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Tayrona, Medellin und Zona Cafetera

Noch bevor wir aber nach Medellín reisen, machen wir einen Abstecher entlang der Karibikküste in den Tayrona-Park. Da wir uns gegen das mehrtägige Trekking in der Ciudad Perdida entschieden, haben wir dafür ein wenig mehr Zeit in diesem erstaunlichen Nationalpark eingeplant. Aufgrund einer Empfehlung einer Kollegin (danke tuusig Bettina :-)) haben wir uns am Ende des Parks in einem luxuriöseren Jungle-Bungalow einquartiert – wow, was für ein Paradies!

In absoluter Ruhe und auf einer wunderschönen Anlage konnten wir uns jeweils vom mehrstündigen Trekking im Park erholen oder einfach nur die Seele baumeln lassen.

Mir persönlich hat es richtig gutgetan, nach einem Monat hitziger Grossstadt ein wenig Zeit in der Abgeschiedenheit und Natur zu verbringen – wir werden diesem Wunsch noch mehrere Male folgen, da es lateinamerikanische Metropolen wirklich in sich haben.

Da die Route von Cartagena nach Medellín nicht mehr versprach ausser 15 Stunden unspektakulärer Busfahrt, haben wir uns für den günstigen Flug entschieden. Pünktlich zum offiziellen Beginn der Regenzeit hat sich ein Gewitter über Cartagena entladen, welches unseren Abflug aber um mehrere Stunden verzögerte. Naja, wir werden uns daran gewöhnen müssen, da überall in Kolumbien nun «nasses Wetter» angesagt ist.

MEDELLIN

Und plötzlich sind wir wieder in einer pulsierenden Grossstadt, die unterschiedlicher vom altbekannten Cartagena nicht sein könnte – Medellín! Wir hatten bislang nur Gutes von der ehemals gefährlichsten Stadt der Welt gehört, aber waren zugegebenermassen auch, wie die meisten, ein bisschen «Netflix-gebiased» von deren Vergangenheit und wussten nicht recht, was wir zu erwarten hatten. Aber die «Paisas» haben uns schnell eine Lektion erteilt, zu welcher Transformation Menschen auch in den schwierigsten Umständen fähig sind:

Es ist mir zwar ein wenig peinlich, aber wir konnten es doch nicht lassen und besuchten das Escobar-Museum. In Erinnerung bleibt mir wohl am ehesten die Rückfahrt mit dem zugekosten Privatfahrer von Roberto Escobar… no further comment needed…

Die «Stadt des ewigen Frühlings» hat fast 4 Millionen Einwohner, ist in ein enges Tal gequetscht und breitet sich entlang der unendlich steilen Hängen in alle Richtungen aus. Ein Highlight und einzigartig in Kolumbien ist die Metro und die dazugehörigen «Metro-Cable», die einige Barrios (Stadteile) in den Berghängen mit dem Zentrum verbinden. Sämtliche öffentliche Verkehrsmittel sind penibel sauber gehalten und durch Lautsprecher wird in allen Stationen die «Cultura Metro» verkündet, die einen erinnert, dass man doch der älteren Damen den Platz freigeben und sich anständig verhalten soll.

Ausblick vom Metro-Cable auf einen Teil der Stadt
Metro-Linie durch das Stadtzentrum

Die denkbar besten Voraussetzungen hatte Medellín in den 30ern, als das Industrialisierungs-Herz von Kolumbien und dank der Eisenbahnlinie der Hauptverkehrsknotenpunkt für den Kaffee-Transport im ganzen Land. Als florierende Stadt war sie über die kommenden Jahrzehnte aber auch Auffangplatz für viele Kolumbianer aus anderen Regionen, die vor den verschiedenen Konflikten mit den Guerillas, Paramilitär oder FARC flüchteten. Das dunkelste Zeitalter der Stadt begann jedoch in den 80er mit dem Aufstieg des Medellín-Kartells. Die Stadt und deren Einwohner litten unter einem unerbittlichen Drogenkrieg, Anschlägen und einer unvorstellbaren Kriminalität, die das öffentliche Leben teilweise zum Erliegen brachten. Es gibt unzählige Geschichten und Mythen über diese Zeit, welche vor allem Pablo Escobar auch als Wohltäter darstellen, sodass es tatsächlich auch heute noch Anhänger gibt. Aber auch nach der Zerschlagung des Kartells 1993 blieb Medellín die Stadt mit der höchsten Mordrate weltweit und obwohl sie heute viel sicherer ist, gibt es nach wie vor Gebiete, die kein Einwohner freiwillig betreten würde. Aber es werden viele Anstrengungen unternommen, die Sicherheit zu erhöhen. Die Polizeipräsenz ist enorm, von privaten Sicherheitspersonal bis zum schwer bewaffneten Militär läuft man kaum einen Block. Der Justizpalast, die Stadtverwaltung und Sitz des Bürgermeisters befinden sich nun auf den mit Neonröhren künstlerisch gestalteten «Plaza de Luz», der noch vor wenigen Jahren einer der gefährlichsten Orte in Medellín war.

Die Einwohner der Region Antioquia mit der Hauptstadt Medellín nennen sich «Paisas». Damit einhergehend beschreiben sie nicht nur die geografische Lage, sondern auch ihren Charakter. «Paisas» sind wohl die stolzesten Einwohner Kolumbiens und sind im ganzen Land bekannt als clevere, wenn auch ein bisschen schlitzohrige Verkäufer.

Beat verspeisst das traditionelle Menu “Bandeja Paisa” der Region – wie alles in Kolumbien: Unmengen von Kalorien in Form von Fleisch, Wurst, Reis, Arepa, Bohnen, Avocado und Bananen
Wenn wir so weiterfuttern sehen wir bald aus wie eine der Figuren vom Nationalkünstler Fernando Botero….:-)

Sie haben einen unglaublichen Elan und wie uns erklärt wurde, behaupten sie ein «selektives Gedächtnis» zu haben – sprich sie versuchen sich nur an die positiven Erlebnisse zu erinnern und das Leben mit seinen kleinen Freuden zu geniessen. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Lebenseinstellung ein «natürliches Resultat» ist, wenn man vom ständigen Terror umgegeben ist oder aber das Erfolgsrezept, wie es den Menschen in Medellín gelungen ist, ihre Stadt – ich weiss nicht, wie ich es anders sagen soll – «aus dem Dreck zu ziehen» und zu einer kosmopoliten, szenigen und innovativen Weltstadt zu transformieren.

Ich presönlich finde in diesem Schnappschuss alles, was Medellin ausmacht.

Aber wir haben auch von den Kolumbianern gelernt, dass es immer zwei Seiten einer Geschichte gibt und nirgendwo im ganzen Land scheint dieses Konzept besser zuzutreffen als in Medellín. Während der zwei mehrstündigen Walking-Tours, die wir mit einer NGO in Medellín absolviert haben, erlaubten uns die fantastischen Guides ein Einblick in beide Seiten der Medaillen und beantworten alle unsere Fragen. Ein weiteres Beispiel dieser unglaublichen Transformation, die aber noch lange nicht abgeschlossen ist, ist das Barrio Moravia. Die Tour beginnt vor einem grünen, mit Blumen bewachsenen Hügel inmitten der Stadt, sieht irgendwie aus wie ein Stadtpark mit ein paar vereinzelten typischen selbstgebauten Häuschen drauf. Mir klappt die Kinnlade herunter, als ich erfahre was sich genau hinter – oder respektive unter – diesem vermeidlichen Naherholungsgebiet versteckt: Tonnen von Abfall aus dem Grossstadtleben….

In den 70ern haben sich die unzähligen Bauernflüchtlinge aus dem Umland neben der Mülldeponie inmitten von Medellín niedergelassen, weil sie nirgendwo sonst eine Unterkunft bezahlen konnten. Mit immer mehr Leuten kam immer mehr Abfall, sodass sich die Menschen in ihren behelfsmässigen Unterkünften irgendwann mitten auf dem Müllberg niedergelassen haben, welcher auf 50 Meter Höhe anwuchs!!! 2010 wollte die Stadtverwaltung dem ganzen ein Ende bereiten und die Bewohner zwingen, umzuziehen. Sie offerierten allen Bewohnern (die bislang weder Steuern noch sonstige Abgaben entrichteten) eine eigene Wohnung. Klingt ja schon ganz gut, nur dummerweise war diese Wohnung am anderen Ende der Stadt in einem Steilhang, und da die meisten Bewohner mit den typischen fahrbaren Verkäuferladen im Stadtzentrum arbeiten, weigerten sie sich umzuziehen. Im Weiteren, wie in den vielen ärmeren Barrios, haben sich die Leute ihre Häuser, Strassen und Abwassersysteme eigenhändig gebaut – was man denen auch ansieht. Die meisten Unterkünfte sehen schief und wacklig aus, sind aus einzelnen verschiedenen Baumaterialien und meist mit einem «noch nicht fertiggestellten» zweiten Stockwerk oder Blechdach. Obwohl es für sie gesundheitlich sehr problematisch ist dort zu leben (man stelle sich vor, das Gartengemüse, welches sie selber essen, wächst auf einer Mülldeponie), wollen sie ihr «Heim» nicht verlassen..

Aber es gibt unzählige andere innovative Ansätze der Stadt, um die Lebenssituation der Anwohner zu verbessern. Beispielsweise gibt es viele Sportplätze und Gemeindezentren für Kinder und Jugendliche, wo sie gratis verschiedenen Aktivitäten nachgehen können. Auf fast jeder Mauer prangt ein gespraytes Kunstwerk und bringt Farbe in die Stadt – organisiert von Strassenkünstler in Armenvierteln.

Eines der vielen Graffiti in der Stadt: Der junge zeigt in Richtung “Berg” von Moravia

Die landesweite Kampagne, übersetzt «Ein Nerd zu sein zahlt sich aus» finanziert den besten 10’000 Schüler aus den Armenvierteln in Kolumbien einen Studienplatz an der Universität ihrer Wahl. Es wirkt auf mich, als ob alles getan wird, um die nächste Generation von der Strasse wegzukriegen, sinnvoll zu beschäftigen und somit eine attraktive Zukunft zu ermöglichen. Und obwohl noch einiges im Argen liegt, wie beispielsweise, dass nur 50% der Kolumbianer einer «offiziellen» Arbeit nachgehen und somit versichert sind und Steuern zahlen, erscheint mir persönlich der Wandel nicht mehr umkehrbar. Ich ziehe den Hut vor der Stadt und deren Einwohnern, sie haben mein Bild von Kolumbien sehr positiv geprägt.

Neben weiteren Museumsbesuchen und einigen feuchtfröhlichen Nächten mit Freunden aus Cartagena, haben wir auch einen Ausflug ins zwei Stunden entfernte Guatapé gemacht. Das verschlafene Städtchen ist mit seinen farbigen Häuschen eine Sehenswürdigkeit an sich, der unübersehbare «La Piedra» war aber der eigentliche Grund unseres Besuchs.

Der gigantische Granitstein ist mit 700 Stufen zu erklimmen und ermöglicht einen spektakulären Ausblick auf die spezielle Landschaft. Keuchend kriechen wir die Stufen rauf und ich kann es kaum fassen, als ein altes Manndli, beladen mit unzähligen Bierdosen auf dem Rücken für das Restaurant auf dem Berg, an uns vorbeizieht – ich muss dringend an meiner Fitness abreiten 🙂

Also weiter im Takt und in den Bus – auf zur Zona Cafetera im Herzen von Kolumbien.

ZONA CAFETERA – MANIZALES & SALENTO

Nach einer mehrstündigen Fahrt über gefühlte tausend Kurven rauf und runter ins Tal, krieche ich ein wenig grün im Gesicht aus dem Bus in Manizales, Hauptstadt der Region Caldas. Eine typische Grossstad von Kolumbien – über 2000 Meter und folglich mit unendlichen steilen Strassen, dünner Diesel-geschwängerter Luft und saukalt-regnerischem Wetter – hei gefällt es mir hier…NOOOT! Da die Wände wie Papier und die Fenster etwa Trinkglas-dick sind, vermisse ich bereits das brütend heisse Cartagena und schmiede heimliche Fluchtpläne an die Küste.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.. So viel zum spassigen Manizales 🙂

Aber nicht so schnell, mein Liebster scheint in der Kälte förmlich aufzublühen (was für eine Überraschung…) und die Schmerzen in seiner Leiste sind fast wie weggeblasen. Also sei’s drum, ich montiere sämtliche Kleider, die mein Rucksack herzugeben hat und finde mich damit ab, dass es auch auf den weiteren Reisezielen ein bisschen fröstelig wird.

Ein bisschen Farbe kann beim grauen Himmel ja nicht schaden..

Aber ich will nicht übertreiben, am nächsten Tag und ca. 200 Meter weiter unten reisse ich mir bei strahlender Sonne bereits die Daunenjacke vom Leib – wir sind in der Hacienda Venezia angekommen, eine der grössten Kaffee-Plantagen in Kolumbien. Während einer mehrstündigen Tour lernen wir alles über den Rohstoff Nr. 1 und ganzen Landesstolz.

 

Neue Setzlinge für die Plantage
Der Experte weiss genau, welche Bohnen reif sind 🙂
Auslage zum Trocknen der Bohnen

Schon häufig ist uns aufgefallen, dass Kaffee in Kolumbien mehr als nur ein Getränk zu sein scheint, es prägt die Kultur und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, da die Regionen mit Plantagen von den meisten Investitionen in die Infrastrukturen profitieren. Ironischerweise bleibt den Kolumbianern mit ihrem «Tinto» aber nur ein schwarzbraunes, wässriges Gesöff, dass nur mit sehr viel Zucker trinkbar wird. Die besten Bohnen, welche den Kolumbianischen Kaffee weltberühmt gemacht haben, sind eben nur für den Export gedacht und für die meisten Kolumbianer unerschwinglich.

Links: 3. Auswahl wird für den Tinto genutzt – Rechts: 1. Auswahl für den Export

Während der Tour dürfen wir aber die exklusivsten Sorten probieren und wir, die sonst naserümpfend den Kaffee verschmähen, können dem Getränk plötzlich doch etwas abgewinnen – wahre Gourmets halt J Nein ernsthaft, anscheinend werden in den Exportländern die Bohnen viel zu stark geröstet, um Geschmacksdifferenzen zu übertönen, sodass der elendig bittere Nachgeschmack im Kaffee entsteht. Wieder so ein AHA-Effekt wie bei der Schoggi-Produktion in Belize – ich frage mich langsam, ob wir in der westlichen Welt überhaupt irgendetwas so konsumieren, wie es natürlich schmecken würde und nicht mit viel extra-chemischen Stoffen Starbucks-tauglich und bis in die Unendlichkeit haltbar gemacht wird..

