peking) als schlechtester Abschnitt der Transsib in Erinnerung bleiben. Da der Zug hier schon um 07:50 Richtung Mongolei startet, hat der super straff organisierte Tour Operator Baikalkomplex den Transfer auf 06:30 angesetzt, Konsequenz: Wecker klingelt um 05:10. Aufgrund der damit einhergehenden Müdigkeit verschlafe ich den landschaftlich ansprechenden Abschnitt entlang der (angeblich) wilden Selenga. Alles halb so schlimm aber auf die darauf folgende Erfahrung des lebendig gedünstet werden hätte ich verzichten können. Dank fehlender Klimaanlage in der 2ten Klasse kombiniert mit einer ausgefallener Lüftung pendelt sich die Abteilstemperatur im vollbesetzten Zug bei knapp unter 40 Grad ein. Das die darauffolgende Grenzkontrolle über fünf Stunden dauert und das bei geschlossenen Türen & Rauchverbot vermag unsere Stimmung nicht sonderlich aufzuhellen. Nun ja, überlebt ist überlebt und irgendwann nach Mitternacht setzt sich der Zug endlich wieder in Bewegung, Zeit um verschwitzt und erschöpft weg zu dösen.

Ulan Baatar aka Ubee, Dienstag, 22.07.2014

Das von Tsolmon Travel betriebene Serviced Appartment im Stadtzentrum von UB entschädigt für die Strapazen der vergangenen Nacht und nach einer Dusche mit anschliessendem vier stündigem Power-Napping fühlt man sich neugeboren. Die nächsten Tage begleitet uns Munkhuu, eine Ausnahmeerscheinung von Mongole inkl. Master in deutschen Sprachwissenschaften und gelegentlichen Einsätzen für das Bundesamt für Migration.

Munkhuuuuu

Er präsentiert uns eine sehr ausgewogene Sicht auf die „alte“ und „neue“ Mongolei und zeigt auch die Spannungsfelder auf. Den gemütlichen Stadtrundgang wertet er mit extrem vielen wissenswerten Fakten auf und der Besuch in einem der wenigen nicht in den 1920er Jahren (Beginn Sozialistische Herrschaft) zerstörten buddhistischen Klöster beeindruckt. Die in den 1990er Jahren wieder aufgebaute Statue einer Gottheit tut dies durch ihre schiere Grösse:

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Im umfangreichen und liebevoll gestalteten Nationalmuseum der Geschichte bekommen wir eine kurze aber trotzdem mehrstündige Auffrischung in mongolischer Geschichte. Interessant war zu sehen in welchen Punkten die Mongolen die Geschichte ihres Landstriches anders sehen als es die Türken tun, deren Standpunkt wir vor ein paar Jahren im Muzee Askari in Istanbul vermittelt bekamen.

 

Terelj Nationalpark, Mittwoch / Donnerstag

Einfach wow….. Eine beeindruckende Mischung aus mongolischer Steppe und Granitbergen, auch „mongolische Schweiz“ genannt (Passend dazu der aktuelle Nummer 1 Hit in der Mongolei, Jodeln Mongol Style, http://youtu.be/WKFT6Wx47-Q). Unser Ger*-Camp war abgelegen von den anderen Touristen-Camps und hatte keinen Strom dafür Kerzen. Aber die Kulisse hat jeglichen vermeintlich fehlenden Komfort wettgemacht und das Beste war, wir waren die einzigen Gäste!

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[Hinweis Tiinchen: Man stellt es sich romantisch vor. Nur zur Info, in der Jurte hatte man eine Temperaturwahl zwischen 0 (ohne Feuer) und 40 Grad (mit Feuer)…. Nicht die optimale Betriebstemperatur für Tiinchen.]

Nach diesem tiefem Durchatmen in der mongolischen Weite ging es zurück nach UB. Auf dem Weg zurück besuchten wir die Ruinen eines ehemaligen, damals sehr grossen Klosters. Auch dieses fiel den „Erneuerungsarbeiten“ des nach der Sowjetunion zweitältesten sozialistischen Landes, der mongolischen Volksrepublik, R.I.P., zum Opfer. Es war dennoch ein eigenartiges Gefühl durch die weitläufigen Ruinen zu wandeln und sich darin den geschäftigen Tagesablauf vorzustellen, welcher sicherlich durch die buddhistische Lehre geprägt und so gar nichts mit unserem westlichem Alltag zu tun hatte.