Weiter geht’s wieder mit dem Bus nach Salento. Das abgelegene Dorf in den Bergen ist ähnlich wie Guatapé, rein an sich einen Besuch wert. Herzige kleine Strässchen, lokale Restaurants und die ruhige Stimmung wird einzig unterbrochen durch das Klacken der Pferdehufe, die hier als Haupttransportmittel für Mensch und Ware verwendet werden.

Aber auch in diesem Fall ist die eigentliche Attraktion eine andere: das Valle de Cocora. Zwischen 2000 und 2400 Metern Höhe wächst hier eine ganz spezielle Wax-Palme, welche bis zu 45 Meter, einzelne sogar 60 Meter, hoch werden. Das klingt jetzt ein wenig öde, aber während unser 6-stündigen Wanderung im Gebiet eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf eine surreale Landschaft. Auf der einen Seite sieht es aus wie eine Schweizer Alpenwiese, mit Gras und Kühen und allem Drum und Dran. Dann dreht man sich um und hinter den Nebelschwaden sind die einzeln verteilten Palmen zu erspähen – flashig!

Als Teil unserer geführten Tour um mehr über die Biosphäre der Region zu erfahren, durften wir sogar selber unseren Setzling pflanzen, der sich hoffentlich in xy-Jahren zu einer dieser mächtigen Palmen entwickelt wird 🙂

Aber Überraschung, auch hier gib es noch eine andere Seite der Geschichte: Ein Tag zuvor hatten wir die Gelegenheit zu einer Tour durch ein Jungle-Naturreservat in der Nähe von Salento mit einem unglaublichen Guide. Selten habe ich jemanden gesehen, der so passioniert ist für sein Gebiet und dessen Expertise sich wohl aus einer lebenslanger Hingabe speist. Die drei Stunden vergingen wie im Flug und zum Schluss konnten wir seine, aus recycelten Materialen und komplett umweltverträgliche, selbstgebaute Jungle-Lodge, besuchen. Er hat uns auch erklärt, dass die Palmen im Valle eigentlich nur «Überbleibsel» der Rodung zur kommerziellen Holznutzung sind. Es werden keine neuen Palmen auf diesem Wiesenplateau wachsen, weil die Bedingungen nicht geeignet sind. Wie vieles andere, stammen die Gras-Wiese, die Kühe und Pferde nämlich nicht ursprünglich aus Kolumbien, sondern sind während der Kolonialisierung mit den Spaniern eingeführt worden. Aber da wir dies bereits wussten, haben wir hoffentlich unseren kleinen Setzling in den «palmen-freundlichen» Jungle-Boden gepflanzt 🙂

Nach der Auszeit in der Natur geht es nun weiter nach Bogota – die 8-stündige Busfahrt war mit dem 1.Klasse-Bus und der wunderbaren Aussicht relativ gut zu ertragen.

Die schiere Grösse von Kolumbiens Hauptstadt mit 10 Millionen Einwohner ist aber kaum vorstellbar. Vom ärmeren Süden in den reicheren Norden erstreckt sich die Stadt über eine riesige Fläche, wo man locker einmal 45 Minuten im Taxi hockt, um ins «Stadtzentrum» zu kommen. Das volle Ausmass zeigt sich auf dem Aussichtspunkt beim Montserrate – wenn man ganz still ist, hört man von dort oben nur noch ein vermischtes Rauschen der unzähligen Hupen, Autos und Sirenen.

Ansonsten ist Bogota irgendwie nicht so mein Ding, da es viel anonymer und abgeklärter wirkt wie irgendein anderer Ort in Kolumbien. Auch habe ich während zwei Monaten keinen einzigen Mann im Designeranzug mit Headset im Ohr oder eine schikimiki Tante im Burberry-Trainingsanzug gesehen – und hier wimmelt es nur so davon. Wobei lecker essen aus den besten internationalen Küchen kann man hier, aber dafür mit gesalzenen Preisen.

Jaja, das war noch vor der Rechnung 🙂

Aber klar, in Bogota läuft die gesamte Wirtschaftskraft von Kolumbien zusammen, das 50 Millionen-Land wird von hier aus regiert und die Zukunft des Landes wird hier entschieden – also war es doch ein Besuch wert um das Bild von Kolumbien abzurunden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns heute von diesem unglaublichen diversen Land und deren herzlichen Bewohner. Vor uns liegt Ecuador und die Galapagos Inseln – und ich sitze hier grinsend am Flughafen, so fröhlich und unglaublich gespannt auf unser nächstes Abenteuer 🙂

 

 

 

 

Panama, die San Blas Inseln und Cartagena

Panama City

Wie prophetisch Martinas Worte mit «wir werden das schon schaukeln» waren, wussten wir noch nicht als wir in Panama City eintrafen, aber alles schön der Reihe nach! Nach einem kurzen und ereignislosen Flug mit Copa Air sind wir von Belize City kommend in Panama City gelandet. Der Kulturschock hätte nicht grösser sein können; von den «ramshackle huts» Belize Style zu DEM Finanzzentrum Lateinamerikas mit seinen Wolkenkratzern und Grossstadt-Lebensgefühl. Was bei der Akklimatisierung sicherlich half, war der Umstand, dass sich Panama City viel mehr nach Zürich angefühlt hat, verglichen mit Belize City. Zudem hatten meine Leisten nach einem letzten Sandfly-Schock in Caye Caulker wieder dringend eine Generalüberholung nötig. Leider hatten sie sich bis dahin noch nicht erholt und deshalb kam mir das Gefühl von Zivilisation gerade gelegen. Mit dem Pacífica Salud Hospital war glücklicherweise eines der modernsten Spitäler in Lateinamerika zur Hand und ich checkte für 1 Tag VIP-Behandlung ein.

Die Decke ist keine Dekoration, im Spital war es kälter als auf dem Mount Everest…
Die Decke ist keine Dekoration, im Spital war es kälter als auf dem Mount Everest…

Nachdem geklärt war, dass ich auch den nächsten Tag erleben würde, konnten wir uns wieder den kulinarischen Aspekten von Panama City widmen. Die Lokation des Hotels Casa Panamá war perfekt gelegen am Eingang zum Altstadt Viertel «Casco Viejo» und eignete sich bestens als Ausgangslage um die vielfältige Bar- und Restaurantszene auszukundschaften.

Von Sushi…
Von Sushi…
…zu lokalen Köstlichkeiten
…zu lokalen Köstlichkeiten
Wobei man eigentlich nicht weit zu gehen brauchte, im Hotel eine Treppe rauf reichte eigentlich ;-)
Wobei man eigentlich nicht weit zu gehen brauchte, im Hotel eine Treppe rauf reichte eigentlich 😉

Die gut vier Tage vergingen wie im Flug und schon sassen wir im Transfer an die Karibikküste von Panama, von wo aus unser Segel-Abenteuer starten würde! Die Bucht von Puerto Lindo sah sehr friedlich aus im langsam schwindenden Tageslicht und wir konnten gemütlich essen sowie den Rucksack wasserfest einpacken. Um acht Uhr abends ging es los; stockdunkel in einer Nussschale zum Schiff, aber die kleinen Schwierigkeiten beim Entern des Bootes in hohem Wellengang gingen in der allgemeinen Startnervosität unter. Ich war mir immer sicher ziemlich standfest zu sein was Wellengang resp. die potentiell damit einhergehende Seekrankheit betrifft aber wurde ziemlich schnell eines Besseren belehrt. Das Boot Sailing Koala war mit 10 Passagieren und 3 Crewmitgliedern eher überbelegt, der «Aufenthaltsbereich» neben der Küche wurde zu einer weiteren Schlafmöglichkeit umfunktioniert. Und trotz der daraus resultierenden Enge wurde es nach Ankunft auf dem Boot sehr schnell ruhig, die Anti-Seekrankheit Tabletten wurden geschluckt und man sass da. Und wartete.

In der ersten Nacht auf dem Weg zu den San Blas-Insel hatten wir ein bisschen Pech mit dem Wetter und starken Seegang. An Schlaf war jedoch sowieso nicht zu denken, da wir unter Motor fuhren und dieser sich in unserer Kabine geschätzte 30cm von meinem Ohr entfernt befand. Entsprechender Abgas- / Öl-Geruch und passende Abhitze gab’s gratis dazu. Nichtsdestotrotz hat unser Kapitän natürlich Recht, wenn er sagt; «wer die 2er-Kabine hat, hat dafür den Lärm». Das Schiff war in Ok-Zustand, leider immer ein bisschen dreckig und bei hohem Wellengang ging in der Nacht vor meinem Gesicht schon mal das Törchen zum Motorraum auf.

Jetzt aber genug gejammert! Die San Blas-Inseln wurden ihrem Ruf absolut gerecht! Unbewohnte, von weissem Sandstrand gesäumte Insel mit ein paar Kokosnuss Palmen darauf. Sogar ich als gestandener Strand-Verschmäher war angetan… Die Kuna, die einheimischen Bevölkerung, bekamen wir vergleichsweise wenig zu sehen. Sie leben jeweils temporär auf einer der ca. 365 Inseln, bewirtschaften die Kokosnuss Palmen und ziehen nach der Ernte weiter. Der Tourismus ist eine weitere Einkommensquelle und es wird gemunkelt, dass gewisse «Transportunternehmer» eine Gebühr bezahlen um durch dieses von keiner staatlichen Polizei überwachte Gebiet fahren zu dürfen. 😉 Leider wird uns dieses Paradies nicht mehr besonders lange erhalten bleiben; durch den steigenden Meeresspiegel sind schon heute diverse Inseln teilweise oder in Gänze verschwunden.

Good Times
Good Times
Die Strände einfach nur spektakulär…
Die Strände einfach nur spektakulär…
Martina im Hauptverkehrsmodus: Schwimmen
Martina im Hauptverkehrsmodus: Schwimmen
Unsere Kabine. Das rote Tüchli am Boden stellt den verzweifelten Versuch dar, hie & da die Essensreste und sonstigen feuchten Bodendreck von den Füssen zu entfernen. Besonders beliebt bevor man ins Bett steigt XD
Unsere Kabine. Das rote Tüchli am Boden stellt den verzweifelten Versuch dar, hie & da die Essensreste und sonstigen feuchten Bodendreck von den Füssen zu entfernen. Besonders beliebt bevor man ins Bett steigt XD
Der einzige Aufenthaltsraum, das Cockpit. Inklusive unserem Lieblingsmatrosen José!
Der einzige Aufenthaltsraum, das Cockpit. Inklusive unserem Lieblingsmatrosen José!

Die drei Tage Strandleben gingen schnell vorbei und es war Zeit sich zu verabschieden. Vor uns lagen knapp zwei Tage offenes Meer; in meiner romantischen Vorstellung von Segeln der eigentliche Höhepunkt des Ausfluges! Mit meinem brandneuen Segelschein in der Tasche habe ich auf möglichst viele Stunden unter Segel gehofft. Ein bisschen am Ruder stehen und dann am Bug sitzend lesen und der leise vor sich hin gurgelnden Bugwelle lauschen…

Nun ja, ich habe gelernt, dass auf offener See auch (laut unserem Kapitän) «normaler» Seegang durchaus intensiv sein kann. Wir sind mit Ausnahme der ersten Nacht nur unter Motor gefahren um a) schneller zu sein und b) die Wellen besser anfahren und somit das Rollen (Schaukelbewegung entlang der Längsachse) und Stampfen (Bug bewegt sich auf und ab beim Durchbrechen der Wellen) vermindern zu können. Im Endeffekt war mir das durchaus Recht, denn in Realität darf man sich aufgrund der starken Bootsbewegung sowieso nur im Cockpit aufhalten, Kochen ist trotz Schwenkherd nicht möglich und das flaue Gefühl im Magen lässt keine wirkliche Lust zum Lesen (oder irgendetwas anderes zu tun) aufkommen. Aber hey, irgendwann geht alles vorüber und im Gegensatz zu anderen Passagieren habe ich mich nie übergeben!

Auf dem Weg aufs offene Meer oder Denn sie wissen nicht was sie tun…
Auf dem Weg aufs offene Meer oder Denn sie wissen nicht was sie tun…

Nach gut 40 Stunden sind wir ziemlich erschöpft, stinkig und feucht aber sicher und wohlbehalten in Cartagenas wunderschöne Bucht eingelaufen. Als kleines Abschiedsgeschenk des Sailing Koalas war der meinen Rucksack umschliessende Abfallsack ca. 30cm mit Wasser gefüllt und das dem Gestank nach zu urteilen seit der ersten stürmischen Nacht.

Cartagena

Nueva Lenga
Unsere Sprachschule Nueva Lenga hat bereits am ersten Tag Punkte gesammelt, als wir direkt vom Segelboot kommend, eines ihrer Zimmer zum Duschen benutzen durften. Was für ein Gefühl!! Nach diesem herzlichen Empfang und einigen organisatorischen Erledigungen aufgrund meines komplett nassen und sehr übelriechenden Reisegepäcks konnten wir sogar noch am Welcome Lunch mit den anderen Neulingen teilnehmen! Insgesamt hatten wir jeweils zwei Wochen Gruppenunterricht und darauffolgend zwei Wochen Privatunterricht gebucht. Die Schule ist super zentral gelegen, im Herzen von Getsemani. Auch der Studentenmix war aus meiner Sicht absolut zufriedenstellend, es gab zwar viele Schweizer aber zumindest war es keine Mehrheit… 😉 Und wie sich herausstellen sollte, ergaben sich die meisten Spanisch-Trainingsmöglichkeiten sowieso im alltäglichen Leben, beim Einkaufen, Essen und in der Gastfamilie. So war es auch nicht weiter schlimm in der Pause mal Englisch oder Deutsch zu sprechen. Insgesamt hat mir die Schule sehr gut gefallen, wenn auch die Unterrichtsqualität stark vom jeweiligen Lehrer abhing. Gruppen- als auch Privatunterricht empfand ich als durchaus intensiv und in Kombination mit Hausaufgaben und dem «Voci lernen» war es auch mehr als genug.

Gastfamilie Murra
Auf Betreiben Martinas hin haben wir uns gegen ein Hostel oder AirBnB und für eine Gastfamilie entschieden. Ein goldrichtiger Entscheid wie sich zeigen sollte, Vielen Dank Tiinchen für das insistieren! Wir waren bei Jackeline Murra im Stadtteil Manga untergebracht, ca. 15min Fussweg von der Schule resp. Getsemani entfernt.
Exkurs Schulweg: Mit dem obligatorischen Wasser-Kauf-Stop im Carulla Express unseres Vertrauens, der Frühstückscombo «Red Bull & Zigi» im Parque Lácides Segovia und optional einem Cafecito aus der Tankstelle konnten durchaus auch 45min daraus werden. Nach einem Monat Trainingszeit spulten wir unser Programm jeweils ab wie alteingesessene Manganer.

Unser Hänger-Pärkli Lácides Segovia
Unser Hänger-Pärkli Lácides Segovia

Aber zurück zu Jacky und ihrer extrem liebenswürdigen Mutter, unserer Abuelita. Jeden Montag sowie Dienstag kam Abuelita bei uns vorbei und hat super leckeres Essen gekocht. Es war so gut, dass wir nicht nur kiloweise zugenommen haben, sondern Martina sich einen Nachmittag als Gehilfin verdingen musste um an ihre Geheimrezepte zu kommen… 😀

Abuelita <3
Abuelita <3

Als kleiner Bonus war unser Mitbewohner Sven auch aus der Schweiz. Ein echt aufgestellter Junge und immer für ein Bierchen zu haben, sieh. weiter unten. 🙂

The City
Die Stadt heisst mit vollem Namen eigentlich Cartagena de Indias und war einst der wertvollste Hafen innerhalb der Übersee Besitzungen der Spanischen Krone. Die 1x jährlich ab Cartagena verkehrende «Festlandflotte» bestand aus diversen Handelsschiffen sowie Kriegsschiffen als Begleitschutz. Insgesamt gab es für das ganze südamerikanische Kolonialreich nur zwei dieser Flotten, die Zweite lief den Hafen von Vera Cruz in Mexiko an. Wenn man nun bedenkt, dass diese Handelsflotten per königlichem Dekret das Monopol innehatten, kann man sich vorstellen, welche unermessliche Reichtümer diese transportierten. Alles was von den Spaniern jeweils innerhalb eines Jahres (auf extrem grausame Art und Weise) aus diesem Kontinent gepresst werden konnte, ging entweder durch Cartagena oder Vera Cruz. Für uns Bewohner des 21igsten Jahrhunderts bedeutet dies zuerst einmal, dass wir eine unglaublich schöne Altstadt zu bestaunen haben, UNESCO Weltkulturerbe-Label inklusive. Die eigentliche Altstadt aber auch das ein bisschen jüngere Getsemani sind Postkartenmaterial pur…

Die Plaza de la Aduana, ehemaliges Eintrittstor in die Stadt wo die königlichen Zollbeamten ihre Arbeit versahen
Die Plaza de la Aduana, ehemaliges Eintrittstor in die Stadt wo die königlichen Zollbeamten ihre Arbeit versahen

Die berühmte Plaza de la Trinidad in Getsemani; Mittwoch abends trifft sich hier (fast ;-) die ganze Stadt zum Mojito Trinken für 10'000 Pesos
Die berühmte Plaza de la Trinidad in Getsemani; Mittwoch abends trifft sich hier (fast 😉 die ganze Stadt zum Mojito Trinken für 10’000 Pesos

Aber auch dem Bevölkerungsmix merkt man diese Rolle als Handelszentrum immer noch an, da alle Sklaven über den Sklavenmarkt von Cartagena verkauft wurden. Im Vergleich zu Medellín ist der vorherrschende Haut Ton in Cartagena sehr viel dunkler, wobei die Mischform der Mulatten den Hauptteil ausmacht. Heute hat die Stadt ungefähr eine Million Einwohner und ist in ihrer geografischen Ausdehnung riesig. Als Tourist ist man grundsätzlich nur in einem kleinen Teil davon unterwegs; in der Altstadt (inkl. Getsemani) oder auf dem Bocagrande. Manga ist bereits geprägt vom kolumbianischen Mittelstand und alles nach der Brücke die Manga ostwärts verlässt ist das «andere Cartagena».

Sicht von Manga aus auf die innere Bucht Richtung Bocagrande
Sicht von Manga aus auf die innere Bucht Richtung Bocagrande

Das Klima ist ganz klar tropisch; feucht & heiss. Ein Tag an dem ich Morgens um 9 Uhr weiter als 100m zu Fuss gekommen wäre, ohne mein T-Shirt gut angeschwitzt zu haben, ist mir nicht begegnet. Die zweite Dusche nach der Rückkehr um 14 Uhr eigentlich Standard, evtl. eine Dritte vor dem Ausgehen am Abend. Jeder einzelne Raum der Schule war mit Klimaanlage ausgestattet, und auch sonst versucht jeder, der etwas auf sich hält, für kühlere Temperaturen zu sorgen; jedes Geschäft, jedes Cafe, etc. Dass die guten Leute dabei meist ein bisschen ins andere Extrem abgleiten ist eine andere Geschichte… Bekanntermassen bekommen diese klimatischen Bedingungen meiner Liebsten ein bisschen besser als mir aber ich muss hier fairnesshalber erwähnen, dass auch sie jeweils gelitten hat. Veranschaulichen lässt sich das am besten am Standardgespräch mit den einheimischen Taxifahrern: «Ahh Suiza! Muy frío, que bueno!»

El Milagro
Martinas cooler Lehrer Jesús hat zwei Jobs; morgens unterrichtet er in der privaten Sprachschule und nachmittags in der staatlichen Mittelstufe in El Milagro. Dieses Viertel liegt tief im Süden des «anderen Cartagena» und wir hatten die Möglichkeit Jesús einen Nachmittag lang zu begleiten. Wir wurden wie überall in Kolumbien super nett Empfangen, natürlich mussten wir auch im Lehrerzimmer unsere Aufwartung machen… Die Kids seiner Klasse waren super aufgestellt und nach einer anfänglichen Zurückhaltung haben sie uns dann mit allen wichtigen Fragen des Lebens gelöchert (aka «wer ist der beste Fussballer»). Die Klassengrösse war mit ca. 30 Kindern eher gross und entsprechend war der Lärmpegel. In Kombination mit der gefühlten Aussentemperatur von 38° Celsius und einer durch Abwesenheit glänzenden Klimaanlage kam bei mir persönlich jetzt nicht wirklich Lernbereitschaft auf. Aber siehe da! Entlang der linken Seite des Klassenzimmers sassen die fünf «Streberjungs» der Klasse, mit dem Gesicht zur Wand und leise vor sich hinarbeitend. Laut Jesús wohl auch die einzigen, welche Chancen auf eine weiterführende Bildung und vielleicht sogar Universität hätten… Hut ab Jungs & weiter so!

Etwa die Hälfte des Klassenzimmers, Modus Gruppenarbeit
Etwa die Hälfte des Klassenzimmers, Modus Gruppenarbeit
Nein, das waren nicht die «Streber», das waren die «Coolen» ;-)
Nein, das waren nicht die «Streber», das waren die «Coolen» 😉

Uni again?
Jacky, unsere Gastmutter, ist Professorin für Finanzwirtschaft an der Universität Fundación Tecnológico Comfenalco in Cartagena. Wir haben (zumindest im Rahmen meiner bescheidenen Spanisch-Kenntnisse 😉 ein paar Mal über ihre Arbeit gesprochen und entdeckt, dass es zwischen dem sie beschäftigenden Department und meiner Ausbildung gewisse Überschneidungen gibt. Sie arbeitet im Bereich Industrieautomatisation und einige ihrer Studenten beherrschen auch Programmiersprachen. Schwups, und schon folgte eine Einladung und wir bekamen eine Führung durch das neue Automatisierungslabor des Departments.

Martina & Sven lauschen den Erklärungen
Martina & Sven lauschen den Erklärungen

Gleich darauf sind wir zusammen in Jacky’s Englischlektionen gegangen; sie ist dabei Englisch zu lernen, Respekt, da eher selten in Kolumbien auch für höhere Bildungsschichten. Wir wurden ziemlich unverhofft und sehr intensiv mit einbezogen, mussten korrigieren und Noten vergeben. Im Endeffekt war’s sehr lustig und wer weiss, vielleicht haben sie trotz all dem vielen Lachen was gelernt. Das musste natürlich sofort in unserem Lieblings-Food Market «Arepas El Jefe» mit einem Bierchen begossen werden…

Sven und sein gar nicht leides Club Colombia Roja im El Jefe
Sven und sein gar nicht leides Club Colombia Roja im El Jefe

Kleiner Exkurs zum Arepas El Jefe; der Food Market war klein aber fein und vor allem, direkt vor unserer Haustür! Abends konnte man von unserem Wohnzimmer aus den Fortschritt beim Standaufbau beobachten, das Eintreffen als erste Kunden war somit garantiert. 😉

Ahhh, es tut sich was…
Ahhh, es tut sich was…
El Jefe!
El Jefe!

Irgendwie kam Jacky dann auf die sehr interessante Idee, ich sei sicher ein Experte für Artificial Intelligence; das Thema sei heute ja super modern, in ihrem Department wisse aber niemand so genau was das denn genau sei und ich könnte da sicher Abhilfe schaffen. Naja… Nachdem wir aber Englisch als Vortragssprache ausgehandelt und ich ein bisschen Erwartungshaltungsmanagement betrieben hatte, willigte ich ein. Wann sonst kommt man mit dem kolumbianischen Uni Alltag so auf Tuchfühlung?

Jacky begutachtet die Vortragsvorbereitungen
Jacky begutachtet die Vortragsvorbereitungen

Wie es sich herausstellen sollte, war die Simultanübersetzung aber auch dringend notwendig, bis auf zwei Ausnahmen konnte kein Student auch nur ein bisschen Englisch. Das fand ich für diese Bildungsstufe und vor allem auch ihre Studienrichtung schon ziemlich krass. Und als es später darum ging, welches nun die ersten Schritte sein sollten um in dieser Materie Fuss zu fassen, musste ich mir ein bisschen auf die Zunge beissen um nicht herauszuplatzen «lernt Englisch». Klassennamen, Comments und allgemein Coden auf Spanisch? Bbrrr… 😛
Eine glückliche Fügung wollte es aber, dass mein Simultanübersetzer in früheren Jahren in Mexiko selbst zu einer Vorgängertechnologie von Machine Learning doktoriert hatte und ihm deshalb das entsprechende Vokabular vertraut war! Das half sehr viel und die anschliessende Diskussion war sehr lebhaft und interessant.

Pflichtgruppenfoto im Auditorium
Pflichtgruppenfoto im Auditorium

Wow, was für ein Tag… Und das Fazit wie immer das Gleiche; wie schnell man in Kolumbien aufgenommen und integriert wird, einfach schwierig nachzuvollziehen für uns «eher» zurückhaltenden Schweizer!

El Castillo
Das Castillo San Felipe de Barajas thront an der oberen rechten Ecke über Getsemani und ist von vielen Orten der Stadt zu sehen. Da Cartagena für die Spanier so wichtig war (sieh. weiter oben), hat man sich schon früh mit Verteidigungsbauwerken aller Art beschäftigt. Die in der Altstadt und um Getsemani weitgehend erhaltene Stadtmauer und auch die Eckbefestigungen derselben, genannt Baluartes sind ein Beispiel. Auf einigen Baluartes wurden Bars oder Restaurants eingerichtet, so auch einer meiner Lieblingsplätze, die Casa de la Cerveza auf der Baluarte del Reducto… 😉 Der absolute Höhepunkt stellt aber das Castillo San Felipe dar, das grösste Bauwerk dieser Art, welches die Spanier jemals in einer ihrer Kolonien gebaut haben. Es wurde in mehreren Etappen erweitert als auch verstärkt und dies wurde mehrfach auf die Probe gestellt. Nachdem das Castillo den vorher häufigen (privaten) Piratenangriffen ein Ende gesetzt hatte, kam es zu grösseren Schlachten mit staatlichen Akteuren, darunter die einfach als «Schlacht von Cartagena de Indias» in die Geschichte eingegangene Auseinandersetzung mit den Briten. Aufgrund der kampferprobten Besatzung der Batterien, der perfekten Lage und der intelligenten Bauweise gelang es den Spaniern unter Blas de Lezo mit ungefähr 3’000 Mann ein Expeditionsheer von 30’000 Mann zurückzuschlagen. Das ist umso beeindruckender als 29 «Ships of the Line» der Royal Navy den angreifenden Briten als schwimmende Artillerie dienten, und das war so ungefähr das gfürchigschte, was damals auf den Weltmeeren unterwegs war!

Kanonier Beat feuert unvorsichtigerweise (zu meiner Verteidigung: in die früher dort nicht existierende) Stadt hinein
Kanonier Beat feuert unvorsichtigerweise (zu meiner Verteidigung: in die früher dort nicht existierende) Stadt hinein
Das Bauwerk hat eine auch für heutige Massstäbe beeindruckende Grösse
Das Bauwerk hat eine auch für heutige Massstäbe beeindruckende Grösse

Fazit Cartagena
Einen Monat in das Leben einer kolumbianischen Stadt und Familie einzutauchen war echt nice! Wie ich mir erhofft hatte, hat sich mit der Zeit so etwas wie Alltag eingestellt. Und obwohl wir nach Ablauf des Monats wohl genau vor diesem Alltagsgefühl geflüchtet sind, fand ich es toll dies ein erstes Mal im Ausland erleben zu dürfen.

Zudem waren es unsere ersten Eindrücke von Kolumbien überhaupt! Hitzig, quirlig, ein bisschen chaotisch aber die Leute… Einfach genial! Ich weiss, jeder sagt, wenn er aus den Ferien zurückkommt etwas wie; «Alle waren so nett, die Leute sind mega freundlich, etc, etc» aber hier hat es echt was! Sie waren eben nicht einfach nur nett wie die Verkäuferin am VBZ-Schalter, nein, sie waren herzlich und (fast) immer ernsthaft interessiert an dir und deiner Geschichte! Und es ist eher die Regel, dass ein 5minütiges Gespräch mit einer Einladung zu ihnen Nachhause endet. Inklusive Telefonnummer und einer genauen Wegbeschreibung.

Wie wir im Verlauf der Reise herausfinden werden, ist Kolumbien ein extrem diverses Land und Cartagena damit nicht zwingend repräsentativ für das restliche Land. (Die «anderen» Kolumbianer haben auch durchaus ihre Meinung über die Costeños und ihre Art zu Leben.) Was bisher aber immer gleichgeblieben ist, ist die offene & herzliche Art mit uns und ihren Mitmenschen umzugehen!

Jetzt heisst es aber: Medellín, wir kommen!

Belize & Guatemala

«Hey maaann, how you doin –  welcome to Belize maaan»! Ein verzottelter Rastafari, dazu ein Fist-Bump, ein herzliches Lachen und ein Augenzwinkern an die «buitiful Ladi» – das war unser erster Kontakt in Belize und er war beispielhaft für die folgenden Wochen und wie wir die «Belizer» wahrgenommen haben: Immer fröhlich und gutgelaunt, herzlich und gastfreundlich – ab und zu etwas gar zerzaust oder zugekifft und manchmal haben wir auch nicht verstanden, was genau gemeint war – aber lustig war es :-). Ich wusste überhaupt nicht, was ich zu erwarten hatte und meine Vorrecherche zu Belize hat genau soweit gereicht, als dass ich Belize City fälschlicherweise als Hauptstadt bezeichnet hatte…  Sprich, ich wusste absolut nichts über dieses Land und war dafür umso positiver überrascht! In den kommenden Wochen entdeckten wir Belize – die wunderschöne Natur, eine vielfältige Kultur und vor allem, einem unglaublich gechillten Vibe, der alles und jeden in Belize vereinnahmt. «Yo man, just keep on simmering» – zu Deutsch: «bleib einfach leicht köchelnd» oder einfach nur «just relax Darlin» war das Motto und das hat perfekt zu unserem gemeinsamen Reiseauftakt gepasst. Die Menschen haben meine Wahrnehmung zu Belize dominiert und ich kann nur sagen: You better belize it 🙂

Die mangelnde Planung hat uns schlussendlich in einem Zick-Zack Kurs durchs Land geführt, was mit den ausgemusterten Schulbussen aus den USA, welche als öffentliche Nahverkehrsbusse genutzt wurden, aber kein Problem war.