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Am Abend besuchten wir ein Folklorekonzert. Ein kurzes Naserümpfen sei erlaubt aber ich muss sagen, die Vorstellung war überraschend gut und das Niveau der Künstler (soweit von mir beurteilbar) sehr hoch.

 

Zugfahrt, UB – Peking, Ankunft Freitag 26.07.2014

Am darauffolgenden Tag startete unsere vorerst letzte Zugfahrt, diesmal mit dem Transmongolischen Express. Der mongolische Teil der Strecke war zwar sehr (und damit meine ich SEHR) unspektakulär, aber ich denke, die Weite der dortigen Steppe lässt sich auf diese Weite sehr gut erfassen.

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Am Grenzübergang liessen sich die mongolischen Zöllner in etwa gleich viel Zeit wie bei der Einreise, diesmal hatten wir in unserem klimatisierten Erstklasse-2er-Abteil jedoch wenig zu klagen. Auf chinesischer Seite kam dann die interessante Erfahrung eines „Live-Achsen-Wechsels“ für den Zugwaggon hinzu, um uns für die chinesische Spurbreite fit zu machen. Das China ein Land der Extreme sein wird, konnten wir schon während des folgenden Vormittags abschätzen. Der Tag begann mit einer atemberaubenden Kulisse durch malerische Bergtäler.

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Auch auf diesen Fotos ist der Smog von Peking schon ansatzweise zu erkennen. In seiner vollen Pracht sieht er dann in etwa so aus. Man beachte, dass Peking ein paar Einwohner hat und eigentlich mehrere Häuserzeilen hintereinander zu sehen sein sollten:

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Unseren Abenteuern in Peking ist dann der nächste Blogpost gewidmet. Bis dahin, Zàijiàn!

 

*Wird anscheinend nur in Kasachstan Jurte genannt, war das erste auf das wir von Munkhuu hingewiesen wurden… 😉

Irkutsk & Baikal See

Reise, 15. – 16.07.2014

Von Krasnojarsk nach Irkutsk nahmen wir einen weiteren 18 Stunden-Abschnitt Transsib inkl. Übernachtung in Angriff, der uns nach Irkutsk führen sollte. Da Krasnojarsk (aus meiner Sicht ungerechtfertigterweise) in der Gunst der Touristen nicht besonders weit oben steht, waren die Zugsverbindungen entsprechend lokal ausgerichtet. Während der Zug „Nr. 6“ (Standard Touri Moskau – Ulan Bator) während dieser Strecke drei Stopps einlegt, genehmigte sich unsere temporäre Bleibe 16 Halte.

 

Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien
Bahnhof Tajset aka tiefstes Sibirien

 

Wie im letzten Blogpost schon angetönt hatten wir diesmal auch zwei Mitreisende in unserem 2. Klasseabteil. Lange Rede, kurzer Sinn; es war ein bisschen anders resp. russischer als bisher aber komfort-technisch ok und auch spannend. Nur Russisch zu sprechen hätte hier wirklich viel gebracht….

 

Irkutsk, 16. & 20.07.2014

Nach Ankunft im Morgengrauen (07:37 Lokalzeit, 02:37 Moskauer Zeit) wurden wir direkt zu unserer Gastfamilie gebracht, welche ein nettes Apartment in der Innenstadt besitzt. Olga nahm uns herzlich in Empfang, ihren Mann Sergej lernten wir später auch noch kennen. Nachdem das unterdessen gewohnte „Ablade- und Zeugs-sinnlos-im-Raum-Verteilmanöver“ abgeschlossen war, ging es an die Erkundung Irkutsks. Der erste und vielleicht auch spannendste Museumsbesuch war das Haus des Dekabristen S. Trubeckoj, welches sehr anschaulich das Martyrium der mutigen Revolutionäre von 1825 schilderte.