Entlang der vier Hauptverkehrsstrassen brummten die Busse vollgepackt mit Menschen, Tier und allen erdenklichen Haushaltswaren, hinterlegt mit lautstarker Reggae-Musik und staubiger Strassenwindbelüftung in regelmässigen Abständen zu einem Spotpreis quer durchs Land.

Der Hummingbird-Highway ist übrigens einer der schönsten Strecken, die ich je gefahren bin – die Jungle-Kulisse wechselt sich mit herzigen kleinen Häuschen ab, die mit ordentlichen Rasen und Veranda zum Verweilen einladen. Auch das hätte nicht passender sein können für Belize…:-)

Unser erster Stopp war in Hopkins entlang der südlichen Küste von Belize, in der Garifuna-Region. Die Garifuna machen etwa 5% der nur ca. 370’000 Einwohner von Belize aus und sind die Nachfahren der afrikanischen Sklaven, welche 1779 die Karibikküste besiedelten. Entsprechend gehören auch die Trommelkünstler aus Belize meistens dieser Ethnie an.

Ihr Gebiet erstreckt sich entlang der karibischen Küste von Belize bis nach Honduras und Nicaragua und sie haben auch ihre eigene Sprache. In Hopkins haben wir aber zuerst einmal nicht allzu viel davon gesehen – ungleich der Backpacker-Manier und als Erholungskur von PezMaya, haben wir uns in ein luxuriöses Resort mit eigenem Pool auf der Terrasse gegönnt und uns 5 Tage hauptsächlich damit beschäftigt, unsere Cocktailgefüllten Bäuchlein in die Sonne zu strecken und in den «simmering-Modus» zu kommen 🙂

Ich konnte es natürlich nicht lassen und musste meine Flossen montieren – Belize ist ein Tauch-Hotspot gekrönt vom «Blue Hole». Ich habe es immer noch nicht verdaut, dass es mir aus organisatorischen Gründen nicht möglich war, das Atoll zu betauchen – dafür hatte ich aber drei sprichwörtlich atemberaubende Tauchgänge am «Lighthouse Reef» – inklusive einem Heer von Haien, Delfinen und sonstigen Unterwasser-Wundern, die mein Herzli höher schlagen liessen.

Von der einten Leidenschaft zur anderen – für Beat mussten wir natürlich die Schokoladen-Fabrik besuchen, wo noch nach der traditionellen Maya-Art natürliche, feinste dunkle Schokolade hergestellt wird. Wir lernten einiges über den Kakao-Anbau und als Einwohner des vermeintlichen Nr.1 der Qualitäts-Schoggi-Landes, ist es doch noch überraschend zu sehen, wie viel chemische Zusatzstoffe den herkömmlichen Schokoladen zugefügt wird.. Naja seis drum, lecker ist ja beides und wie haben ausgesehen wir Kleinkinder mit Schoggi-Müüli als wir die Farm verlassen haben 🙂

Nach einem Zwischenspiel in Belize City, um mein Tauchgepäck nach Hause zu schicken (wir gehen nicht weiter darauf ein, es war eine sehr blöde und teure Idee…) sind wir schnell wieder aus Belize City geflüchtet – denn diese Stadt taugt wirklich zu gar nichts ausser zum Bus wechseln, bei Dunkelheit rausgehen ist auch nicht so eine gute Idee und überhaupt ist der Vibe, ganz im Gegensatz zum Rest zu Belize, eher furchteinflössend.

Also schnell in den nächsten Bus und ab nach San Ignacio, der ideale Ausgangspunkt für Touren durch den Jungle und unseren 4-Tages Trip nach Tikal in Guatemala. Vom «Cave-Tubing» durch kristallklares Wasser zur Besichtigung von Maya Ruinen haben wir auch wieder die Belizer Gastfreundlichkeit und das leckere kreolische Essen genossen.

Weiter ging es nach Flores und Tikal in Guatemala. Wieder mit den öffentlichen Verkehrsmittel – der Grenzübertritt ging reibungslos, die Fahrt im “Collectivo” war dagegen eher “ruppig”.

Aufstehen um 3:00 Uhr morgens hat sich aber gelohnt, die fast 3000 Jahre alte Machtzentrum der Maya war beindruckend.

Die Maya leben übrigens noch heute im Matriarchat, die weiblichen Götter verkörpern neben Fruchtbarkeit auch Weisheit und Kreativität, die Familientraditionen werden von Frauen weitergegeben und sie sind das Oberhaupt in der Familie – nur so zur als kleines Detail zur Info 🙂

Auch Flores ist ein hübsches Städtchen und wir haben die Abende in lustiger Runde verbracht und wie üblich, im Überfluss gegessen und getrunken

Da ich noch ein wenig mehr von den Garifuna sehen wollte, überredete ich Beat zu einem Stopp in Dangriga – dem angeblichen kulturellen Zentrum der Garifuna. Wie sehr ich das bereuen sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die erste Warnung hätte wohl der Weg vom Busbahnhof zu unserem Hostel sein sollen – ein zerzaustes, nacktes Grossmutti lief uns auf der Strasse entgegen. Zwar wurden wir wie immer herzlich auf der Strasse begrüsst, aber dieses Mal sah irgendwie jeder wie entweder Crack-Dealer oder Crack-Konsument aus. In der Stadt mit 9’000 Einwohnern gab es auch sonst absolut nichts zu sehen – nicht überraschend, dass wir die einzigen Touristen waren. Von den 5 Restaurants waren alle ordentlich heruntergekommen und jedes Haus war vergittert wie aus dem besten Zombie-Thriller.

Dazwischen spielten aber wieder Kinder auf der Strasse und alle waren nett wie immer – unsere Verwirrung war komplett. Nachdem wir uns noch 30 Minuten das mini-Garifuna-Museum angeschaut haben, machten wir uns schnell wieder vom Acker.

Um diesen misslungen Ausflug zu korrigieren und die letzten 4 Tage noch auszunutzen, haben wir uns dann megaspontan doch noch für den Touri-Klassiker in Belize entschieden: Caye Caulker. Eine der vielen kleinen Inseln vor Belize ist vor allem bei Backpackern beliebt – gechilter Vibe, viele kleine Bars und Restaurants, keine Autos und die Insel ist in einer Stunde umrundet. Dort haben wir es uns nochmals gut gehen lassen, coole Leute kennen gelernt und ich muss sogar zugeben, dass ich Schnorcheln zu Unrecht als «langweilig» verspottet habe! Der Tagesausflug war eine echte Biodiversitäts-Party und es hat sich ein langgehegter Wunsch von mir erfüllt: Schwimmen mit einem «Manatee»!!!

Nach einem reibungslosen Transport mit dem Wassertaxi machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. 4 Tage in Panama-City sind geplant, bevor wir unseren mehrtägigen Bootstrip nach Kolumbien antreten. Das «Singapur» von Zentralamerika hat eine Wolkenkratzer-Skyline, die sich sehen lassen kann! Unser kleines Boutique-Hotel in der Altstadt Casco Viejo ist perfekt gelegen, um die Aussicht auf den vielen Dachterrassen-Bars zu geniessen. Auch treffen wir die letzten Vorbereitungen für unseren Segel-Trip. Ich bin ehrlich ein wenig aufgeregt, 5 Tage auf dem Boot im offenen Meer war ich nun doch noch nie – aber wir haben uns sagen lassen, dass die San Blas – Inseln und deren Traumstrände das ganze doch wert sind – wir werden das schon «schaukeln»…

 

Mexiko – Part Tiinchen

Pez Maya & Akumal 01.02.2018 – 28.02.2018

Ich wusste wirklich nicht, was ich von meinem Jungle-/Tauchabenteuer in Pez Maya so zu erwarten hatte – ausser, dass ich mich weit ausserhalb meiner Komfortzone bewege… Diese Erwartung wurde soweit erfüllt kann ich sagen, aber da kam dann doch noch mehr 🙂 Nein ehrlich jetzt, auf dem Weg zum MeetingPoint in Playa del Carmen war ich zugegeben ziemlich aufgeregt, gespannt was da auf mich zukommt und absolut keine Idee, was ich von dem Ganzen halten soll… Ich wurde aber sehr herzlich empfangen und habe mich vom ersten Moment an gut versorgt gefühlt – soweit so gut…

Mein kleines Jungle-Camp befand sich ca. 2 Stunden südlich von Tulum in einem Naturreservat (zwar nur 30 Kilometer entfernt, aber die nicht asphaltierte Strandstrasse mit 1000 Schlaglöcher hatte es in sich…). Ich fand eine perfekt aufgeräumte Basis inmitten vom Jungle vor, direkt am Strand mit einer atemberaubenden Aussicht. Küche mit Gasherd, Gemeinschaftszone und eine Menge Lagerräume für all die vielen Dinge, die man so braucht im Jungle (es ist tatsächlich eine logistische Meisterleistung, 30 Personen dort leben und überleben zu lassen..). Via Sand-Pfad durch mitten durch das Grünzeug kam man zu den Unterkünften.

Unsere 4 “Huts” waren arg in die Jahre gekommene kleine Betonhäuschen, mit 6 Etagenbetten und Matratzen, die älter waren als ich – das tropische Klima hat deren “Graufärbung” den Rest gegeben… Naja, ok, mit dem hatte ich ja gerechnet.. Also schnell mein Moskitonetz drüber gespannt und gehofft, dass ich nicht aus Versehen einen Skorpion oder sonstiges Gefleuch darin einklemme.

Auf dem Weg zurück zur Basis surrt und summt es aus jeder Ecke (kein Wunder bei gefühlten 100 Moskitos pro cm3), mit jedem Schritt scheint ein Muschelkrebs aus dem Weg zu krabbeln oder eine Fledermaus just einen Zentimeter vor meinem Gesicht die Biege zu machen. Das alles ist ja noch ok – solange es Tageslicht hat. Ab ca. 19:00 ist es nämlich dunkel – also so richtig pechschwarz und nur dank meiner super Stirnlampe (danke mein Schatz 🙂 kann ich mich von A nach B bewegen. Blöd wie ich bin wollte ich wissen, was da denn überall so schön glitzert im Gebüsch – ich hätte gerne auf die Info verzichtet, dass es die Augen der Spinnen und sonstigen Viecher sind, die in der Dunkelheit das Licht der Lampe reflektieren…Noooooot! Man kann sich vorstellen, dass wenn man sich einmal in sein Bettli ins Moskitonetz gehüllt hat, es schon ziemlich dringend sein muss bevor man sich wieder rausbewegt – da ja sowieso nur ein ansprechendes “Loch im Boden-WC” auf einen wartet, aber lassen wir das mal… So naiv es klingt, aber ich bin wie die Meisten einfach ans “Licht-anknipsen” gewohnt – in Pez Maya ist mir erst einmal richtig aufgefallen, an wie vielen Orten man Elektrizität braucht – was es nicht hat auf der Basis ausser in der Küche. Auch fehlendes fliessendes Wasser ist so eine Sache, Hände waschen habe ich wohl am Meisten vermisst. Zum Duschen hat man sein Kübeli im Basis-eigenen Regenbrunnen rausgefischt – mit demselben Prinzip und in gemeinschaftlicher Meisterleistung wurde auch der 100 Litertank auf dem Dach gefüllt, um “fliessend” Wasser in der Küche zu haben. Gekocht haben wir jeweils selbst für die ganze Gruppe – was hiess Gemüse mit Reis, Bohnen oder Soja. Oder in einer anderen Reihenfolge, aber im Prinzip waren es Kohlenhydrate gemischt mit Kohlenhydraten und..ach ja.. Kohlenhydrate. – ist halt so wenn man keinen Kühlschrank hat..

Mit so einem Kübeli kommt man übrigens überraschend weit beim Duschen, wenn das Wasser nicht so arschkalt gewesen wäre, hätte es in der Jungle-Dusche fast schon gemütlich werden können.

Das Camp war ansonsten straff organisiert, fixe Tagesordnung von 06:30 bis 18:00. Die Sicherheit aller hatte oberste Priorität, denn die Ressourcen sind knapp und der Weg ins nächste Dorf weit – wenn etwas passiert, ist man auf sich alleine gestellt. Auf der anderen Seite hat die Abgeschiedenheit wirklich etwas Paradiesisches und es gab weit und breit keine andere Socke ausser uns.

Also nahm ich mit einem lachenden und weinenden Auge zur Kenntnis, dass wir bereits nach zwei Wochen die Basis wechseln mussten und die ganze Truppe nach Akumal umgezogen ist, einem Touristenort zwischen Tulum und Playa del Carmen. Naja, bye bye Paradise und hello nervige Touristen vom nördlichen Kontinent, dafür wieder Strom und Wasser – und Internet. 6er-Schlag wie gehabt, dafür ist der Ort bekannt für seine Schildkröten, die man auch zahlreich unter Wasser gesehen hat. Also hat wohl alles seine gute und schlechte Seite.

Da wir schon beim Thema sind – das Tauchen an sich war wirklich super. Wenn die Wetterverhältnisse ein wenig besser gewesen wären, hätte ich sogar noch mehr profitieren können.

Aber ich habe viel gelernt über Korallen (das waren doch einige lateinische Namen zum auswendig lernen), unter Wasser Korallen-Vermessungen vorgenommen und grundsätzlich einiges über unsere Umwelt & Natur gelernt – oder eben auch deren Schattenseiten, wenn wir pro “Beach clean” satte 90 Kilo Müll eingesammelt haben, der an den Strand gespült worden ist (von der Plastikgabel bis zur Autotüre..), oder beim “Clean-Diving” Korallen von Plastikfetzen befreit haben. Ich bin jetzt offizieller Marine Conservation Diver & Coral Watch Leader – Applaus ist angebracht 🙂 Nein im Ernst, das Ganze hat mich wirklich ein wenig zum Nachdenken gebracht, mal schauen, was ich daraus mache…

Weiiiiit aus dem Fenster habe ich mich gelehnt, als ich mich fürs Community Projekt eingeschrieben habe… Wir haben jeweils einen Tag mit Schülern der 1. Bis 3. Klasse verbracht und auf Spanisch versucht, den Kids etwas über Umweltschutz beizubringen und mit ihnen Meerestiere zu malen. Wow…das war wohl der strengste Tag in ganz Pez Maya….:-) Zusätzlich kann ich den Itzy-Bity-Spinnen-Song jetzt auf Spanisch singen, das ist doch mal was.