 

Dekabristen Museum
Dekabristen Museum

 

Das am Sonntag besuchte, seit 1782 bestehende und damit älteste Heimatkundemuseum Sibiriens war dagegen ein bisschen spärlich bestückt und der zeitgenössische Teil nur in Russisch beschrieben. Trotzdem war es interessant, die Geschichtsschreibung aus sowjetischer Sicht einfach zu sehen und ein Lenin-Pin ist für mich auch noch herausgesprungen. Das sonstige Irkutsk ist aus meiner Sicht nicht weit von seinem Spitznamen „Paris von Sibirien“ entfernt; die Häuserzeilen sind historisch und es gibt ausnahmsweise sogar vereinzelte Kaffees mit Sitzplätzen draussen!

 

Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes
Tor zu Ostsibirien inkl. Werbung des Klassenfeindes

 

Ein bisschen touristischer als Perm oder Krasnojarsk ist es schon, unsere Guides haben das mit dem Baikalsee begründet, anscheinend ein Pflichtstopp für die Meisten. Bemerken tut man es spätestens dann, wenn man ein Hacker-Pschorr im bayrischen Biergarten trinkt und dafür umgerechnet 9 CHF zahlt…..

 

Baikal See, 17. – 19.07.2014

Auf dem Weg von Irkutsk an den Baikalsee haben wir das Freilichtmuseum Tal’cy besucht, welches definitiv eines der Highlights dieser Gegend ist. Originalgetreue sibirische Holzarchitektur an ca. 400-jährigen Häusern auf einem riesigen Gelände. Ein ganzes Städtchen inkl. einer Festung „Ilimsk“ und dem Erlöserturm. Es war zwar ein bisschen neblig, das war jedoch nicht weiter schlimm sondern hat für eine interessante Stimmung gesorgt:

 

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Martina hat es so gut gefallen, dass sie gar nicht mehr mitkommen wollte. Erst auf das Versprechen hin, in der Schweiz einmal Ferien in einem Holzbauernhaus zu machen, liess sie sich wieder aus der Holzhütte locken:

 

Wo ist Martina?   :-)
Wo ist Martina? 🙂

 

Unser Ausflug an der Baikalsee bestand aus jeweils einer Übernachtung in Listvjanka und Bolschie Koty. Das Dörfchen Listvjanka ist einigermassen schnell abgehandelt: Eine Strasse direkt am See, Tourifalle, nichts besonderes zu sehen. Auch deshalb landen wir schon am Nachmittag in einer gemütlichen, kleinen Kneipe und bleiben ziemlich lange dort. Daran sind aber nicht nur wir Schuld, sondern auch unsere neuen Freunde von der russischen Mafia, welche dort Geburtstag feierten, unsere bisher höchste Restaurantrechnung in der Luft zerrissen (aka bezahlten) und uns mit allerlei feinen Sachen bewirteten (Omul, Henessey, etc.).

 

Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast
Geburtstagskind Alexander, Niederlande-Shirt, 10 Jahre Knast

 

Und fairness-halber muss man erwähnen, trotz Tourifalle, der Blick vom Hotelbalkon auf den Baikalsee entschädigt doch für einiges:

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Der zweite Aufenthalt war in der kleinen Fischer- und Datschasiedlung Bolschie Koty, welches mit dem Tragflügelboot von Irkutsk aus in ca. 1 1/2h zu erreichen ist. Mir persönlich hat das dort ausgelöste Gefühl von Abgeschiedenheit den Atem geraubt. Es ist im grössten Nationalpark entlang des Baikal-Sees gelegen und von nichts als sibirischem Wald umgeben.

 

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Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Baikal-See

 

Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere
Bolschie Koty, Aussichtspunkt, Richtung Landesinnere

 

Es gibt dort ausser ein paar eher improvisiert wirkenden Datschas wirklich nichts, nicht einmal einen Laden. Einzig diverse zivilisatorische Hinterlassenschaften sind allerorts anzutreffen, was jedoch seinen eigenen Charme hat. Dabei scheint Martina ein richtig gutes Auge für Fotomotive zu entwickeln:

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Wie vorher schon erwähnt, wird der Baikal-See von Reiseführern als auch von lokalen Guides als „Must-see“ klassifiziert. Nachdem wir ihn gesehen haben verstehe ich nun auch wieso. Es ist schwer zu beschreiben, aber den tiefsten See dieser Erde umgibt eine ganz spezielle Atmosphäre, welche durch die ursprüngliche Natur rundherum nur verstärkt wird. Und noch etwas profaner ausgedrückt; er ist sauklar und saukalt:

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Nach drei Tagen im Zeichen des Baikal sind wir wieder in Irkutsk angelangt und spielen eine weitere Partie „Sinnlos-im-Raum-verteiltes-Zeugs-Einsammel und Einpackmanöver“.

Next Stop: Ulan Bator!

Krasnojarsk – Hallo Sibirien – Hallo Mücken

Eine Zugreise, die ist lustig… oder so?

Nach einem weiteren Tag in der Industriestadt Perm, die ihre spärlichen touristischen Attraktionen bis zum Maximum ausgereizt hat, packen wir unseren Back-Pack (mittlerweile sind Beat und ich stolze Besitzer eines Bachelor in Backback-Packing…) trippeln wir weiter zum nächsten Bahnhof.

Erste Klasse Tickets sind gebucht und wir sind gespannt, was das in sibirischen Standards wohl heissen mag. Zuerst heisst es sicher einmal, dass wir auf sechs weitere Schweizer Touris treffen, klar zu erkennen an der neonfarbenen Regenjacke und den verschüchterten Blicken… Zwar kein Wodka trinken mit den russischen Fahrern, dafür selbst gemischter Cuba Libre aus dem eigenen Fresspäckli im Schwiizer-Grüppli schlürfen – auch gut 🙂

First Claaasssss...:)
First Claaasssss…:)

Nicht das Four Seasons aber immerhin, es schläft sich deutlich besser im kuscheligen Zweierwagon (….was ein nicht kuscheliger Vierer-Wagon mit russischem Omi und sibirischem Lastwagenfahrer-Look-Alike im Gegensatz dazu heissen kann, werden wir glücklicherweise erst im nächsten Zug erfahren..).

Krasnojarsk, 10.07.2014

Auf dem Bahnsteig erwartet uns Anatoli, unser Reiseführer. Zwar ca. 15 Jahre älter als auf dem Foto von unserem Infoblatt, aber umso sympathischer. Mit seinem astreinen Englisch finden wir schnell heraus, dass Anatoli scheinbar einer der richtigen Self-Made-Man in Sibirien ist, der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sein eigenes Business als Tourguide aufgebaut hat und sich darin mit Herz und Seele verschrieben hat. Auch wohnen wir in seinem eigenen Hostel, piick-sauber und gut ausgestattet und er wird uns auch auf die acht-stündige (ja, ich habe auch ziemlich blöde geschaut) Wanderung im Nationalpark begleiten.

Platz am Jenissei in Krasnojarsk
Alles war sehr liebevoll hergerichtet, ganz anders als in Perm…

 

Für diejenigen, die mit der Region Krasnojarsk nicht viel anfangen können (wahrscheinlich die Meisten) hier ein paar Facts:

Die gesamte Region ist ca. Fünf mal so gross wie Frankreich, auf dem ganzen Gebiet leben jedoch nur drei Millionen Einwohner. Es ist der drittgrösste “Bundesstaat” der Welt und beherbergt unzählige Nationalparks von der grösse der Schweiz, die meisten davon sind grösstenteils für Besucher geschlossen.

Der Stolby National Park

Das Naturschutzgebiet liegt in der Nähe von Krasnojarsk, der Zugang zu dieser Stadt war bis zu den 90ern für Ausländer verboten. Es gibt neun bis zu 100 Meter Hohe Granit-Steinfelsen im Park, von denen man eine unglaubliche Aussicht auf die Schönheiten der Sibirischen Landschaft hat.

1 von 9 Granit-Bergen
1 von 9 Granit-Bergen

Soweit so gut, also los. Nachdem wir zwei Stunden durch eine Moskito-Wand gewandert sind (endloses Gefuchtel und Geklöne unsererseits inklusive), erklimmen wir etwa 1000 Treppen, bis einmal das Waldgebiet beginnt. Anatoli ist die Ruhe selbst, erträgt ohne Wimpern-zucken die Moskitos und die Hitze – True Tough Siberian halt – und erzählt uns Geschichten rund um das Leben in Russland.

Never Ending Story..
Never Ending Story..

Wir wandern bergauf bergab, kraxeln über Steine und zwischen Schluchten bis wir um eine Ecke drehen und uns die Luft wegbleibt, diesmal nicht aufgrund der Anstrengung: Der Ausblick ist atemberaubend und uns wird schlagartig bewusst, dass wir uns Mitten im Nirgendwo befinden, hunderte Kilometer um uns herum nicht eine Menschenseele.. Der erste Aha-Moment unserer Reise hat mich zumindest ziemlich geflasht…

wow..
wow..
Nächster Berg!
Nächster Berg!