Für diejenigen, die sich das wirklich antun wollen:

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=190030401601491&id=181839469087251

Ich kenn mich ja wirklich nicht aus mit Kindern, aber es scheint als ob mexikanische Kids absolut keine Berührungsängste haben – das hat mich glatt umgehauen :

Apropo Kids, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich die “Grandma” in der Truppe war – der Rest der Volunteers war so zwischen 18 und 23 – das typische Gap-year-Alter halt…. Ich war sogar älter als der Basismanager… autsch!

Ich hab’s versucht mit Würde zu nehmen, mich anzupassen und war nur heimlich froh, dass die Zeiten wo ich mir kein Glace für zwei Stuts leisten konnte für mich endlich vorbei sind 🙂 “Because I can” – war auch das Motto an den Wochenenden und ich habe mir dann doch den einen oder anderen Ausflug nach Tulum in ein etwas besseres Hotel gegönnt 🙂

Passend auf Beats Geburtstag sind wir wieder zusammen gekommen in Tulum und wir sitzen nun in Belize City in einer Absteige am Highway nach 8 Stunden Bus-Trip – die Reise hat jetzt nun offiziell begonnen : Ich bin aufgeregt und freue mich wahnsinnig auf die Abenteuer, die noch vor uns liegen.

Mexiko – Part Beat

01.02.2018 bis 22.02.2018

Soooo, nach 3 Jahren Abstinenz wieder auf längeren Reisen und nach gut einem Jahr zurück in Mexiko… Ich kann es kaum glauben und habe es wohl auch noch nicht so wirklich begriffen aber trotzdem sitze ich nun hier, in Tulum. Und nein, es ist auch nicht der erste Tag; bereits drei Wochen durfte ich mit meinen zwei Hombres, El Marco & El Thomy, durch die Halbinsel Yucatan touren.

Aber von Vorne:
Die letzten Tage in der Schweiz waren unerwartet intensiv. Es fällt eben doch noch so einiges an bis alle Möbel eingelagert (bei Hakan, dem Möbelpacker unseres (Nicht-)Vertrauens), alle Cablecoms gekündigt, die offiziellen Wohnsitze gewechselt und auch alle unsere heissgeliebten Versicherungspolicen unter Dach & Fach waren. An dieser Stelle auch Herzlichen Dank an Beatrice, welche uns für die letzten, wohnungslosen Tage eine Unterkunft zur Verfügung gestellt hat. Jeweils bis spät abends sind wir in Stäfa in der Küche gesessen und haben unsere Todo-Listen abgearbeitet. In der Nacht vor dem Abflug haben wir es immerhin zu folgendem Stand gebracht:

23.10 Uhr, Abend vor der Abreise
23.10 Uhr, Abend vor der Abreise

Egal, irgendwann ist alles geschaft und wir waren (mehr oder weniger) bereit!

Es kann endlich losgehen!
Es kann endlich losgehen!

Mein Vater ist wie immer das schnellste Taxi im Kanton Zürich und nach ca. 2/3 der von Google Maps prognostizierten Zeit erreichen wir den Flughafen. Damit hat er einmal mehr die Gesetze von Google Maps (und damit der Physik) gebrochen. Nach einer herzlichen Verabschiedung treffen wir meine Mitstreiter für die ersten zwei (El Marco) resp. drei (El Thomy) Wochen. Direktflug Zürich – Cancun, Edelweiss, 11h 50min, lang aber ganz Ok. Und dann, als wären wir erst gerade gegangen, Mexiko! Während unseren drei Wochen im Herbst 2016 ist mir Mexiko irgendwie ein bisschen ans Herz gewachsen. Es ist schwierig zu sagen weshalb, aber es ist einfache eine gute Mischung; sehr relaxte und immer freundliche Leute, Infrastruktur ist gut genug aber nicht vergleichbar mit Westeuropa (wichtig fürs Ferien- resp. Reisefeeling 😉 ), Natur von Hochland über Jungle bis Karibikküste und kulturell viel zu sehen.

Playa del Carmen

Das rasant expandierende Städtchen ist nichts Besonderes. Es gibt einen schönen Strand, 10’000 Amerikaner, eine Touri-Meile und vier, fünf Clubs an einer einzigen Kreuzung, welche sich in der Lautstärke gegenseitig zu überbieten versuchen. Als Einstieg war es aber nicht das Schlechteste, wir haben sogar extra noch einen Tag verlängert um den Super Bowl in “passender” Atmosphäre geniessen zu können. Zudem blieb mir Zeit für einen kurzen Ausflug in das Stadtzentrum um eine SIM-Karte zu besorgen und nebenbei den Unterschied zwischen Telmex & Telcel kennen zu lernen.

Am beeindruckendsten fand ich den mobilen Wachturm XD
Am beeindruckendsten fand ich den mobilen Wachturm XD

Holbox
Das hatte schon eher etwas! Eine gemütliche Überland- und Fährenfahrt später sind wir in Holbox angekommen. Die Insel ist bis auf ein paar wenige Ausnahmen (Müllwagen) Auto-frei, hat keine geteerten Strassen aber einen super gechillten Vibe!

Kühles Cerveza,
Kühles Cerveza,
frische Meeresfrüchte
frische Meeresfrüchte
& nette Kulisse; so lässt es sich leben!
& nette Kulisse; so lässt es sich leben!

Es gab nicht sonderlich viel zu unternehmen, die Flamingo Bucht haben wir trotzdem ausgelassen und sind einfach nur ein bisschen am Strand gelegen. Auch für das muss Zeit sein…

Merida
Eines der noch existierenden Zentren der indigenen Bevölkerung, die sich hier fast ausschliesslich aus Maya zusammensetzt. Die Stadt hat einen kolonialen Flair aber kann was die Präsentation anbelangt bei Weitem nicht mit Campeche mithalten, dazu weiter unten mehr. Es ist heiss, staubig & stickig und mein Jogging Ausflug war definitiv eine Fehlentscheidung. Trotzdem…. Die Stadt hat echt gelebt und man konnte voll eintauchen. Klar, von einem Spaziergang zum Hauptplatz bleibt einem kurzfristig nur ein Husten und der Feinstaub der tausend ungefilterten Busauspuffe auf der verschwitzten Haut kleben. Und dennoch bleibt ein nuanciertes Bild von Mexiko zurück. Und das ist ja der eigentliche Grund weshalb wir reisen wollen…

Aussicht aus meinem Hotelzimmer. Das Best Western war das mit Abstand höchste Gebäude in einem ziemlich grossen Umkreis…
Aussicht aus meinem Hotelzimmer. Das Best Western war das mit Abstand höchste Gebäude in einem ziemlich grossen Umkreis…
Typische Strassenszene in Merida
Typische Strassenszene in Merida
Einer der wenigen autofreien Plätze. Aber im Hintergrund lauern sie schon wieder, die Busse. Überall Busse… XD
Einer der wenigen autofreien Plätze. Aber im Hintergrund lauern sie schon wieder, die Busse. Überall Busse… XD
Eine kleine aber feine Auswahl an Mezcal bringt Einem auf andere Gedanken!
Eine kleine aber feine Auswahl an Mezcal bringt Einem auf andere Gedanken!
Geht doch…
Geht doch…
Und die Strassen sind für einmal auch plötzlich leer!
Und die Strassen sind für einmal auch plötzlich leer!
Nach Merida noch kurz in Celestun auf ein gefülltes Fischfilet, Crevetten Cocktail & Octopus Ceviche vorbeigeschaut
Nach Merida noch kurz in Celestun auf ein gefülltes Fischfilet, Crevetten Cocktail & Octopus Ceviche vorbeigeschaut

Campeche
Der Gegenentwurf zu Merida! Liegt an der Westküste Yucatans direkt am Golf von Mexiko und ist eine wunderschön erhaltene Kolonialstadt mit weiten Plätzen und einer konstanten, sanften Brise. Vergessen die stickigen engen Strassen von Merida, aber halt, es scheint sich auch sonst viel verändert zu haben. Plötzlich sind die Leute nicht mehr von Europäern zu unterscheiden, gut gekleidet und wenn man von den Angeboten der Restaurants ableitet auch durchaus zahlungskräftig. Wieder einmal überrascht Mexiko mit seiner Vielfalt, kaum 2h Fahrzeit und dennoch eine komplett andere Welt. Wie um das zu unterstreichen fand an unserem ersten Abend per Zufall der älteste und grösste Karneval von Mexiko statt:

Karneval in Campeche
Karneval in Campeche
Strasse vor unserem Air BnB
Strasse vor unserem Air BnB
Die luftige, farbige Innenstadt ist UNESCO Weltkulturerbe
Die luftige, farbige Innenstadt ist UNESCO Weltkulturerbe
Lauschige Kaffees in den Gässchen
Lauschige Kaffees in den Gässchen
Käfer-Cabriolet, Marke "Eigenbau"
Käfer-Cabriolet, Marke “Eigenbau”

Um den Eindruck von Merida Bashing zu vermeiden und fair zu bleiben; die Leute von Merida müssen wohl einfach arbeiten und die sehr funktionale Stadt wiederspiegelt dies. Alles ist im Gange und an jeder Ecke wird irgendein Geschäft abgeschlossen. Die Einwohner Campeche’s scheinen hingegen ein bisschen mehr Zeit für Müssiggang zu haben…

Und sehr gute Museen haben sie auch! Um das Museo Historico de San Jose el Alto (Unterwasserarchäologie :D) zu besuchen habe ich mich mit einer 40min Fahrt im lokalen Bus belohnt. Perfekt zur Mittagszeit war auch die Temperatur im Bus so um die 40 und sogar der arme, sehr beleibte Fahrer musste ohne kühlenden Fan auskommen. Ihm hingegen bei seiner Arbeit zuzusehen kam einer Offenbarung gleich: Den Bus hat nicht mehr viel zusammengehalten aber mit welcher Geschmeidigkeit er den langen, mit Gurten irgendwie fixierten Schaltknüppel bedient hat, Weltklasse. Egal ob mit 9.7 Km/h über die Topes oder in übelster Hanglage mit kurzen Zwischengasstössen anfahren, der Mann verstand sein Geschäft. Und Nein, das war nun wirklich nicht ironisch gemeint, einfach ein Highlight.

Anonymer Busfahrer, Held der Arbeit
Anonymer Busfahrer, Held der Arbeit

Calakmul
Die Ruinenstadt Calakmul hatten Martina & ich zwar schon auf unserer letzten Mexiko-Reise inspiziert aber mich haben die Ruinen so fasziniert, dass ich nicht umhin kam sie auch meinen zwei Amigos ans Herz zu legen. Klar, es gibt viele andere Maya-Stätte (vor allem auch solche, welche ich noch nicht gesehen hatte) aber Calakmul ist aus meiner Sicht doch etwas Spezielles:

1. Vermutlich die grösste bekannte Mayastätte
2. Höchste Maya Pyramide
3. Liegt tief versteckt im Jungle im Grenzgebiet zu Guatemala

Roberto, unser Guide, und El Marco, vor Struktur VII
Roberto, unser Guide, und El Marco, vor Struktur VII

Diesmal haben wir uns für einen kürzeren Rundgang entschieden, hatten dafür aber Zeit um mit Roberto abseits der abenteuerlichen Zugangsstrasse ein bisschen im Jungle herumzuirren und zwar keinen Jaguar, aber einen Tümpel voll Krokodilen zu bestaunen.

Ob ihr's glaubt oder nicht, in dem Tümpel waren echt Krokodile!
Ob ihr’s glaubt oder nicht, in dem Tümpel waren echt Krokodile!

Bacalar
Für eine Stipvisite ging es an die Süsswasserlagune von Bacalar, la laguna de los siete colores. Die Zufahrtsstrasse war in einem jämmerlichen Zustand (und wir haben über die Reviews gelacht!) aber unser Dodge liess sich nicht aufhalten:

Überhaupt: unser Dodge Journey, der heimliche Held unseres Roadtrips! (Irgendwo im Jungle)

Sein bevorzugtes Jagdgebiet: Die Tankstelle...
Sein bevorzugtes Jagdgebiet: Die Tankstelle…

Die Lagune mit ihren wunderschönen Farben, frischen Wasser und in Kombination mit der abgelegenen Unterkunft wirkte super entspannend. El Thomy konnte sich in der ersten Nacht zwar nur schwer mit der nicht funktionierenden Klimaanlage anfreunden aber am nächsten Tag konnten wir die “solar-betriebene” (Hehe, you know what I mean Thomy…) Fernbedienung aufladen und alles war wieder iO.

Während die Jungs sich sportlich betätigten habe ich die Hängematten bewacht
Während die Jungs sich sportlich betätigten habe ich die Hängematten bewacht
Insgesamt ein idyllisches Fleckchen Erde
Insgesamt ein idyllisches Fleckchen Erde

Leider war dies auch schon Marc’s letzte Station und Morgens um halb Zwei hat er denn ADO Bus nach Cancun bestiegen. Goodbye Marc, hat Spass gemacht!

Tulum
Auf Tulum hatte ich mich sehr gefreut und wurde nicht enttäuscht; am Dorfeingang nahm uns der Burrito Amor (Link) in Empfang und alles war wie letztes Mal! Laid-back Vibe, gemütliche Stadt als Kontrastprogramm zum Strandbezirk (wo ich es ehrlicherweise bisher aber auch noch nicht wirklich hingeschafft habe) und jede Menge gutes Essen… Ein letztes Mal gönnten sich Thomy & ich ein nettes Appartement mit jeweils eigenen Schlafzimmern und siehe da! Ich konnte Tiinchen aus Akumal anlocken und wir verbrachten ein tolles und witziges Wochenende zusammen!

Aussicht von der Dachterrasse des Azura
Aussicht von der Dachterrasse des Azura
Tulum Playa Maya im Poc Na
Tulum Playa Maya im Poc Na

Diese letzten drei Tage verbrachten wir am oder um den Strand, für Thomy das letzte Sonne-tanken bevor der Rückkehr in die Schweiz (Kältefront, unter -10 Grad Celsius). Auch ich habe die Strandtage (ausnahmsweise 😉 ) genossen und leider war damit schon der Abschied da. Vielen Dank für die gute Zeit (Euch Beiden!) und Thanks Thomy für das heile Abliefern des Dodges in Cancun! Und vorallem für’s volltanken… 😛

Randnotiz
Die Diskrepanz zwischen Öko-Chic und Realität ist mir diesmal irgendwie stärker aufgefallen. Überall Leute die sich und der Welt Gutes tun wollen und auf der anderen Seite die extrem energie-intensive und umweltschädliche Bewirtschaftung von Tulum als Feriendestination. Stichworte; Landverbrauch, keine Kanalisation, Diesel-Generatoren in den Strandhotels, etc, etc. In den anderen von uns besuchten Städten ist es insofern ehrlicher als zumindest niemand behauptet auf die Umwelt zu achten. Nun ja, ob das dann besser ist…

Erstes Fazit
Mexiko gefällt mir immer noch genauso gut wie letztes Mal wenn nicht sogar besser! Der Roadtrip mit den Jungs war echt cool und extrem vielfältig! Viva Mexico!