Einige Stunden später sind wir total erledigt aber happy wieder im Hostel, Beat sieht aus wie ein Bienenstich-Türtli und ich kann nicht mehr aufrecht gehen… aber, schöns wars trotzdem 🙂

 

Transsibirische Eisenbahn

Moskau, 09.07.2014

Jetzt ist es soweit, wir sind auf dem Weg an Jaroslaver Bahnhof, der Startpunkt unserer Transsibirischen Eisenbahn. Wir stehen auf dem Gleis und ein “eher älteres Model” eines Zuges fährt ein. Eine Auswahl an Russen aus dem ganzen Land zieht an uns vorbei, von den schon weniger chicen Russinnen, älteren Grosis samt ganzem Hausrat, Wodka-Stammtischrussen und einige Militärs (natürlich allesamt mit dem grimmigen Gesichtsausdruck, wie gehabt…) – und wir zwei.

Nullpunkt Moskau
Nullpunkt Moskau
Unser Zug ins Nowhere..
Unser Zug ins Nowhere..

Mir wird scheinbar gerade schockartig bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe und ich hätte Beat kurzerhand erwürgen können. Sei’s drum, jetzt sind wir halt schon da und ich trotte Beat schmollend hinterher in den Zug.

Oh Überraschung, das sieht ja doch nicht so übel aus. Zwar winzig klein, aber das Abteil zu zweit ist doch recht komfortabel und wir können uns gemütlich einrichten, samt unserem üppigen Proviant-Päckli. Beat freut sich wie ein kleines Kind und starrt unentwegt und voller Begeisterung aus dem Fenster, in eine Landschaft die immer ein wenig karger wird, bis nur noch vereinzelte Datschas zu sehen sind. Scheinbar ist für Beat mit dieser Reise wirklich ein grosser Wunsch in Erfüllung gegangen und ich freue mich, dabei sein zu können.

Unser Abteil..
Unser Abteil..
Transsib-Fan, anyone?!
Transsib-Fan, anyone?!

 

Perm, 10.07.2014

Angekommen in Perm werden wir zu unserer Gastfamilie gebracht. Vor einem heruntergekommenen Plattenbau wartet eine strahlende ältere Dame, die wir sofort ins Herz schliessen. Nadejda ist eine 67-jährige pensionierte Französischlehrerin. Der Begriff “Rentnerin” könnte nicht unpassender sein, sie ist quirlig und redselig, hat alles liebevoll für uns hergerichtet und wir verbringen den Abend mit Geschichten aus ihren Europareisen.

Brandneu der Plattenbau....
Brandneu der Plattenbau….
Nadedja hat unser Mittagessen vorbereitet
Nadedja hat unser Mittagessen vorbereitet

Der Ausflug in das Gulag Perm-36 am nächsten Tag war äusserst eindrücklich, aber auch beschämend zu sehen, was diese Frauen und Männer erdulden mussten. Die Museumsführer freuen sich über die selten gesehenen jungen europäischen Touristen, die Interesse an der Geschichte Russland zeigen.

Sicherheitszone Gulag, Vier Zäune gab es zu überwinden, niemand hat es jemals auch nur versucht...
Sicherheitszone Gulag, Vier Zäune gab es zu überwinden, niemand hat es jemals auch nur versucht…
Arrestzelle

 

Nichts desto trotz tauchen wir immer tiefer in Sibirien ein und lernen “das andere Gesicht” Russlands kennen. Siehe da, die Menschen wirken herzlich und hilfsbereit, ein Lächeln auf den Gesichtern fällt uns schon häufiger auf..

Wahre Begeisterung..:)
Wahre Begeisterung..:)

Kulinarisches

Moskau

Motto: Frittiert und schwer zu definierender Inhalt.

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Gut, selber schuld, wer das kyrillische Alphabet nicht kann, dann gibt’s anstatt Beef halt Rinderzunge… Geschmeckt hat’s trotzdem, zumindest einiges davon…:) Vom Wodka haben wir bislang noch die Finger gelassen, das kann aber auch nicht mehr allzu lange dauern.