Unsere Pläne
Martina ist in den letzten Tagen ihres Tauchabenteuers aber dazu wird sie sicherlich selbst etwas verfassen. Mein Immunsystem kämpft noch mit einer gewissen Übersensibilität (geschwollenen Lymphknoten) ist aber nach CostaMed, ein paar Hundert Dollars und Tage Antibiotika später nun hoffentlich wieder im Aufwind. Sobald wir wieder zusammen gefunden haben geht es dann weiter nach Belize, the home of Garifuna Drums! Stay tuned…. 😀

Australia Roadtrip – Part 2

Nach unserem echt beeindruckenden Ausflug in das australische Outback (meine persönliche Meinung 😉 ) kamen wir in Townsville wieder zurück in die Zivilisation. Die Stadt hat uns beiden sehr gefallen, der Lebensstandard war gefühlt sehr hoch und mit „the Rocks“ gab es eine tolle quallensichere Badi. Martina meinte sogar, es erinnere sie stark an Kapstadt, und ja, vom hügeligen Aufbau her hats was…. Nachdem wir im von einem sehr unfreundlichen, australischen pseudo-Buddhisten Päärchen im Hostel Reef Lodge bewirtet wurden haben wir uns wieder auf die Stärken von Blacky besonnen und sind im sehr angenehmen und gepflegten Rowes Bay Caravan Park untergekommen. Direkt an der wunderschönen Küste und ein 15-Minuten Spaziergang von the Rocks entfernt, was will man mehr. Und in der Billabong Sanctuary ein paar Kilometer südlich von Townsville haben wir auch endlich unsere ersten lebendigen Kängus getroffen (Fotos sieh. letzter Bericht)!

Als nächstes stand ein Besuch im winzigen Alva Beach an, wo Martina mit der SS Yongala ihre erste Erfahrung im Wracktauchen machte. Ich hingegen blieb schön brav im nahegelegenen Zeltplatz und vertrieb mir die Zeit mit dem Sammeln von Sandfly-Stichen und dem Versuch ein bisschen Uni-Stoff einzupauken. Mein Martyrium hatte glücklicherweise schon nach einem Tag ein Ende und es ging weiter Richtung Mackay. Aber auch Martina hatten die Sandflies ziemlich zugesetzt und die Nacht im Gecko’s Rest Hostel in Mackay wurde für die arme zur Pein; nur nicht kratzen, nur nicht kratzen, kkkrrrr….. Ich gönnte mir noch ein Bierchen auf der hauseigenen Dachterrasse und konnte folgende Beobachtung wieder einmal bestätigen: Viele Hostels sind fast ausschliesslich von Work&Travel-Visa Backpackern frequentiert. Es hängt immer auch ein bisschen von der Lage ab (Nähe zu Anbau- oder Viehzuchtgebieten) aber z.B. im Gecko’s gab es glaube ich keine nicht deutsch sprechenden Work&Travel Reisende. Irgendwie aber auch verständlich, denn wenn man dort nicht arbeitet gibt es für mich keinen offensichtlichen Grund um die Stadt zu besuchen. Auf nach Rockhampton, einen australischen Katzensprung (~340Km) entfernt!

Auf dem Weg lag jedoch noch der Hafen von Hay Point. Einer der grössten Kohleverladeterminals der Welt; Fläche 6’500Ha, jährliche Kapazität 44 Millionen Tonne Kohle. Als optimistischer Mensch gehe ich davon aus, dass Kohleenergie bald der Vergangenheit angehören wird und ich somit die Gelegenheit noch nutzen musste so etwas zu sehen…. 😛

Aussichtspunkt Hay Point
Aussichtspunkt Hay Point

Rockhampton war ähnlich unspektakulär wie Mackay. Die Stadt bezeichnet sich selbst als Australien’s Beef Capital, viel davon gespürt haben wir aber nicht. Der fairness-halber muss man aber sagen, dass wir in Rockhampton als auch in Mackay nur auf der Durchreise waren und deshalb sicherlich die eine oder andere Sehenswürdigkeit verpasst haben mögen. Die Zweiteilung durch den Fluss in einen nördlichen und südlichen Teil hatte unsere Empfangsdame zum Kommentar verleitet, dass sie uns zum Restaurant Malaysia Hut keine Auskunft geben könne, sie sei selten in South Rockhampton. Aufgrund der Distanz von ca. 10 Fahrminuten und einer Brücke konnten wir uns ein Grinsen nicht verkneifen. Das Resti war aber BYO, super local und fein.

Die nächste Stadt wurde nur aus einem Grund angesteuert: die Bundaberg Rum Destillery. Die Stadt gab der Brennerei den Namen und dieser steht nun in Australien als Synonym für Rum; der „Bundy“. Die Besichtigung war unglaublich interessant und auch ein Geschmackserlebnis, wer konnte ahnen wie tausende Hektoliter Zuckerrohr-Melasse vor der Verarbeitung zu Rum vor sich hin duften…. Und klar, die obligate Degustation durfte nicht fehlen. Wir hätten im Destillerie-eigenen Shop gerne ein paar Shot-Gläser mit Bundy Logo als Andenken gekauft, solche gab es aufgrund der „Drink responsibly“-Volksverbesserungskampagne leider nicht zu erwerben.

Typisches Aussie-Heim im Caravan Park (Bundaberg)
Typisches Aussie-Heim im Caravan Park (Bundaberg)

 

Hervey Bay aka Gate to Fraser Island

Der Garten des Aussie Woolshed Backpackers war einfach grandios, das Hostel schaffte es neben dem Dreamtime in Cairns locker in die Top 3. Auch Martina gefiel es im gemütlichen Innenhof, wobei der eigentliche Star im folgenden Bild eines ihrer selbst-kreierten Poulet-Salat-Mango Sandwiches ist, welche wirklich, WIRKLICH super lecker waren…. Immer wieder, mmhhmm…

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Fraser Island, Einzigartiges Naturwunder

Die ihreszeichens grösste Sandinsel der Welt hat uns definitiv nicht enttäuscht! Zuerst ein bisschen unsicher ob dieser Ausflug sein Geld wohl wert sei haben wir einen super Tag auf Fraser Island verbracht. Die Natur ist spektakulär, das Fahrerlebnis im getunten 4×4 noch mehr und eine spannende Geschichte hat die Insel auch (Stichwort Holzfällerindustrie). Ein rundum gelungener Ausflug an dem unser Guide Troy einen grossen Anteil hatte… 🙂

Süsswasser-See Lake McKenzie
Süsswasser-See Lake McKenzie

 

Sandstrand auf Sandinsel ;-)
Sandstrand auf Sandinsel 😉

 

Bei einem Sturm auf Grund gelaufen...
Bei einem Sturm auf Grund gelaufen…

 

Troy (links) und sein nicht mehr ganz serienmässiger Land Cruiser
Troy (links) und sein nicht mehr ganz serienmässiger Land Cruiser

 

Nach einem Spaziergang durch das eher mondäne aber trotzdem beschauliche Noosa Heads verbrachten wir einen kurzen Zwischenhalt im Coolum Beach Holiday Park. Aber wie so häufig an der Sunshine Coast, ob Noosa Heads, Coolum Beach oder Mooloolaba Beach, war der Strand bar jedes Schattenspenders. Im Gegensatz zum Lungenkrebs scheint die Australier Hautkrebs nicht sonderlich abzuschrecken und deshalb war in der prallen Sonne schmoren kein Problem, wir taten uns da leider ein bisschen schwerer und zogen jeweils bald weiter.

Byron Bay

Ein kleines, herziges Hippie-Dörfli südlich von Brisbane. Landschaftlich sehr reizvoll, viele Surfer und noch mehr Schoolies (australische Spring-Break)…

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Beach von Byron Bay im Hintergrund
Beach von Byron Bay im Hintergrund

 

Tamborine Mountain, Nationalpark

Als Abschluss vor der Rückgabe von Blacky, welcher uns doch ein bisschen ans Herz gewachsen ist, (auch wenn dies Martina niemals zugeben würde 😉 wanderten wir im Tamborine Nationalpark. Die Bäume dort waren echt beeindruckend und auch die Landschaft richtig wild und irgendwie ursprünglich. Wäre ein Dinosaurier um die nächste Biegung gekommen, es hätte mich nicht verwundert.

Riesige Bäume, Urwald-Feeling
Riesige Bäume, Urwald-Feeling

 

Jane auf dem Baum
Jane auf dem Baum

 

Irgendwie wild.....
Irgendwie wild…..

 

Brisbane

Die Haupstadt Queensland war unsere erste grosse Stadt in Australien und man muss schon sagen, es lässt sich leben hier…. Malerisch angelegt um einen Fluss, interessante Sehenswürdigkeiten und per ÖV gut zu erkunden; we like it. Die South Bank Parklands sind ähnlich der Umgebung Chinawiese und mit dem den Australiern eigenen Liebe zum Detail gepflegt. Man kann zwar sagen, dass die lieben Australier und insbesondere die Queenslander Regel-Fanatiker sind, aber eins muss man ihnen lassen: fast alle von uns besuchten öffentliche Bereiche sind sehr gepflegt und einladend. Punkt. Wer sagt die Schweiz sei so sauber, naja, da muss sich Australien definitiv nicht verstecken. Mit welchen Nebenwirkungen das einhergeht, sieh. Blogpost „Australia – Tera Incognita“.

 

Rechts: Brisbane CBD, Links unten: Anfang der South Bank Parklands
Rechts: Brisbane CBD, Links unten: Anfang der South Bank Parklands

 

Insgesamt ist uns Brisbane sehr modern vorgekommen, vor allem im Vergleich zu Sydney scheint alles irgendwie neu zu sein. Klar, im Maritime Museum und dem Commissariat Store konnte man sich die Geschichte Brisbanes vor Augen führen aber trotzdem, irgendwie fühlte sich dort alles neu und im Aufbruch an… Schwierig zu beschreiben weshalb, vielleicht weil aufgrund der weltweiten Rohstoff-Bonanza ein Riesenboom in der Stadt herrscht. Fazit: Sehr lebenswert, vielfältig und ein bisschen künstlich.

Alt und neu so nahe zusammen wie man es in Europa eher selten sieht, in Australien Standard
Alt und neu so nahe zusammen wie man es in Europa eher selten sieht, in Australien Standard

 

CBD von Süden her
CBD von Süden her

 

Exkurs: Australien’s Bierkultur

Der weltweite Trend zu innovativen (Klein-)Brauereien, dem Bierbrauen als Hobby und lokalen Craft Beers hat auch in Australien Fuss gefasst. So gab es an der King Street in Sydney nicht nur Braushops mit allen nötigen Utensilien zur Bierherstellung inklusive unzähligen Hopfesorten sondern im Banks auch gleich eine spezialisierte Craft Beer-Theke namens Uncle Hops. Hier lernte ich auch die Biersorte Pale Ale kennen und schätzen, besonders die Produkte der Matilda Bay Brewing Company und James Squire. Ich hätte es nicht erwartet, aber Australien ist für Bierliebhaber ein kleines (äähh..grosses) Paradies!

Fat Yak!
Fat Yak!

 

James Squire "Flagship Bar" in Brisbane
James Squire “Flagship Bar” in Brisbane

Australia Roadtrip – Part 1

01.11.2014 bis 19.12.2014

Hui, es scheint erst gestern gewesen zu sein, als wir nach Moskau geflogen sind – und doch schon Ewigkeiten her. Nun sitzen wir im Flugzeug von Bangkok nach Cairns, das dritte und letzte Kapitel unserer fantastischen Reise beginnt.

Geplant war, mit Australien unserer Reise einen unkomplizierten und easytotravel-Abschluss zu geben, was wir genau von Land und Leute erwarten sollen und wie wir genau die 4 Wochen im Camper überleben sollen – haben wir uns irgendwie nicht so genau überlegt… Aber mittlerweile sind wir ja ein wenig reise-erprobt, mal schauen was dieses Mal dabei rauskommt 🙂

Cairns

Okeeee, wir sind definitiv zurück in der westlichen Welt! Schon am Flughafen in Cairns, samt pünktlichen und perfekt Englisch sprechenden Abholservice, ist alles super organisiert. Es trifft uns ein klitzekleiner Kulturschock, nach drei Monaten pulsierenden und wusligen Asiens plötzlich wieder in einer sauberen, westlichen Stadt zu sein, die obendrauf noch voll gepflastert von Verbotsschildern ist.

Automatisch scheint das kleine Engelein auf der Schulter, welches während der letzten vier Monate immer kleine Warnhinweise geflüstert hat (manchmal auch mit dem Megaphon – siehe beinahe Unfall in Bangkok am letzten Tag….) und bislang einen super Job gemacht hat, zu verstummen. Nach Russland und Asien liegt unser Schutzengel verschwitzt und ausser Puste im Ecken, freut sich nun in Australien scheinbar nur am Strand rumhängen zu können 🙂

Der erste Eindruck, den wir von Australien haben – scheinbar eine Kreuzung aus USA und UK – mit ultrafreundlichen und extrovertierten Einwohnern, unvorstellbaren Distanzen und faszinierendem Wildlife, wird sich während der Reise durchgehend bestätigen. Das Leben scheint ziemlich „easypeasy“ zu sein und in geregelten Bahnen zu verlaufen… Mal eine Abwechslung, uns solls recht sein.

Nach meinem spektakulären Tauchwochenende am Great Barrier Reef zotteln wir am nächsten Tag los um unser oranges Zuhause auf vier Räder abzuholen: Unser Spaceship aka „Blacky“! Welche unendliche Weiten unserem röchelnden Toyota noch bevorstehen, ahnen er und auch wir noch nicht…:)

Route Australien

Unser Autöli hat einen Kühlschrank, DVD-Player und die hintere Sitzfläche kann gemäss Werbefilmli in 1 – Minute zum Bett mit zusätzlichen Belüftungssystem umgebaut werden! Soviel zu Theorie… Es hat einen DVD-Player… schön… der Rest ist nicht gaaaaaaaaaaaaaanz korrekt.

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Ungleich dem Werbevideo hat der erste Umbauversuch etwa 25 Minuten gedauert (zugegeben, etwas angesäuselt). Nach 4 Wochen Training, Vollbeleuchtung und Ultraspeed konnte das Verfahren auf 5 Minuten gekürzt werden. Immerhin. Den Kühlschrank gab es schon auch, es hatte eine halbe Banane und ein Bier darin Platz… Zu gebrauchen vor allem dann, wenn man 10 Stunden durch die Wüste karrt und morgens um 6 Dim-Sum-mässig im Auto gedünsted wird.

Exkurs: Willst du mit mir „campen“?

Beat und ich haben uns als Paar auf dieser Reise bisher ziemlich gut geschlagen, war ja auch immer ziemlich easy. Nun ist der arme Kerl aber vier Wochen auf zwei Quadratmetern mit einem Puffhuhn eingepfercht, welches ihren Plunder nicht beisammen halten kann und keine Campingerfahrung hat.. also null… ich habe noch nicht einmal in einem Zelt geschlafen…- ich weiss nicht so recht, was wir uns dabei gedacht haben – aber Beat tat mir fast ein bisschen leid.

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–> Nach vier Wochen kann ich voller Stolz die Entwarnung anbringen, dass wir uns nicht erdrosselt haben, ein eingespieltes Team wurden und es immer ziemlich lustig hatten. Trotzdem… just for the record… das machen wir so schnell nicht nochmal… hüstel…

Das Outback, auch bekannt als HilliBilly, Roadtrains und vermüäselte Kängus…

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Unsere erste Station führt uns an den Lake Tinaroo, nach Yungaburra. Dort bekommen wir unsere erste Ladung australisches „Shitoutofnowhere“. Das Citycenter beschränkt sich auf eine Strasse mit einem Pub, einem Butcher und einem Trödelladen. Wir verbringen unsere ersten Nächte in totaler Abgeschiedenheit, wo ich versuche bei Handylicht unser Abendessen zu fabrizieren. Etwa um 18:00 ist es stockdunkel, um 21:00 ist der Campingplatz wie ausgestorben und alle liegen im Bett. Kein Wunder, spätestens um 6 Uhr morgens ist man hellwach, im Schweiss gebadet bei Ofentemperaturen in der orangen Hölle (aka unser Spaceship). Die Australier scheinen DAS Campingvolk zu sein, speziell die Rentner scheinen dieser Freizeitbeschäftigung besonders zu frönen. High-Tech ausgerüstet und top motiviert sitzen sie auf ihren fancy Campingstühli und starren in die Ferne, sind immer auf einen Schwatz aus und um 12 Uhr ist auch schon Beer o’clock. Aber bitte, wem’s gefällt 🙂

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Herrn Kuster war das ganze noch zu wenig „outback“ und er lockte mich mit wunderschönen Landschaften und atemberaubender Natur über die 2000 Kilometer Savannah-Road nach Normanton, dem früheren Goldgräberhub Croydon und das Wüstenzentrum Cloncurry. Was so idyllisch beschrieben wurde von meinem Liebsten war nach den ersten 100 Kilometer vertrocknete Wüste, vermüäselte Kängurus am Strassenrand (das ist echt nicht schön….) und Nahtoderfahrungen bei Ausweichmanövern von 50 Meter langen Lastwagen auf der Einbahnstrasse. Wer sich’s noch nicht vorstellen kann: Cloncurry hat den Hitzerekord gebrochen bei 11 Tagen infolge über 40 Grad und keinen Regen seit 11 Monaten. Ich bin eine Wasserperson – needless to say, dass die brennende Wüste und staubtrockener Wind vom Outback nicht unbedingt mein Optimum-Habitat ist.

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Ich habe immer geglaubt, die Cowboys und Hillibillies mit zärtlicher Beziehung zu ihren Schafen , mit Zahnstocher auf der knarrenden Veranda eines heruntergekommenen Pubs gibt es nur im Film…. Falsch gedacht! Im Vergleich zu Normanton und Cloncurry ist Hombi eine pulsierende Grossstadt, die Abgeschiedenheit scheint definitiv nicht ganz spurlos an dessen Bewohner vorbei gezogen zu sein..

Nach 5 Tagen im Outback hat auch Beat dem menschlichen Bedürfnis nach Wasser nachgegeben, und wir sind zurück an die Küste. Das Navi lässt nach dem Start lapidar die Anweisung fallen „After 453 Kilometer turn right“ und wir brettern ein letztes Mal durch den Staub…

Was aber unbestritten ein Erlebnis ist in Australien – das Wildlife! Platypus, eine Kreuzung zwischen einem Biber und einer Schaufel ist wohl das herzigste Tier auf diesem Planeten. Auch wenn man dann mal ein lebendiges Känguru sieht (nur im Wildpark notabene) oder einen komatösen Koala-Bär, fällt man fast in Ohnmacht vor lauter Jööö. Papageien die direkt über deinem Camper ihre Party abziehen und Opossum samt Baby im Beutel, das auf deinen Campingplatz zusteuert, ist eher die Regel. Für mich ist das Wildlife Australiens definitiv einer der Hauptgründe für einen Besuch und sicherlich den Camping-Hassle wert!

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So viel mal zum ersten Teil unseres Roadtrips – Updates folgen…

Asia with all Senses….

Es ist eigentlich ziemlich schwierig für mich zu beschreiben, wie wir die letzten Monate erlebt haben. Abertausende von Eindrücken sind in sekundenschnelle oder während mehrere Tage auf uns eingeprasselt, ausgelöst durch Menschen und deren Alltag, Naturschönheiten, Essen und Gerüche oder einfach Kuriositäten auf unserem Weg. Dies alles kann man nur versuchen mit Worten zu umreissen und mit einigen Bildern zu hinterlegen. Asien ist aber ein Erlebnis für alle Sinne! Man kann es nur verstehen, wenn man es gesehen, gerochen, gehört und gespürt hat – ob einem die Sinneseindrücke nun gefallen oder nicht….

Schliesst man die Augen, kann man es sich vielleicht vorstellen…

…den salzig-kühlen Geruch der Brandung in der Nacht, die mit voller Wucht an die Küste schlägt…
…der süsslich-scharfe Geruch des Papaya-Salates in einem kleinen Restaurant…
…die nach Fisch stinkende und nach Kräuter duftende, muffige Luft der zentralen Märkte…
…der beissende, übelriechende Geruch der Kanäle in den Städten…
…den zitronig-herben Geschmack von Ingwer-Tee in der Nase

…den süsslich-scharf brennenden Geschmack von Sambal auf der Zunge
…den nussigen und seifigen Geschmack von Nudelgerichten
…der buttrige, fischige, salzige Geschmack der vielen Saucen…

Wenn man vielleicht die Ohren richtig spitzt…

…hört man ein unbeschwertes Kinderlachen im Wasser vom Mekong…
…hört man nichts mehr ausser die knatternden Motorräder, quitschende TukTuks und hupende Autos…
…hört man die schnatternden und quackenden Enten, die den Feldweg versperren…
…hört man die quirligen Marktfraueli im Bus ihre Neuigkeiten austauschen…

Wenn man richtig hinschaut, sieht man alle erdenklichen Farben…

…das leuchtende, erdige Orange der Mönchskutten…
…die verbleichten, staubigen Kinderkleider auf den Strassen…
…die schillernden, warnenden und einladenden Farben der Meerestiere unter Wasser…
…das ergraute, mit grünen Moos bewachsene Schwarz der Tempelruinen…

Wenn man kurz innehält, um zu spüren…

…wie einem die Luft weg bleibt beim Anblick der Tempelwelt…
…wie einem der Schweiss in den Augen beisst während einer Wanderung…
…wie einem die Zunge juckt vom ungewohnten Geschmack…
…wie einem die Tränen aufsteigen, bei Geschichten aus dem Krieg…

 

…wie man stundenlang an der gleichen Stelle stehen bleiben könnte, um alles aufzusaugen und doch nie genügend Luft hat… Alles im Detail erleben möchte und doch sein Glück kaum fassen kann…

Kambodscha, 18.10.2014 – 31.10.2014 (Teil 2)

Siem Reap, 24.10.2014 – 31.10.2014

Um die Chance zu haben, an einem Ort ein bisschen mehr abtauchen zu können, haben wir uns gegen einen Kurztrip nach Sihanoukville entschieden und sind direkt nordöstlich nach Siem Reap gereist. Auf Anraten diverser Quellen haben wir die Bus- resp. Bootsfahrt gemieden und uns den Luxus eines privaten Fahrers gegönnt. Mit einem Preis von 90 USD für die 320 Kilometer resp. den 7 1/2h Fahrzeit die es dafür braucht, war es aber ein sehr faires Angebot. Der Fahrer hat alles gegeben und, obwohl wir ihm mehrmals versichert haben es nicht eilig zu haben, auch immer wieder die kambodschanische Version des Russisch-Überhol-Roulette gespielt. Auf der Fahrt ist uns dann aber auch der Zustand der Infrastruktur in Kambodscha wieder schlagartig bewusst geworden: Die vielbefahrene Strasse (National Highway 6) in DAS Touristenzentrum Kambodschas war häufig schlaglochübersät oder auf weiten Abschnitten einfach gar nicht geteert / betoniert. Krass.

Siem Reap steht ganz im Zeichen der Tempelruinen, von denen es umgeben ist. (Fast) Alle Angebote, egal ob Souvenir oder geleitete Tour, stehen in irgendeinem Zusammenhang mit Angkor Wat und ihren Dutzenden weniger bekannten Schwesterruinen wie Angkor Thom oder die Rolous Gruppe. Den ersten ganzen Tag hatten wir zur freien Verfügung und siehe da, der Minigolfplatz ist Angkor Wat nachempfunden:

Beat Woods auf dem Weg zu einer schmählichen Niederlage... :-P
Beat Woods auf dem Weg zu einer schmählichen Niederlage… 😛

 

Eine der wenigen unabhängigen Sehenswürdigkeiten von Siem Reap ist seiner Nähe zum Tonle Sap geschuldet, seines Zeichens der grösste Süsswassersee Südostasiens. Sein Abfluss mündet in Phnom Penh in den Mekong und dessen gewaltige Wassermassen lässt den Abfluss in der Regenzeit seine Fliessrichtung ändern. Das wiederum lässt den Tonle Sap auf das 5-fache seiner Trockenzeit-Grösse anwachsen und hat den Bewohnern einen ganz eigenen Lebensstil aufgenötigt: Das Hausboot. Es existieren heute noch mehrere sog. Floating Villages, die Gesamtpopulation wird auf ca. 80’000 Leute geschätzt. Mit Osmose Tours haben wir uns für einen teureren aber dem Community-based Tourism (CBT) verpflichteten Anbieter entschieden, was unter Anderem deshalb cool war, weil Martina ihre Bachelor-Arbeit im Bereich CBT geschrieben hat. Der zweitägige Ausflug hat einen vertieften Blick in die Lebensgewohnheiten der Bewohner erlaubt und auch eine Übernachtung bei einer Gastfamilie beinhaltet. Insgesamt einfach nur wow.

Eine zweite Community auf dem Weg nach Prek Toal
Eine zweite Community auf dem Weg nach Prek Toal

 

Unsere Community Prek Toal
Unsere Community Prek Toal

 

Unsere Basis in Prek Toal, das Osmose Hausboot mit Küche, Schule & Gemeinschaftswerkstätte
Unsere Basis in Prek Toal, das Osmose Hausboot mit Küche, Schule & Gemeinschaftswerkstätte

 

Der tägliche Einkauf wird bei schwimmenden Händlern besorgt
Der tägliche Einkauf wird bei schwimmenden Händlern besorgt

 

Das Konzept von Osmose ist wirklich sehr überzeugend und wie wir vor Ort gesehen haben, scheint es auch diszipliniert umgesetzt zu werden. Vor allem das Rotationsprinzip haben wir sehr einleuchtend gefunden, so kann jeden Tag eine andere Familie die Kochmannschaft stellen um so ihr Einkommen aufzubessern.

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Im Laufe meiner Zigarettenpause auf dem Dach unserer Basis habe ich ca. sieben Erwachsene sowie mehrere Kleinkinder im Hausboot hinter uns entdeckt. Man überlege sich das, sieben Erwachsene verbringen ihr tägliches Leben zusammen in einem oder vielleicht zwei Räumen! Und das ihr Leben lang!

Mit unserer Gastfamilie, welche aus einem sehr netten älteren Herrn, seiner Tochter sowie zwei unbekannten jungen Leuten bestand, hatten wir so gesehen mehr Glück. Aufgrund seiner in Amerika lebenden Tochter haben sie einen gewissen bescheidenen Wohlstand, das heisst zusätzlich zu den mit Tüchern abgetrennten Schlafräumen eine Mischung aus Veranda & Wohnzimmer, Strom aus Solarpaneln und einen Röhrenfernseher. Aber kambodschanisch bescheiden ist immer noch sehr bescheiden, sogar im südostasiatischen Vergleich: kein fliessend Wasser (aka Duschen heisst Schöpfkelle aus Fass mit Flusswasser – nebst der hauseigenen Krokodilfarm wohlgemerkt..), vier Stromsparlampen und sehr rustikal gebaut & eingerichtet… Nach Lichterlöschen lag mein an die Klimaanlage gewöhnter Körper im super herzig hergerichteten Nachtlager mit Matraze & Moskitonetz und schwitzte leise vor sich hin. Der Geruch vom Wasser, dass wohl oder übel alles so Anfallende aufnehmen muss, war mal besser, mal schlechter zu ertragen. Die ohrenbetäubend übers Wasser knatternden Speed-Langböötchen taten ihr Übriges. Wie mir Martina mitteilte war ihr Befinden in etwa ähnlich. Auf Deutsch; an Schlaf war für uns leicht verweichlichte Westler gerade nicht zu denken. Nachdem ich die Zeit dort für ein bisschen rumsinnieren genutzt habe, kann ich für mich persönlich wohl folgendes sagen: Man kann sich an viele kleine (oder grössere) Unannehmlichkeiten wahrscheinlich irgendwann gewöhnen aber mit der fehlenden Privatsphäre hätte ich extrem Mühe. Auf ein Leben hinaus gesehen gibt es so tausende Momente, wo man einfach seinen eigenen kleinen Raum haben möchte, sei er auch noch so klein….

Zurück in Siem Reap, von Neuem begeistert von unserem Hotelzimmer, ging es nun an’s Eingemachte: Angkor Wat:

Um es vorwegzunehmen: Angkor Wat ist nur eine (wenn vielleicht auch die eindrücklichste) Tempelstätte im Gebiet um Siem Reap. Ich habe mir diesen Ort immer als eine, klar abgegrenzte Tempelanlage vorgestellt. Wie ich herausfinden durfte, sind in einem riesigen Gebiet unzählige Tempelanlagen verteilt, welche über Jahrhunderte von Herrschern des Khmer Reiches errichtet wurden. Wir starteten mit Angkor Wat („Stadt“ „Tempel“), und waren gleich überwältigt mit der Baukunst und vor allem der Detailversessenheit ihres Bauherrn (König Ravanhirgendwas). Es ist also nicht ganz unberechtigt, dass Angkor Wat weltweit die berühmteste Ruine ist.

Wie die anderen Anlagen auch ist Angkor Wat ziemlich weitläufig, wurde zu ihrer Blütezeit von tausenden von Menschen bewohnt
Wie die anderen Anlagen auch ist Angkor Wat ziemlich weitläufig, wurde zu ihrer Blütezeit von tausenden von Menschen bewohnt

 

Wie auch in BKK & Phnom Penh schon zu bewundern, die Darstellung der Khmer Version des Ramayana. Diesmal einfach in Stein gehauen und dann auch noch abartig detailliert.
Wie auch in BKK & Phnom Penh schon zu bewundern, die Darstellung der Khmer Version des Ramayana. Diesmal einfach in Stein gehauen und dann auch noch abartig detailliert.

 

Den bekannten Foto Spot mit dem Haupttempel als Kulisse durften wir natürlich nicht auslassen
Den bekannten Foto Spot mit dem Haupttempel als Kulisse durften wir natürlich nicht auslassen

 

Neben dem hardcore „Archäologen / untergegangene Kulturen Forscher Wissen“ gab es für mich in etwa zwei wichtige Sachen zu erfahren:

Jeder Tempel wurde von einem Herrscher gebaut und sollte seine Grösse widerspiegeln. Falls er vor der Fertigstellung seines Bauwerkes gestorben ist, blieb es unvollendet. In Angkor Wat geht das soweit, als das in der Mitte des Türbogens einfach aufgehört wurde die Verzierungen zu meisseln. Nun ja, der König ist tot, weshalb weitermachen….

Die Khmer Kultur hat diverse Mal zwischen Hinduismus und Buddhismus hin- und hergewechselt, z.T. sogar unter dem gleichen König. Das äussert sich insofern als vielfach Mischformen von religiösen Symbolen auftreten oder, falls gerade wieder die Hinduisten am Ruder waren, den Buddhastatuen der Kopf abgeschlagen wurde.

Das nächste Ziel unseres Ausfluges war Angkor Thom („Stadt“ „Grossartig“), welches wir mit unserem TukTuk über wunderbare, schattige Dschungelsträsschen erreichten. Es ist WIRKLICH weitläufig…. Ich habe mir ein paar mal überlegt, was es wohl für ein Gefühl gewesen sein muss, diese Ruinen als französischer Forscher mitten im Dschungel wiederzuentdecken. Von Ruine zu Ruine zu klettern, im Wissen, dass dies wohl seit Jahrhunderten von niemanden (westlichem!) gesehen wurde und Zeugnis einer unbekannten Hochkultur ist.

Die berühmten vierseitigen Buddhaköpfe, welche den Haupttempel von Ankor Thom (Bayon) prägen
Die berühmten vierseitigen Buddhaköpfe, welche den Haupttempel von Ankor Thom (Bayon) prägen

 

Naja, ich glaube das heisst unterbelichtet aber das RAW Bearbeitungsprogram harrt noch seinem Einsatz. Trotzdem, Bayon von hinten mit den charakteristischen vierseitigen Buddhaköpfen auf Säulen
Naja, ich glaube das heisst unterbelichtet aber das RAW Bearbeitungsprogram harrt noch seinem Einsatz. Trotzdem, Bayon von hinten mit den charakteristischen vierseitigen Buddhaköpfen auf Säulen

 

Für den letzten Besuch dieses Tages stand Ta Prohm auf dem Programm, auch bekannt als Tomb Raider Tempel. Diese Anlage fand ich besonders, weil viele und vor allem gigantisch grosse Bäume den Tempel durchwachsen haben:

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Die zweite Reise zu einer verlassenen Tempelstädte führte uns zur „Roluos Gruppe“, die älteste, erhaltene Lokation in der Umgebung von Siem Reap. Einiges unbekannter, und auch bei weitem nicht so oft besucht bietet sie eine ruhigere Umgebung zur Besichtigung. Und siehe da, die dortigen Tempel waren einige der schönsten, die wir auf unserer Reise zu sehen bekamen!

Oberste Ebene des Tempels mit Stupa im Khmer-Stil
Oberste Ebene des Tempels mit Stupa im Khmer-Stil

 

Blick vom Tempel runter auf die Umgebung inklusive bewohntem Kloster
Blick vom Tempel runter auf die Umgebung inklusive bewohntem Kloster

 

Explorer-tiinchen auf grosser Entdeckungsreise =)
Explorer-tiinchen auf grosser Entdeckungsreise =)

 

In Kambodscha haben wir sehr viele asiatische Touristen angetroffen, super ausgerüstet wie immer
In Kambodscha haben wir sehr viele asiatische Touristen angetroffen, super ausgerüstet wie immer

 

Erwartungsgemäss haben wir (wie immer in Kambodscha) sehr viele Kinder angetroffen, welche diversen Verkaufsaktivitäten nachgehen, Getränke, Handwerkskunst, etc. Es war aber schön zu sehen, dass auch hier ein Kind ein Kind sein darf.

Gummi-Twist ist worldwide, der Twist selber war aus hunderten Gummis selbstgeknüpft
Gummi-Twist ist worldwide, der Twist selber war aus hunderten Gummis selbstgeknüpft

 

Die junge Verkäuferschar
Die junge Verkäuferschar

 

Zwischen den Besuchen der Tempelruinen haben wir uns mit einem Kochkurs beglückt, welcher uns die kambodschanische Küche näherbrachte. Mein Fazit; Einflüsse aus Thailand als auch Vietnam wobei der thailändische Einfluss klar überwiegt vor allem was die Schärfe anbelangt. 8 / 10 Yummies! 😉 Mit dem Besuch einer traditionell kambodschanischen Kunstform im Schattentheater haben wir unseren Aufenthalt in Siem Reap abgerundet. Hier ist wiederum erwähnenswert, dass viele Traditionen durch den Terror der Khmer Rouge in Vergessenheit gerieten oder zumindest stark geschwächt wurden. Zwar eine weitere Baustelle in Kambodschas Entwicklung, aber eine welche mit solchem Elan angegangen wird, dass man einfach nur zuversichtlich sein kann.

Das ist die perfekte Überleitung zu einem kurzen Fazit zu Kambodscha: Es liegt vieles im Argen, es fehlt noch an allen Ecken und Enden. Dennoch ist eine gewisse Aufbruchsstimmung zu spüren, trotz Wahlunregelmässigkeiten halten alle Parteien an der Demokratie fest und es wird überall wie besessen Englisch gebüffelt. Und ja, die Leute die wir kennenlernen durften waren einfach toll, da gibts nichts hinzuzufügen…. Ich würde jederzeit wieder gehen!

Kambodscha, 18.10.2014 – 31.10.2014 (Teil 1)

Editor’s Note:
Wie viele von Euch vielleicht gar nicht glauben mögen, aber das Erstellen eines Blogeintrags ist eine erstaunlich zeitaufwändige Sache. Jaja, genug gejammert, auf jeden Fall durfte ich den Kambodscha Post nun in zwei Teile trennen, da er trotz Einsatz bis nach Mitternacht nicht fertig geworden ist….

 

Phnom Penh, 18.10.2014 – 24.10.2014

Unser Flug nach Phnom Penh war erwartungsgemäss unspektakulär; Quatar Airways, 35min Flugzeit, Flugzeug halbleer, Kommentare erübrigen sich. Am Flughafen angekommen, habe ich mich wie üblich um Internetzugang resp. die lokale SIM-Karte gekümmert. Die Wahl viel diesmal auf SMART, 4GB Flatrate für 7 USD… 🙂 Die Fahrt in das Stadtzentrum war nicht besonders aufregend aber für einen ersten Eindruck war sie bestens geeignet. Unser lustig benanntes 1UP Banana Hotel hat sich in perfekter Lage in Gehdistanz zum Unabhängigkeitsdenkmal befunden und war deshalb ein guter Ausgangspunkt für unsere Exkursionen.

Bereits am nächsten Tag sollte uns einer der schwersten Brocken unserer Kambodscha-Reise erwarten, der Besuch des ehemaligen Khmer Rouge-„Gefängnisses“ S-21. Gefängnis deshalb in Klammern gesetzt, weil von den ca. 17’000 Häftlingen nur 12 Überlebende bekannt sind und die Anderen unter unsäglichen Bedingungen zu Tode gefoltert wurden. Geschätzt ein Viertel (!) aller Kambodschaner kamen unter dem Terror-Regime der Khmer Rouge zwischen 1975 und 1979 ums Leben. Es ist unglaublich so was aufschreiben zu müssen, entspricht aber leider der Realität. Nach diesem Erlebnis mussten wir uns zuerst wieder ein bisschen sammeln und der vielerorts angepriesene Ausflug zum „Highlight“ Killing Fields haben wir auf unbestimmte Zeit verschoben.

Einige der notdürftig zusammengezimmerten Einzelzellen
Einige der notdürftig zusammengezimmerten Einzelzellen

 

Ein Verhörzimmer inkl. Photo wie es beim Einmarsch der vietnamesischen Armee vorgefunden wurde
Ein Verhörzimmer inkl. Photo wie es beim Einmarsch der vietnamesischen Armee vorgefunden wurde

 

Um uns ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen, haben wir uns am darauf folgenden Tag die Besichtigung des Königspalastes vorgenommen. Nicht nur im Altertum sondern heute noch verehren die Kambodschaner ihren König sehr und auch wenn der aktuell Amtierende keine Frau hat („Bachelor King“ wie uns unser Guide augenzwinkernd versichert hat), ist das Land weiterhin eine konstitutionelle Monarchie. Dementsprechend prachtvoll war die ganze Anlage angelegt, mit diversen Residenzen und auch interessanten Hinweisen auf die jüngere Vergangenheit. So z.B. eines von Napoleon gestiftetes Haus, welches ehemals in Somalia stand und nach Kambodscha gebracht wurde! Einmal mehr ist zu konstatieren; Die spinnen, die Franzosen… 😉

Die „Silber“-Pagode, welche über einen Boden aus reinem Silber verfügt
Die „Silber“-Pagode, welche über einen Boden aus reinem Silber verfügt

 

Eine der beeindruckenden Stupas, welche die Asche der früherigen Könige beherbergt
Eine der beeindruckenden Stupas, welche die Asche der früherigen Könige beherbergt

 

Traditionelle Schutzdämone
Traditionelle Schutzdämone

 

Der ganze nächste Tag war auf Wunsch meiner besseren Hälfte für „Tierli schauen“ reserviert, auszführen im Phnom Tamao Wildlife Rescue Center. Ich war zuerst ein bisschen skeptisch aber nur schon der Weg dorthin hat sich gelohnt, jeweils 1 1/2h TukTuk durch die südlich gelegene Countryside von Phnom Penh. Einfach cool vom Stadtzentrum bis zur ungeteerten Strasse alle Phasen des kambodschanischen „Stadt-zu-Land-Zyklus“ durchleben zu können, zumal die Erfahrung im TukTuk einfach viel eindrücklicher ist als wenn man hinter Autoscheiben weggesperrt ist:

http://youtu.be/aFnL8jtf1vo

http://youtu.be/Uw4c9fZ46Lk

Das Wildlife Center war dann riesengross aber auch abwechslungsreicher als erwartet und wir haben es zu Fuss und per TukTuk erkundet.

Der Zufall wollte es, dass beim 1ten Besuch des Tigergeheges gerade jemand hungrig Ausschau hielt...
Der Zufall wollte es, dass beim 1ten Besuch des Tigergeheges gerade jemand hungrig Ausschau hielt…

 

Gerettete Elefanten, man beachte die spezielle Elefanten-Beinprothese
Gerettete Elefanten, man beachte die spezielle Elefanten-Beinprothese

 

Affen überall
Affen überall

Auch die Vielfalt der beherbergten Tiere überraschte, so waren zu meiner Überraschung zahlreiche Krokodile zu sehen. Wie sich aber im Verlauf der Kambodscha-Reise herausstellen sollte, sind diese Urzeitviecher nicht einmal von besonders weit hergeholt…

Nach unserer super Erfahrung in Sukhothai haben wir auch in Phnom Penh eine Fahrradtour gebucht. Ein bisschen übermütig geworden durch unser erstaunlich gutes Durchhaltevermögen letztes Mal, haben wir gleich von Anfang die 40 Kilometer Tour in die ehemalige Hauptstadt Oudong gebucht. Über die Qualität der Strassen möchten wir jetzt nicht unbedingt sprechen aber die Landschaft hatte was die Flachheit und Weitsicht anbelangt zum Teil schon fast epische Qualitäten:

Ich: schon ein bisschen geschafft – Landschaft: beeindruckend

 

Blick vom heiligen Berg in Oudong
Blick vom heiligen Berg in Oudong

 

Ländliche Jugend-Gang... ;-)
Ländliche Jugend-Gang… 😉

 

Nachdem wir die mehrstündige Velotour mehr oder minder unbeschadet überstanden haben, durften wir uns zu den Locals setzen und haben zusammen mit unserem Guide Mr. Tree geschlemmt…

Man beachte die vermutlich eher frischen, dafür aber sicher gegrillten Froschleiber unter meiner Hand. Schenkel war ganz Ok, ähnlich wie Hühnchen, beim mit diversen Sachen gestopften Bauch war eher Würgen angesagt
Man beachte die vermutlich eher frischen, dafür aber sicher gegrillten Froschleiber unter meiner Hand. Schenkel war ganz Ok, ähnlich wie Hühnchen, beim mit diversen Sachen gestopften Bauch war eher Würgen angesagt

 

Am Anfang ein bisschen scheu, aber nachher wurde mit Martina fleissig Englisch geübt
Am Anfang ein bisschen scheu, aber nachher wurde mit Martina fleissig Englisch geübt

 

Alles in allem war die Fahrradtour auch diesmal wieder super interessant und so simpel es ist, landschaftlich auch einfach schön. Vorallem abgelegenere Gebiete lassen sich mit dem Velo verhältnismässig einfach erkunden und der lokale Guide tut sein übriges, um dem aktuell bereisten Land wieder ein bisschen näher zu kommen.

Mr. Tree in Action...
Mr. Tree in Action…

 

Verwundert über den fehlenden Muskelkater haben wir uns am nächsten Tag in das Nationalmuseum aufgemacht. Dort wird für mich zum ersten Mal fühlbar, welch grossartige Hochkultur unter den Khmer einst erblühte. Wie in ganz Südost-Asien laufen die Einflüsse der zwei bestimmenden Religionen, Hinduismus & Buddhismus, fliessend ineinander und verweisen immer wieder auf den indischen Subkontinent. Trotz dieser Einflüsse haben die Khmer eine sehr eigenständige Kultur entwickelt und unglaublich Kunstgegenstände sowie Sakralbauten gewaltigen Ausmasses hinterlassen. Das das weltbekannte Angkor Wat nur eines dieser Wunderwerke ist, werden wir in Kürze herausfinden.

 

Nun ja, hier wird es in Kürze weitergehen, mehr als die Hälfte ist schon verfasst… 😉